- Carosserie Hess
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Die Carrosserie Hess AG mit Sitz in Bellach im Kanton Solothurn in der Schweiz ist ein mittelständischer Hersteller von Bussen, Bus-Bausätzen und Nutzfahrzeugen. Seit Auflösung der NAW Nutzfahrzeuge AG per Anfang 2003 ist Hess der letzte verbliebene Schweizer Nutzfahrzeughersteller.
Das 1919 gegründete Unternehmen Hess war lange nur ein Hersteller von Busaufbauten, während das Chassis von anderen, meist ausländischen Herstellern (Volvo, Mercedes-Benz etc.) gefertigt wurde. Mit dem langsamen Niedergang der bekannten Schweizer Hersteller Franz Brozincevic & Cie (FBW) und Saurer, der 1982 in der Nutzfahrzeuggesellschaft Arbon & Wetzikon (NAW) aufgefangen wurde, wurde Hess neben den anderen damaligen Schweizer Aufbauherstellern R+J (Ramseier und Jenzer, Biel) bzw. LN (Lauber et fils, Nyon; zu R+J gehörend) faktisch zum exklusiven Lieferanten von Aufbauten der NAW-Fahrzeuge. Nachdem 2002 seitens von Mercedes-Benz, welche an NAW beteiligt war, beschlossen wurde die NAW zu liquidieren, übernahm Hess verstärkt die Produktion von kompletten Bussen, die aufgrund der verhältnismässig hohen Produktionskosten praktisch nur innerhalb der Schweiz verbreitet sind.
Die Produktpalette von Hess umfasst die seit 1982 patentrechtlich geschützte Produktserie Co-Bolt, die als Lizenznachbau auch ins Ausland (Skandinavien, Osteuropa, Australien, Neuseeland und USA) verkauft werden konnte, dort allerdings in der Regel unter dem Namen des Lizenznehmers vermarktet wird.
Mehr Beachtung finden die unter dem eigenen Namen vermarkteten Produkte in der Schweiz, wie die exotisch anmutenden Trolleybus-Anhänger, wie sie in Lausanne, Zug und Luzern eingesetzt werden. Deutlich weiter verbreitet sind Trolleybusse, die aufgrund des Nischendaseins in Deutschland in den Produktepaletten von deutschen Herstellern kaum mehr gepflegt werden. Aktuellstes Produkt ist der sogenannte Swisstrolley der dritten Generation (ST3), der mechanisch vollständig von Hess stammt und üblicherweise mit elektrischer Ausrüstung von Vossloh-Kiepe geliefert wird.
Abgeleitet vom ST3 wurde ein weiteres exotisch anmutendes Produkt, das sogenannte lighTram3, ein Doppelgelenktrolleybus (DGT), der von der Grösse her eine Zwischenstufe zwischen einem (Gelenk-)Bus und einem Tram einnimmt und auf Städte abzielt, die einst Tramlinien durch Trolleybusse ersetzt haben. Ein erster Versuch Ende 2003 in Genf erwies sich als erfolgreich, seither werden in Genf für stark frequentierte Linien DGT beschafft. Auf Basis einer Ausschreibung wurde Mitte 2005 auch in Zürich die Beschaffung von DGT beschlossen; mit einem fabrikneuen Leihfahrzeug aus der Genfer Lieferung wurde Anfang 2006 in einem einmonatigen Versuchsbetrieb der Nachweis über die Eignung des Fahrzeugs erbracht. Weitere Einsatzgebiete des DGT sind Luzern und St. Gallen, wobei letztere Stadt einen ihrer NAW-Trolleybusse nachträglich mit dem Anbau eines Nachläufers zu einem DGT verlängern liess. Dabei wurde der ursprüngliche Trolleybus modernisiert und verfügt nun im Nachläufer über zwei niederflurige Einstiege.
Im August 2007 wurde ein auf Basis des lighTram3 entwickelter Doppelgelenkbus mit Hybridantrieb vorgestellt. Technisch einem Trolleybus ähnlich, dient bei diesem als lighTram Hybrid bezeichneten Fahrzeug ein mit konstanter Drehzahl laufender Scania-Dieselmotor der Stromgewinnung, des Weiteren wird beim Bremsen gewonnene Energie in Supercaps zwischengespeichert und für Anfahrvorgänge genutzt.
Als nicht öffentlich gehandelte Aktiengesellschaft im Familienbesitz veröffentlicht Carrosserie Hess keine Geschäftszahlen.
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