- Hospitalschiff
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Ein Hospitalschiff ist ein Schiff, das aufgrund seiner Ausstattung und der Qualifikation seiner Besatzung für die medizinische Versorgung von hilfebedürftigen Personen vorgesehen ist. Neben Kranken und Verletzten auf anderen Schiffen, sowie Opfern von militärischen Auseinandersetzungen zur See, betrifft dies auch Schiffbrüchige. Auch ein ortsgebundener Einsatz in Ufernähe oder in einem Hafen ist möglich, beispielsweise zur Versorgung von Opfern bewaffneter Konflikte oder Naturkatastrophen an Land. Eine weitere wichtige Aufgabe dieser Schiffe, neben der medizinischen Versorgung, ist der Transport kranker und verletzter Personen auf dem Seeweg. Je nach Größe werden die Schiffe auch schwimmende Krankenhäuser genannt. Im militärischen Bereich ist für Hospitalschiffe auch die Bezeichnung Lazarettschiff üblich.
Inhaltsverzeichnis
Allgemeine Charakteristika
Hospitalschiffe sind entsprechend ihren Aufgaben unter anderem ausgestattet mit Operationsräumen, einer Intensivstation, gegebenenfalls weiteren Spezialstationen für spezielle Verletzungen und Krankheitsbilder, einer Röntgenabteilung, einer Apotheke, Kühlräumen zur Aufbewahrung von Leichen sowie Landeplätzen für Hubschrauber. Die konkrete Ausstattung variiert in Abhängigkeit von der Schiffsgröße und den Einsatzschwerpunkten. Zusätzlich verfügen Hospitalschiffe über Beiboote, die zur Rettung aus offener See oder von anderen Schiffen eingesetzt werden können und hierfür oft über spezielle Hebe- und Transportvorrichtungen verfügen. Viele Hospitalschiffe sind nicht von Grund auf für ihren Einsatz konzipiert und gebaut worden, sondern umgebaute Handelsschiffe wie Tanker oder Containerschiffe.
Zur Besatzung von Hospitalschiffen gehören neben den zum Schiffsbetrieb notwendigen Personen Ärzte verschiedener Fachrichtungen, nicht-ärztliches Rettungsfachpersonal, Krankenpfleger, Apotheker und Laborfachkräfte.
Hospitalschiffe sind in ihrer Versorgungskapazität vergleichbar mit kleinen bis mittleren Krankenhäusern. Sie können sich einige Zeit lang autark auf See oder in einem Hafen im Einsatz befinden und sind in ihrem Einsatzzweck abzugrenzen von Seenotrettungskreuzern und Motorrettungsbooten. Deren Aufgaben beschränken sich auf die Rettung und Erstversorgung von auf See in Not geratenen Menschen.
Hospitalschiffe im militärischen Bereich
Bereits während des Krimkriegs (1853 bis 1856) wurden von französischer Seite aus Hospitalschiffe eingesetzt, die russische Seite nutzte mit dem ehemaligen und umgebauten Linienschiff Rostislaw ebenfalls in diesem Krieg erstmals ein spezielles Schiff für die Verwundetenversorgung. Eines der ersten amerikanischen Lazarettschiffe war die USS Red Rover in den 1860er Jahren, die Verwundete im Amerikanischen Bürgerkrieg versorgte. Während der Boxerunruhen in China (1900 bis 1901) setzten fast alle westlichen Interventionsmächte Lazarettschiffe ein, so wurde etwa von deutscher Seite aus das Hospitalschiff Gera nach Asien beordert, das über 360 Betten verfügte. An Bord dieses Schiffes wurden während der gesamten Intervention 512 Soldaten betreut.
Im Ersten und im Zweiten Weltkrieg wurden zahlreiche Passagierschiffe und Frachter zu Lazarettschiffen umfunktioniert, so zum Beispiel die RMS Aquitania sowie die Rügen. Alleine die deutsche Marine setzte zwischen 1939 und 1945 insgesamt 70 Hospitalschiffe und Verwundetentransporter ein.
Im Verlauf von beiden Kriegen wurde allerdings immer wieder das Statut von Lazarettschiffen, obwohl sie oft eindeutig als solche zu erkennen waren, von allen kriegführenden Parteien missachtet. So wurden solche Schiffe angegriffen und teils auch versenkt. So torpedierten deutsche U-Boote im Ersten Weltkrieg mehrere britische Lazarettschiffe, wobei es teils viele Opfer gab. Einer der schlimmsten Zwischenfälle ereignete sich im Juni 1918, als das deutsche U-Boot Fastnet-Felsens torpedierte und versenkte: Insgesamt starben 234 Menschen. Im Zweiten Weltkrieg wurden mehrere deutsche Lazarettschiffe, etwa die Tübingen und die Innsbruck 1944 im Mittelmeer, von alliierten Flugzeugen angegriffen und versenkt, trotz sichtbarer Rot-Kreuz-Markierungen. Diese Angriffe geschahen allerdings auch vor dem Hintergrund, dass teils das Statut von Lazarettschiffen, wonach diese nicht für den Transport von Truppenteilen oder Materialnachschub einer kriegführenden Partei genutzt werden dürfen, von den in den Konflikt verwickelten Ländern selbst verletzt wurde. So versenkten etwa deutsche Flugzeuge 1941 vor der Krim den mit Verwundeten und Sanitätspersonal beladenen sowjetischen Transporter Armenija, der zwar (vermutlich) als Lazarettschiff deklariert war, welcher aber zuvor für Truppentransporte herangezogen worden war, weswegen die deutsche Seite davon ausging, einen Truppentransporter anzugreifen. Auch 1945 in der Ostsee von den Sowjets versenkte deutsche Lazarettschiffe, etwa die Koreakrieg und im Vietnamkrieg und während des Falklandkriegs. Im Gegensatz zu den früheren Lazarettschiffen, die oftmals über Wochen und Monate stark umgebaut wurden, waren diese Schiffe jedoch teils mit sogenannten Sanitätscontainern ausgestattet, die bei Bedarf schnell an oder von Bord gegeben werden konnten und die eine Einsatzbereitschaft innerhalb weniger Tage ermöglichten.
