- Libysches Wüstenglas
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Die als Libysches Wüstenglas, kurz auch LDG (Libyan Desert Glass) oder LDS(G) (Libyan Desert Silica (Glass)) bekannten Impaktgläser werden im Gebiet des großen Sandsees, der sich von Libyen nach Ägypten erstreckt, gefunden.
Inhaltsverzeichnis
Entstehung
Die Gläser entstanden beim Einschlag eines Meteoriten, der vor etwa 28 bis 30 Millionen Jahren in Nordafrika niedergegangen ist. Bei hohem Druck und Temperaturen wurde der damals oberflächlich anstehende Sandstein aufgeschmolzen und die flüssige Schmelze fortgeschleudert. Bei rascher Abkühlung in der Flugphase konnte so Glas entstehen.
Das Wüstenglas besteht zu 98 % aus Lechatelierit, einem natürlichen Quarzglas. Es konnten Einschlüsse von Baddeleyit, der bei Temperaturen von über 1700 °C aus Zirkonsand entsteht, sowie Spuren des Meteoriten (bis zu 0,5 %) nachgewiesen werden, was eine ebenfalls diskutierte Entstehung als Ablagerung eines mit gelöstem Siliziumdioxid angereicherten Sees ausschließt. Das Wüstenglas wird den Impaktgläsern zugerechnet, da es sich von den Tektiten durch einen bis zu 30-mal höheren Gehalt an Wassereinschlüssen von bis zu 0,16 % unterscheidet.
Ein Einschlagkrater, der in Zusammenhang mit der Entstehung der Wüstengläser steht, konnte noch nicht eindeutig identifiziert werden. Allerdings ist im Jahre 2006 bei Auswertungen von Satellitenaufnahmen mit dem Kebira-Krater ein geographisch passender Krater mit einem Durchmesser von 31 km entdeckt worden. Genauere Untersuchungen stehen jedoch noch aus. Eine andere Spekulation erwägt einen dem Tunguska-Ereignis ähnlichen Vorfall: Innerhalb der Erdatmosphäre explodierte ein Meteorit und hinterließ so keinen Krater. Die Explosion hätte hier jedoch circa 10.000-mal größer sein müssen, als in Sibirien am 30. Juni 1908.
Historie
Das libysche Wüstenglas wurde schon in der Jungsteinzeit als Werkzeug oder als Pfeilspitze genutzt, ein zwölf Zentimeter langer Faustkeil aus dieser Epoche wird unter anderem im Pariser Muséum national d'histoire naturelle ausgestellt. Das relativ unspektakuläre Äußere des seltenen Minerals führte im Laufe der Zeit immer wieder zu Verwechslungen mit herkömmlichem Glas oder Keramiken. Howard Carter hielt 1922 das Material des Skarabäus im Pektoral des Pharaos Tutanchamun noch für Chalcedon, eine Quarzart.
Es waren die englischen Geologen Patrick A. Clayton und Leonard James Spencer, die 1932 LDSG erstmals wissenschaftlich erfassten, größere Mengen sammelten und die Untersuchungsergebnisse 1933 publizierten.
1998 gelang schließlich dem italienischen Mineralogen Vincenzo de Michele mittels einer Refraktometer-Untersuchung der Nachweis, dass auch der Skarabäus des Tutanchamun ein geschliffenes Stück des libyschen Wüstenglases ist.
Eigenschaften und Beschreibung
Die Farbe des Libyschen Wüstenglases variiert von hellgelb, honiggelb, grüngelb, milchig weiß bis schwarzgrau. An der Erdoberfläche gefundene Exemplare sind oft vom Wüstensand poliert (Windschliff), in der Erde steckende hingegen zerfressen und matt. Die Härte nach Mohs beträgt 6 bis 7, die Dichte liegt bei 2,2 g/cm³, der Bruch ist muschelig und die Schmelztemperatur liegt bei ca. 1700 °C.
Chemische Zusammensetzung:
- 97,92 % SiO2
- 1,37 % Al2O3
- 0,02 % K2O
- 0,37 % FeO
- 0,05 % MgO
- 0,21 % CaO
- 0,26 % Na2O3
- 0,19 % TiO2
Vorkommen
Das Streugebiet in der libysch-ägyptischen Wüste umfasst etwa 6500 km² und liegt zwischen dem großen Sandsee nahe der Oase Koufra im Südwesten Ägyptens und dem N’Giffel-Khabir-Plateau (Gilf Kebir) im ägyptisch-libyschen Grenzgebiet, das teilweise militärisches Sperrgebiet ist. Wanderdünen geben dort immer wieder einzelne Exemplare des Wüstenglases frei. Das Gesamtvorkommen wird auf etwa 1400 Tonnen geschätzt.
Literatur
- P.A. Claydon, L.J. Spencer: Silica Glass from the Libyan Desert, Vortrag vom 9. November 1933. Volltext online
- G. Heinen: Tektite - Zeugen kosmischer Katastrophen, Eigenverlag, Luxemburg, 1997. Inhaltsangabe
- V. de Michele (Hrsg.): Proceedings of the Silica '96 Meeting on Libyan Desert Glass and related desert events, Bologna, 1997. Inhaltsangabe
- Th. Monod: Désert libyque. S. 187 – 197. Editions Arthaud, Paris 1994. ISBN 2-7003-1023-3
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