- Gilf el-Kebir
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23.44138888888925.839722222222Koordinaten: 23° 26′ N, 25° 50′ O
Das Gilf el-Kebir (auch Die Große Barriere; arabisch الجلف الكبير, DMG al-Ǧilfu l-kabīr) ist ein Kalkstein-Hochplateau im äußersten Südwesten Ägyptens an den Grenzen zu Libyen und dem Sudan. Es ragt ungefähr 300 Meter über die umliegende Wüste empor und erstreckt sich über 7770 Quadratkilometer. Im Südosten des Plateaus herrschen massive Felsformationen und tief eingeschnittene Wadis vor. Der nördliche Teil des Plateaus ist deutlich zerklüfteter, was auf die auszehrenden Kräfte des Sandes des sich nördlich anschließenden Großen Sandmeeres zurückzuführen ist. Die Wadis sind hier besonders breit.[1]
Das Gilf el-Kebir besticht durch seine schroffe Szenerie, seine Entlegenheit und seine geologische Bedeutung. Das Gebiet ist geprägt von Vulkanismus, Tektonik und Erosion. Während der Feuchtphasen der Sahara gab es Wälder, Vieh und Viehnomaden. Steinwerkzeuge der Jagd kann man heute noch finden. Vom Plateau entwässerten mächtige Flüsse durch lange Wadis in die Ebenen. Eine Aridisierung der Region setzte erst spät ein.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
In prähistorischer Zeit waren die Wadis des Gilf el-Kebir noch bewohnt.
Erforschungsgeschichte
- Die Bergformationen des Gilf el-Kebir fielen nachgewiesenermaßen im Jahr 1910 erstmals dem Forscher W. J. Harding-King auf.
- 1911 bekam der Wüstenforscher John Ball die Region zu Gesicht. Ihm folgte 1918 ein gewisser Lieutenant Moore.
- Die erste kartografische Teilerfassung erfolgte 1921 durch den ägyptischen Forscher Prinz Kamal al-Din Hussein. Für das National Geographic Magazine verfasste er einen Beitrag über das Gilf el-Kebir.
- Der ungarische Saharaforscher und Entdecker Ladislaus Eduard Almásy erkundete zusammen mit drei Briten, Sir Robert Clayton, Kommandant Penderel und Patrick Clayton[2] in den Jahren 1932/1933 erstmals verschiedene vegetationsreiche Wadis des Plateaus, deren Erforschung später weitere Forschergruppen anzog. Almásy fand auch die prähistorischen Felsbilder von Säugetieren und schwimmenden Menschen.[3] Bereits bei den ersten Erkundungsflügen konnte die Expedition nahezu runde, kraterähnliche Hügel, deren Charakter nur aus der Luft erkennbar ist, die sogenannten Clayton Craters (N25°22’ E25°24’ und N22°30' E25°54') entdecken. Deren Entstehung ist bis heute nicht vollständig abgeklärt.
- 1938 vermaß der britische Ingenieur und Saharadurchquerer Ralph Alger Bagnold die Gegend. Der Gründer und erste Kommandeur der Long Range Desert Group der British Army im Zweiten Weltkrieg wurde dabei ausgestattet und unterstützt von der Royal Geographical Society, einer Gelehrtengesellschaft, deren Mitglied er war, und die es sich zur Aufgabe gemacht hatte, „die mineralische Struktur der Erde zu erforschen“.[4]
- Die Abgeschiedenheit der Region ließ eine Vervollständigung des Kartenwerks erst in den 1970er Jahren zu. Als ebenfalls in diesen Jahren die NASA nach einer Landschaft auf der Erde suchte, die den für wissenschaftliche Zwecke gefertigten Marsfotos vergleichbar käme, stellte man fest, dass das Gilf el-Kebir diesen Erwartungen am nähesten kam.
- Der vielseitige ägyptisch-deutsche Reiseunternehmer Samir Lama gründete 1970 im Gilf el-Kebir ein Reisebüro, um diesen Teil der Wüste dem Tourismus zugänglich zu machen.
- 2002 entdeckten der frühere ägyptische Leutnant Ahmed El Mestekawy und der Italiener Jacopo Foggini einen Felsüberhang, der zwar nach ihnen Mestekawi-Foggini Cave benannt wurde, besser bekannt wurde allerdings als New Cave. Sie ist die größte mit Felsmalereien ausgestaltete Höhle des Gilf el-Kebir. Neben Jagdszenen sind hier auch Feierlichkeiten, möglicherweise sogar religiöse Zeremonien in die Wände verewigt. Neben Giraffen tauchen hier Steinböcke und Gazellen auf.[5] Etliche kopflose Tiergestalten - möglicherweise mythische Wasserwesen - tauchen auf und könnten als Wesen der Fruchtbarkeit gedeutet werden. Besonders ungewöhnlich sind Darbietungen von Handumrissen, die sich über einen Wandbereich hinziehen und offenbar durch Anspritzen von Händen erzeugt wurden.