Die meisten derzeit im Dienst befindlichen Hospitalschiffe unterstehen dem militärischen Sanitätsdienst der Seestreitkräfte verschiedener Armeen. Zu den bekanntesten und größten gehören die Schiffe USNS Mercy und USNS Comfort der United States Navy. Auch die Sowjetunion baute ab Ende der 1970er Jahre vier große Lazarettschiffe der zweiten Genfer Konvention besondere Schutzbestimmungen und Vorschriften für ihre äußere Gestaltung. So ist ihre Außenhülle vollständig weiß zu gestalten und sowohl an Deck als auch an den Seitenwänden mit großen und deutlich erkennbaren roten Kreuzen zu versehen.
Die Deutsche Marine hat für die sanitätsdienstliche Versorgung derzeit zwei Einsatzgruppenversorger im Einsatz, deren medizinische Versorgungskapazität in Form eines Marineeinsatzrettungszentrums (MERZ) mit der eines kleinen Kreiskrankenhauses vergleichbar ist. Da diese Versorgungsschiffe aber auch für die logistische Unterstützung anderer Schiffe mit Betriebsstoffen, Verbrauchsgütern, Proviant und Munition eingesetzt werden und darüber hinaus mit eigenen Waffensystemen ausgestattet sind, unterliegen sie nicht dem Schutz der zweiten Genfer Konvention und sind nicht als Hospitalschiffe gekennzeichnet.
Zivile Hospitalschiffe im staatlichen Auftrag
Hospitalschiffe im Dienst ziviler staatlicher Institutionen sind selten. Das bekannteste ist die Esperanza del Mar, die im Auftrag des spanischen Arbeitsministeriums für die Versorgung der Angehörigen der spanischen Fischereiflotte zuständig ist. Haupteinsatzgebiet ist der Atlantik entlang der westafrikanischen Küste zwischen Marokko bzw. Mauretanien und Ghana. Im Jahr 2006 wurde mit der Juan de la Cosa ein kleineres Schwesterschiff in Dienst gestellt.
Zivile Hospitalschiffe im nicht-staatlichen humanitären Einsatz
Die seit 1978 tätige christliche Hilfsorganisation Mercy Ships betreibt eine Flotte aus den Hospitalschiffen Anastasis, Africa Mercy und Caribbean Mercy zur kostenfreien Versorgung von Menschen, die insbesondere in Entwicklungsländern in Armut leben und somit kaum oder nur unzureichenden Zugang zu angemessener medizinischer Versorgung haben. Die Africa Mercy ist derzeit das weltweit größte Hospitalschiff in nicht-staatlichem Auftrag.
Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) hatte mit Unterstützung der Bundesregierung während des Vietnamkrieges das Hospitalschiff Helgoland vor der vietnamesischen Küste im Einsatz. Von 1966 bis 1967 lag das Schiff in Saigon und anschließend bis 1972 in Da Nang. Die Helgoland war ausgestattet mit einer chirurgischen Abteilung aus 100 Betten und einer internistischen Abteilung aus 50 Betten, mehreren OP-Räumen, einer Röntgenstation sowie einem Labor.
Die US-amerikanische Hilfsorganisation Project HOPE („Health Opportunities for People Everywhere“) hatte von 1960 bis 1973 das Schiff SS HOPE gechartert, das zuvor von 1945 bis 1958 unter dem Namen USS Consolation (AH-15) ein Hospitalschiff der US-Marine gewesen war. Nachdem das Schiff unter seinem neuen Namen elf längere Einsätze in Indonesien, Südvietnam, Peru, Ekuador, Guinea, Nikaragua, Kolumbien, Sri Lanka, Tunesien, Jamaika und Brasilien hatte, wurde es im September 1974 außer Dienst gestellt. Eine Besonderheit bei der Auswahl der Besatzung war, dass für jedes Mitglied des medizinischen Fachpersonals aus den USA ein weiteres Mitglied aus einem Entwicklungsland zur Ausbildung an Bord war.
Die Hilfsorganisation Cap Anamur / Deutsche Not-Ärzte e.V. besaß von 1979 bis 1986 und von 2004 bis 2005 zwei Hospitalschiffe unter dem Namen Cap Anamur vorwiegend zur Rettung von Flüchtlingen auf See. Im April 2005 wurde das zweite Schiff nach fast acht Monaten Beschlagnahme durch italienische Behörden vom Komitee verkauft.
Weblinks
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