Tübingen (1922)

Tübingen (1922)
Tübingen
Lazarettschiff Tübingen.jpg
p1
Schiffsdaten
Flagge FrankreichFrankreich (Nationalflagge zur See) Frankreich
Deutsches ReichDeutsches Reich (Handelsflagge) Deutsches Reich
andere Schiffsnamen
  • Gouverneur-Général Tirman
Schiffstyp Passagierschiff
Bauwerft Forges & Chantiers de la Mediterranee, Le Havre
Stapellauf 25. Februar 1922
Verbleib Am 18. November 1944 versenkt
Schiffsmaße und Besatzung
Länge
102,5 m (Lüa)
Breite 13,63 m
Vermessung 3.509 BRT
Maschine
Maschine 4 Dampfkessel
3-Zyl.-Verbundmaschine[1]
Maschinen-
leistung
5.200 PS (3.825 kW)
Geschwindigkeit max. 17,5 kn (32 km/h)
Propeller 1

Die Tübingen war ein deutsches Lazarettschiff im Zweiten Weltkrieg. Das ehemals französische Passagierschiff lief am 25. Februar 1922 unter dem Namen Gouverneur-Général Tirman bei Forges & Chantiers de la Mediterranee in Le Havre vom Stapel. Es wurde von der Reederei Société Générale de Transport Maritimes (S.G.T.M.) für den Passagierverkehr eingesetzt.

Es kam unter deutsche Flagge und begann seinen Dienst als Wohnschiff der deutschen Kriegsmarine am 1. Januar 1943 in Marseille, Frankreich. Am 24. Juli 1943 begann der Umbau zum Lazarettschiff und ab dem 1. November 1943 wurde es unter dem Namen Tübingen als solches verwendet.[1]

Inhaltsverzeichnis

Die letzten Tage vor der Versenkung

Bis Mitte Oktober 1944 hatte das Lazarettschiff Tübingen rund 14.000 Verwundete über die Adria in Sicherheit gebracht. Am 24. Oktober 1944 traf sie befehlsgemäß in Saloniki ein und übernahm 1019 Verwundete, um sie nach Norditalien zu bringen. Vor Chios wurde sie durch einen britischen Flottenverband gestoppt und untersucht. Da alles in Ordnung war, durfte sie weiterfahren.

Drei Tage später wurde sie wieder von den Briten gestoppt, die sie aufforderten, ihnen nach Alexandria zu folgen. Angesichts der Kanonen des britischen Kriegsschiffes blieb der Tübingen keine Wahl, und am 30. Oktober lief sie in Alexandria ein. Dort wurde das Schiff wieder gründlich und ohne Beanstandungen untersucht. Dennoch wurden am 31. Oktober alle Verwundeten evakuiert und in britische Kriegsgefangenschaft überführt. Die Tübingen selbst durfte Alexandria wieder verlassen.

Anschließend lag sie vor dem montenegrinischen Hafen Bar und übernahm dort Verwundete, wobei sie in ein Gefecht zwischen britischen Zerstörern und einer deutschen Küstenbatterie geriet. Tatsächlich verlegten die Briten ihr Feuer weiter landeinwärts und stellten es schließlich ganz ein, als die Tübingen darauf hinwies, dass sie ein Lazarettschiff sei und Gefahr für ihre Sicherheit bestehe.

Wenig später wurde das Schiff noch einmal von den Briten aufgebracht und zwangsweise in den italienischen Hafen von Bari geleitet. Dort wurden wieder alle Verwundeten ausgeschifft und in Gefangenschaft überführt. Im Hafen lag schon ein weiteres deutsches Lazarettschiff, die Bonn.[2]

Der Angriff

Das französische Passagierschiff Gouverneur-Général Tirman, das während des Zweiten Weltkriegs als deutsches Lazarettschiff Tübingen genutzt wurde.

Die Tübingen lief am 17. November 1944 unter dem Kommandanten Kapitän Dietrich Hermichen aus dem italienischen Hafen Bari aus, um verwundete deutsche Soldaten von der Balkenhalbinsel abzuholen. Zuvor wurde das Schiff gründlich untersucht. Der Kurs und Zweck der Fahrt wurden der britischen Regierung rechtzeitig bekanntgegeben.[3]

Am 18. November 1944 herrschte klares wolkenloses Sonnenwetter und das Lazarettschiff befand sich in der Nähe von Pola, 3,5 Meilen südlich von Kap Promontore als es von drei britischen Jagdbombern überflogen wurde. Ihnen folgten um 7:45 Uhr zwei weitere britische Beaufighters, die das Schiff aber nicht überflogen, sondern von der Steuerbordseite mit Bordwaffen und Raketen angriffen. Anschließend griffen sie getrennt von beiden Seiten an und erzielten zahlreiche Treffer. Der Maschinenraum wurde getroffen und ein Dieselöltank im Maschinenraum in Brand gesetzt. Das Schiff bekam Schlagseite und das Funkgerät war ausgefallen, als der dritte Angriff begann. Dabei wurde die Ruderanlage zerstört.

Die Luftangriffe dauerten etwa 10–12 Minuten. Danach war die sinkende Tübigen allein.[2] 30 Minuten nach dem Angriff sank das deutsche Lazarettschiff. Neun Besatzungsmitglieder wurden getötet, weitere verletzt. Den meisten Schiffbrüchigen gelang es, sich in Rettungsboote zu retten.[4] [5] Außerdem war der Angriff nicht unbemerkt geblieben und aus dem Flottenstützpunkz Pola kamen deutsche Schnellboote zu Hilfe.

Kriegsverbrechen

Das Schiff war vorschriftsmäßig als Lazarettschiff gekennzeichnet, und dadurch handelte es sich bei der Bombardierung um eine Verletzung der Menschenrechte im Seekrieg (Kriegsverbrechen). Die britische Erklärung, fehlende Beleuchtung habe den Irrtum verursacht, gilt als nicht stichhaltig, da die Beleuchtung wegen der guten Sicht schon eine Stunde vor dem Angriff ausgeschaltet worden ist und es zur Zeit des Angriffs bereits taghell war.[6]

Einzelnachweise

  1. a b The Wreck Site. (engl.)
  2. a b Die Versenkung der "Tübingen"
  3. Württembergische Landesbibliothek.
  4. Vernichtung des Lazarettschiffes Tübingen
  5. Lazarettschiff Tübingen auf TÜpedia mit Video-Link.
  6. Verletzung der Menschenrechte im Seekrieg 1939–1945.
44.69770113.916245

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