Großes Weghaus

Großes Weghaus

Das Große Weghaus in Stöckheim ist ein ehemaliges Zollhaus von 1691, das heute auch als Gaststätte genutzt wird.

Das Große Weghaus
Landkartenskizze um 1800
Das Große Weghaus
Landkartenskizze um 1800
Großes Weghaus um 1840
Großes Weghaus Nordansicht 2010
Großes Weghaus Südansicht mit Resten des Weghausgartens und Straßenbahn, 2010
Gedenktafel für Lessing und Raabe

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Das Gebäude ist Ende des 17. Jahrhunderts als Zoll- und Gasthaus errichtet worden. Vorausgegangen war die Eroberung der Stadt Braunschweig durch Herzog Rudolf August von Braunschweig-Wolfenbüttel im Jahre 1671. Er verlegte anschließend seine Residenz von Wolfenbüttel nach Braunschweig zum Grauen Hof, dem Standort des späteren Braunschweiger Schlosses. In diesem Zusammenhang wird um 1680 ein so genannter Herrschaftlicher Weg parallel zur alten Handelsstraße (Alter Weg) angelegt, der von Wolfenbüttel kommend bei Stöckheim in die damals bestehende Leipziger Heerstraße mündet.

Für 1691 ist überliefert, dass der Kammersekretär Johann Urban Müller in einem Freiheits- und Erbenzinsbrief der Herzöge Rudolf August und Anton Ulrich das Recht erhält, dort einen Gasthof zu errichten. Das Besondere an dem Gebäude ist, dass es sich um eine Art Drive-in handelte: Die herzogliche Familie konnte mitsamt der Kutsche in den Gastraum einfahren. Zum Schutz der Türen vor den stählernen Radreifen wurden alte Kanonenrohre als Poller eingegraben.

Angrenzend an das Gebäude war ein Barockgarten angelegt worden, von dem heute lediglich Reste und ein Straßenname vorhanden sind.

1724 erwerben die Braunschweiger Herzöge das Gebäude und verpachten es an verschiedene Gastwirte. Ab 1753 wird für die Benutzung des Herrschaftlichen Weges ein Wegezoll erhoben. Zu dieser Zeit führte der Weg bereits um das Gebäude herum und wurde durch einen Schlagbaum abgesperrt.

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts führen zunächst einen neu eingerichtete Postkutschenlinie und später die Eisenbahn zu einem Rückgang der Zolleinnahmen. 1868 wird der Wegezoll vollständig aufgehoben, jeder kann frei den komfortablen Weg zwischen Stöckheim und Wolfenbüttel nutzen. Das Gasthaus wird an private Betreiber veräußert und ist bis heute in Privatbesitz.

Das Haus war und ist über Jahrzehnte ein beliebtes Ausflugslokal und diente zeitweise als Poststelle und als Schulhaus. Auf der Trasse des Herrschaftlichen Weges verläuft heute die Verbindungsstraße nach Wolfenbüttel (Leipziger Straße), die südlich des Braunschweiger Stadtgebietes als Neuer Weg einen Abschnitt der Bundesstraße 79 bildet.

Historische Bedeutung

Auf Grund seiner Lage zwischen Braunschweig und Wolfenbüttel und seiner reizvollen Umgebung nahe der Oker ist das Große Weghaus über Jahrhunderte ein Treffpunkt für Ausflügler, darunter auch berühmte Personen, gewesen.

Gotthold Ephraim Lessing traf sich hier regelmäßig mit Gelehrten des Collegium Carolinum, dem Vorläufer der heutigen Technischen Universität Braunschweig. Dazu gehörte u. a. Johann Joachim Eschenburg.

Die Braunschweiger Kleiderseller mit Wilhelm Raabe sind ca. hundert Jahre später die nächsten bekannten Gäste, die gerne auch zu Fuß aus der Stadt zu diesem Hause kommen. Zwischen 1850 und 1860 beschreibt Wilhelm Raabe das Weghaus im Wunnigel, es trägt dort den Namen Riedhorn.

Heutige Bedeutung

Es wird bis heute als Gaststätte genutzt. In der Hauptstraße verläuft heute die Straßenbahnlinie.

Kleines Weghaus

Ein „kleines Weghaus“ in der Feldmark Richtung Mascherode ist zwar überliefert, aber nicht mehr existent.

Literatur

  • Wilhelm Bornstedt: Chronik von Stöckheim, Braunschweig 1967.
  • Mathias Haenchen: 300 Jahre Weghaus in Stöckheim, Braunschweig 1992.
  • Rudolf Zehfuß: Großes Weghaus. In: Braunschweiger Stadtlexikon, Braunschweig 1992, S. 93.

Weblinks

 Commons: Großes Weghaus – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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