Gender Gap

Gender Gap

Gender Gap (Anglizismus, von engl. Gender, soziales Geschlecht, und Gap, Lücke, Abstand) bezeichnet in der Soziologie und der Volkswirtschaft einen beobachtbaren Unterschied zwischen den sozialen Geschlechtern.

Die Vereinten Nationen erkennen den Gender-related Development Index (GDI) und den Gender Empowerment Measure (GEM) als Indikatoren weltweiter auf das Geschlecht bezogener Unterschiede an. Der GDI misst Unterschiede in den Bereichen Gesundheit, Einkommen und Bildung, der GEM umfasst bestimmte Aspekte der Geschlechterverhältnisse in Wirtschaft und Politik.[1]

Zusätzlich bietet der vom Weltwirtschaftsforum herausgegebene Global Gender Gap Report einen Überblick über weltweite Unterschiede in den Bereichen Wirtschaft, Bildung, Politik und Gesundheit.

Inhaltsverzeichnis

Wirtschaft

In der Wirtschaft werden als Gender Gap insbesondere Unterschiede zwischen dem prozentualen Anteil an Männer- und Frauenerwerbsbeteiligung, Geschlechtsunterschiede in Berufswahl und Art der Erwerbstätigkeit sowie Unterschiede bezogen auf das Entgelt pro Zeiteinheit bei vergleichbarer Tätigkeit (der Gender Wage Gap) betrachtet.[2]

Unterschiede in der Männer- und Frauenerwerbsbeteiligung lassen sich in Bezug auf Männer- und Frauenerwerbsquoten und in der Verteilung der Arbeitszeiten feststellen (siehe auch Polarisierung von Arbeitszeiten).

Unterschiede in der Berufswahl manifestieren sich besonders deutlich in Form von Männerdomänen und Frauendomänen in der Erwerbsarbeit. Vgl. Liste von Frauenanteilen in der Berufswelt.

Die Publizistin Heleen Mees unterstrich in einem Project Syndicate-Beitrag von 2007 unter dem Titel Die Kosten des Gender-Gap, dass die Lohnlücke das Wirtschaftswachstum hemme, und sie betonte die geringe weibliche Besetzung von Spitzenpositionen in Westeuropa verglichen mit einigen asiatischen Staaten: Auf den Philippinen finden sich in 89 % der Unternehmen Frauen in hochrangigen Managementpositionen. China, Hongkong, Indonesien, Taiwan, und Singapur liegen im Hinblick auf Frauen in Spitzenpositionen knapp dahinter. Sogar in Indien, wo mehr als die Hälfte der Frauen und Mädchen Analphabeten sind, gibt es mehr Frauen in Top-Managementpositionen als in Ländern wie Deutschland und den Niederlanden.[3]

Bildung

Bildungsunterschiede zwischen Männern und Frauen beziehungsweise zwischen Jungen und Mädchen (engl. Gender Education Gap) sind vor allem im Bereich Analphabetismus zu beobachten.

Gesundheit

Als Gender Health Gap werden Unterschiede in Gesundheitszustand oder gesundheitlicher Versorgung zwischen Männern und Frauen bezeichnet. Unterschiede im Bevölkerungsanteil von Männern und Frauen ergeben sich durch geschlechtsspezifische Unterschiede der Lebenserwartung, auch mit Bezug auf Säuglingssterblichkeit und Kindersterblichkeit in Kombination mit Unterschieden der Geburtenraten, wobei letztere vielfach durch pränatale Selektion (etwa durch pränatale Diagnostik und auf das Geschlecht bezogene selektive Abtreibung) beeinflusst sind.

Bei Wikipedia

Wikipedia entwickelte sich über das erste Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts zu einer vorrangigen Informationsquelle[4]. Im Jahr 2010 gab die Wikimedia Foundation eine wissenschaftliche Untersuchung der englischsprachigen Wikipedia in Auftrag, die auf ein Zahlenverhältnis der dort Beiträge zu Artikeln liefernden Frauen und Männer von etwa eins zu fünf verweist (ca. 15 Prozent zu 85 Prozent), das zudem keine Tendenz zur Angleichung erkennen lässt.[5] Als Gender Gap bekannt wurde dieses unausgewogene Geschlechterverhältnis bei Wikipedia durch einen Artikel der New York Times von Anfang 2011.[6]

Die Wikimedia Foundation hat inzwischen das Ziel formuliert, diesen Frauenanteil der bei Wikipedia Aktiven bis 2015 auf 25 Prozent zu steigern.[7] Dabei gehe es Wikimedia-Geschäftsführerin Sue Gardner zufolge „darum, sicherzustellen, dass die Enzyklopädie so gut ist, wie sie sein kann“[8]. Erreicht werden soll dies nach Gardner durch subtile Methoden, etwa durch eine stärkere Betonung darauf, dass alle Neulinge bei Wikipedia willkommen sind. Auf spezielle Angebote für Frauen soll dabei verzichtet werden.[9] Die Foundation richtete darüber hinaus Anfang des Jahres eine Mailingliste ein.[10]

Einzelnachweise

  1. ↑ Schlussbericht der Enquete-Kommission Globalisierung der Weltwirtschaft - Herausforderungen und Antworten. Abschnitt 6.1.1: Geschlechtsspezifische Problemlage. www.bundestag.de, abgerufen am 6. Juni 2010.
  2. ↑ Gender Gap. In: Concise Encyclopedia of Economics. Abgerufen am 6. Juni 2010 (engl.).
  3. ↑ Heleen Mees: Die Kosten des Gender-Gap. Project Syndicate, 29. August 2007, abgerufen am 6. Juni 2010.
  4. ↑ vgl. Roger Cloes, Tim Moritz Hector: Entwicklung und Bedeutung der im Internet ehrenamtlich eingestellten Wissensangebote insbesondere im Hinblick auf Wiki-Initiativen. Infobrief WD 10 - 3010 - 074/11; Deutscher Bundestag/Wissenschaftliche Dienste, 1. Juli 2011, S. 3/10. Abgerufen am 9. Oktober 2011.
  5. ↑ S.K. Lam, A. Uduwage, Z. Dong, S. Sen, D.R. Musicant, L. Terveen, J. Riedl: WP:Clubhouse? An Exploration of Wikipedia's Gender Imbalance. S.3. Abgerufen am 9. Oktober 2011.
  6. ↑ nytimes.com: Define Gender Gap? Look Up Wikipedia’s Contributor List. 30. Januar 2011. Abgerufen am 9. Oktober 2011.
  7. ↑ S.K. Lam, A. Uduwage, Z. Dong, S. Sen, D.R. Musicant, L. Terveen, J. Riedl: WP:Clubhouse? An Exploration of Wikipedia's Gender Imbalance. S.1. Abgerufen am 9. Oktober 2011.
  8. ↑ Missy Magazine #03/11: Gendergap, der. S. 18.
  9. ↑ derstandard.at: Wikipedia will mehr weibliche Autoren. 31. Jänner 2011. Abgerufen am 9. Oktober 2011.
  10. ↑ Gendergap -- Increasing female participation in Wikimedia projects. Abgerufen am 9. Oktober 2011.

Wikimedia Foundation.

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