Petroglyphe
Die berühmtesten prähistorischen Felsmalereien und -gravuren sind im Wadi Sura anzutreffen. Besonders spektakulär ist die der Höhle der Schwimmer. Deren Entdeckung ist dem Forscher Ladislaus Almásy (heute zwar verfremdet, aber besser bekannt als Der englische Patient nach einer Novelle des kanadischen Romanautors Michael Ondaatje), zuzuschreiben. Zumeist werden Menschen dargestellt. Manche dieser Menschen schwimmen (in Gruppen), was auf die frühere hohe Fruchtbarkeit der Region und auf Seenlandschaften schließen lässt. Weitere Motive sind Giraffen, Strauße und Hunde.[6] Es handelt sich um die höchste Konzentration von Felsmalereien Ägyptens an einem Ort.
Die Wadis
Die Wadis des Gilf el-Kebir sind vielzahlig und sehr verschiedenartig.
- Ein besonders beeindruckendes Wadi ist das Wadi Hamra (= Rotes Wadi), das mit seinem roten Sand gegen die schwarze Felsenlandschaft kontrastiert. Das Wadi kerbt sich tief in das Hochplateau ein und gliedert sich in nordöstlicher Verlaufsrichtung in drei getrennte Täler auf.[7] [8] Das Wadi dient den meisten Expeditionen als Startpunkt in Richtung des Großen Sandmeers.[8] Es finden sich auch Akazien [8] und mindestens drei Felsritzungen. Eines davon zeigt höchstwahrscheinlich drei Rhinozerosse. Noch in den 1930er Jahren war das Wadi begrünt und die Tebu-Beduinen konnten dort ihre Tiere, zum Beispiel Kamele und Rinder, weiden lassen.[8]
- Im Wadi Sura, auch Wadi Sora (Tal der Bilder)(وادي صورة) liegt die Höhle der Schwimmer.
- Im Wadi Abd al-Malik ist üppige Vegetation anzutreffen.
- Überreste von Lastkraftwagen und Autos der Long Range Desert Group sowie ein aufgelassener Armee-Laster aus dem zweiten Weltkrieg (letzterer heute im Al Alamein-Museum) beeindruck(t)en im Wadi Dayiq (وادى الضيق).
- Weitere fruchtbare Wadis sind das Wadi al-Bakht (وادى البخت) und das Wadi Wassa (وادى وسع).
Weitere Wadis:
- Wadi Akhdar وادى الاخض
- Wadi Firaq وادى فراق
- Wadi Gazayir وادى الجزائر
- Wadi Maftuh وادى مفتوح
- Wadi Mashi وادى مشى
Die traditionelle Auffahrt auf das Plateau wird über den knapp 60 km östlich vom Wadi Sura gelegenen Aqaba Pass (N23°24,46’ E25°41,91’) bewältigt. Der Pass wurde von Almásy entdeckt und so benannt. Er ist unter Wüstentouristen auch als Gap bekannt, weil an dieser Stelle ein breiter Einschnitt zwischen der Nordwest- und der Südosthälfte des Gilf Kebir besteht. Als attraktive Abfahrten gelten das Wadi Ab el Malik oder auch das Wadi Hamra nach Norden.
Gilf el-Kebir-Nationalpark
Das Gilf el-Kebir-Hochplateau ist Bestandteil des gleichnamigen Nationalparks, zu dem auch das Große Sandmeer und das Gabal Uwainat-Massiv gehören. Im großen Sandmeer liegt das Silicia Glasfeld. Hier finden sich die einmaligen Impaktgläser (Libysches Wüstenglas).[9] Vornehmlich auf sudanesischem teilweise auch auf libyschem Grenzterrain liegt in der Verlängerung des Gilf el-Kebir-Plateaus, der geologisch ebenfalls aufsehenerregende 1'934 Meter hohe Gabal Uwainat.[10] Insgesamt umfasst der Park eine Fläche von 48.533 Quadratkilometern.
Weblinks
- Hans-Joachim Pachur,Norbert Altmann, Die Ostsahara im Spätquartär: Ökosystemwandel im größten Hyperariden Raum der Erde (geologische Informationen)
- Alberto Siliotti, Gilf Kebir National Park
- Silica Glasfeld und Wadi Sura
- BBC-News präsentiert: Legends haunt remote nomad's land
- Rock Art Documentation Project
Einzelnachweise
- ↑ Gilf el-Kebir in Ägypten
- ↑ Alberto Siliotti, Gilf Kebir National Park
- ↑ „Seine archäologischen Funde - Höhlenzeichnungen, die Giraffen, Nilpferde, Zebras und andere Tiere darstellen - belegen, dass die Sahara einst eine fruchtbare Region war.“ In: Sahara - das versunkene Paradies, Film von Michael Schlamberger . Phoenix, 3. April 2011, 21.05
- ↑ Erforschung
- ↑ Mohamed el Hebeishy, Frommer's Egypt
- ↑ Felsmalereien
- ↑ Die Wadis
- ↑ a b c d Tondok: Faszination Libysche Wüste
- ↑ Das Silicia-Glasfeld
- ↑ Gabal Uwainat
Kategorien:- Geographie (Ägypten)
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