Metall- und Lackwarenfabrik Johannes Großfuß

Metall- und Lackwarenfabrik Johannes Großfuß

Die Metall- und Lackwarenfabrik Johannes Großfuß wurde 1869 von Johannes Großfuß in Döbeln gegründet.[1] Das Unternehmen fertigte zuerst diverse Blechwaren und war zwischen 1937 bis 1945 Rüstungshersteller. Zwischen 1945 und 1947 wurde der Betrieb teilweise demontiert. Ab 1948 wurde das Unternehmen zu einem Volkseigenen Betrieb und ging später im VEB Kombinat Schlösser und Beschläge Döbeln auf.

Inhaltsverzeichnis

Gründungsgeschichte

Das Unternehmen hatte bis etwa 1884 seinen Sitz in der Stadtmitte von Döbeln an der Sörmitzer Straße. Der Unternehmenssitz wurde von dort auf den „Burgstadel, an der Kleinbauchlitzer Straße“ verlegt. Das entspricht der heutigen Lage der Grimmaischen Straße mit Flächen in Richtung Am Burgstadel. Im Jahre 1914 wurde das Unternehmen von Johannes Großfuß und seinem Sohn Curt Großfuß gemeinschaftlich geführt. Die Produktion umfasste bis zu dieser Zeit hauptsächlich „feine lackierte Wirtschaftsartikel wie Vogelkäfige, Ofenschirme und Kohlenkästen in prachtvoller Ausführung, bessere Haus und Küchengeräte, Waschtische, Bidets, Gemäße usw.“

Waffenentwicklung und Waffenproduktion 1937 bis 1945

1937 erhielt die Firma vom Heereswaffenamt als eines von drei Unternehmen den Auftrag zur Weiterentwicklung des MG 34. Aus der Entwicklungsabteilung des Unternehmens Großfuß war Dr. Gruner (später Prof. Gruner Uni Leipzig) beteiligt, der mit dem Einsatz Spanloser Verformung und Blechpreßteilen beschäftigt war. Gruner entwarf mehrere Versuchsmodelle als MG 39. Vom Modell 39/41 wurden rund 1500 Stück zur Erprobung gefertigt und eine nochmals verbesserte Variante dann als MG 42 eingeführt und zum Teil von Großfuß produziert.[2][3] Eine weitere Entwicklung zur Vereinfachung des MG 42 wurde unter den Bezeichnungen MG 42V und MG 45 begonnen, konnte aber bis zum Kriegsende 1945 nicht fertiggestellt werden. Die Fertigungsstätte in Döbeln befand sich in einem Komplex, dessen Kopfgebäude, der „Rotuna-Bau“ 1938 von dem Architekt Wilhelm Kreis ausgeführt wurde.[4]

VEB Döbelner Beschläge- und Metallwerk Werk II

In der Nachkriegszeit wurden bis 1947 Teile der Großfuß Werke demontiert.[5] Am 1. Juli 1948 wurde der VEB Metallbau Döbeln als Nachfolger der Firma Johannes Großfuss Döbeln gegründet. Der VEB wurde zunächst als Zweigbetrieb der VVB Sanar geführt.[6] Im Jahr 1956 entstand das Werk II der VEB Döbelner Beschläge- und Metallwerk als Nachfolgebetrieb der Großfuß Werke. In Vereinigung mit weiteren Werken am 10. Juli 1968 folgte das VEB Kombinat Schlösser und Beschläge Döbeln.[7] Das Kombinat fertigte neben diversen Gütern wie Schlösser, Handschellen, Sicherheitsgurte, (Vorstehendes unter dem Markennamen Doblin) diverses militärisches Gerät und Waffenteile wie z.B. für das Gewehr AK-47.[8] Der spätere Politiker Manfred Graetz wurde 1974 einer der Abteilungsleiter im VEB Döbelner Beschläge- und Metallwerk (VEB DBM).

Das Firmengelände nach der deutschen Wiedervereinigung

Im Jahre 2002 wurde der Abriss der ehemaligen Werksgebäude bis auf den denkmalgeschützten „Rotuna-Bau“ beschlossen. Im Döbelner Anzeiger wurde dazu berichtet: „Rund 5700 Quadratmeter Fläche werden ‚blankgeputzt‘ und 54.000 Kubikmeter umbauter Raum ‚entsorgt‘. Die ältesten Gebäudeteile stammen von 1871. Der Kopfbau wurde als jüngster Teil 1938 errichtet.“ Es wurden im Mauerwerk und Fußböden Altlasten wie Öl, Schwermetalle, Zyanid aus galvanischen Bädern und Kohlenwasserstoffe wie Tri festgestellt.[9] Im Zeitraum 2002/2003 wurde der denkmalgeschützte „Rotuna-Bau“ saniert.[10] Er dient heute als Schulungszentrum der Autoliv Werkes in Döbeln. [11]

Literatur

  • H. Zscherpel, „Metallwarenindustrie“, erschienen in Aus der Heimat (Festschrift zum Heimatfest Döbeln vom 20. bis 2. Juni 1914), Verlag Adolph Thallwitz, 1914
  • Ulrich Hess, Petra Listewnik, Michael Schäfer, Unternehmen im regionalen und lokalen Raum 1750-2000 (Reihe 'Beiträge zur Wirtschaftsgeschichte Sachsens), Seite 174, Leipziger Uni-Verlag, ISBN 978-3-937209-96-8
  • Reiner Lidschun, Günter Wollert Illustrierte Enzyklopädie der Infanteriewaffen Seite 197 bis 201, ISBN 978-3-87748-668-9

Einzelnachweise

  1. Großfuß Unternehmensinformation 1869 bis 1914
  2. MG 42 Entwicklung Großfuß/Gruner bei waffeninfo.net
  3. Großfuß Fertigungsdetails zum MG 42, private Website
  4. Bildnachweis, „Fabrik Grossfuss an der Burgstraße“ etwa 1940
  5. Brandenburgisches Landeshauptarchiv, StA-D, Rep. 11384 Nr. 1790
  6. Staatsarchiv Leipzig, 20888 - VEB Metallbau Döbeln
  7. Staatsarchiv Leipzig, 20851 - VEB Döbelner Beschläge- und Metallwerk
  8. Historie des Kuppelbaus (Rotuna-Bau), Eigentümer: Autoliv Sicherheitstechnik GmbH
  9. Döbelner Anzeiger, 18. April 2002
  10. Bericht zur Sanierung des Rotunt-Bau
  11. Autoland Sachsen, Ausgabe II/2008, Seite 46, Druckerei Wagner, Großschirma, 2008

Weblinks


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