Heinrich Gutermuth

Heinrich Gutermuth

Heinrich Gutermuth (* 18. Juni 1898 in Ilbeshausen; † 28. Juni 1977 in Bochum) war ein deutscher Gewerkschafter. Von 1956 bis 1964 war er Vorsitzender der Gewerkschaft IG Bergbau und Energie.

Leben

Gutermuth war Sohn eines Landwirts. Er besuchte die Volksschule in Ilbeshausen. Danach absolvierte er von 1912 bis 1915 eine Lehre als Maschinenschlosser. Zwischen 1916 und 1918 nahm er als Soldat am Ersten Weltkrieg teil. Danach arbeitete er von 1919 bis 1926 als Grubenschlosser. Er legte 1924 die Meisterprüfung ab.

Er wurde 1920 Mitglied des christlichen Bergarbeiterverbandes. Zwischen 1926 und 1933 arbeitete er als hauptamtlicher Funktionär für diese Organisation. Dabei war er von 1931 bis 1933 Bezirksleiter in Recklinghausen.

Nach dem Beginn der nationalsozialistischen Herrschaft und dem Ende der Gewerkschaften arbeitete er als Vertreter einer Bielefelder Wäschefabrik. Zwischen 1939 und 1945 nahm er als Soldat am Zweiten Weltkrieg teil. Danach war er bis 1946 in sowjetischer Kriegsgefangenschaft.

Unmittelbar nach seiner Entlassung engagierte er sich wieder für die Bergarbeiterbewegung. Er war zunächst Geschäftsstellenleiter in Recklinghausen. Danach war er von 1946 bis 1953 Gewerkschaftssekretär und Mitglied im Hauptvorstand der Gewerkschaft IG Bergbau und Energie. Als solcher war er zuständig für die Abteilung „Betriebsräte und Grubensicherheit“. Er war in dieser Zeit am Aufbau der Gewerkschaft IG Bergbau und Energie maßgeblich beteiligt.

Im Jahr 1953 wurde er mit großer Mehrheit zum Nachfolger von August Schmidt zum Vorsitzenden der Gewerkschaft gewählt. Er verzichtete auf die Annahme des Amtes zu Gunsten von Heinrich Imig. Der Grund war der Versuch von Gutermuth damit verschiedene Gruppen innerhalb der Gewerkschaft zu versöhnen. Er wurde stattdessen zweiter Vorsitzender der Gewerkschaft.

Nach dem Tod Imigs wurde Gutermuth 1956 erneut mit großer Mehrheit zum Vorsitzenden gewählt. Zu Beginn seiner Tätigkeit forderte er die Überführung des Steinkohlenbergbaus in eine gemeinwirtschaftliche Ordnung. Auch in den folgenden Jahren setzte er sich für eine Sozialisierung des Bergbaus ein. Im Jahr 1959 mobilisierte er die Mitglieder seiner Gewerkschaft gegen Versammlungen der rechten Deutschen Reichspartei. Dies war das erste Mal, dass sich eine Gewerkschaft der Bundesrepublik offen gegen eine politische Partei wandte. Im Zusammenhang mit der sich verschärfenden Krise im Kohlebergbau hat sich Gutermuth 1962 für die Koordination der Energiepolitik auf europäischer Ebene ausgesprochen. Im Jahr 1963 wurde er bis 1967 zum Präsidenten des Internationalen Bergarbeiterverbandes gewählt. Er war auch Mitglied des DGB-Bundesvorstandes sowie stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender der Gelsenkirchener Bergwerks AG, der Rheinstahl AG sowie der Neuen Heimat. Politisch gehörte er nach 1945 zunächst der CDU an, wechselte aber später zur SPD. In der IG Bergbau und Energie trat er aus Altersgründen 1964 in den Ruhestand.

Zu seinem fünfundsechzigsten Geburtstages wurde Gutermuth das Große Verdienstkreuz mit Stern und Schulterband der Bundesrepublik Deutschland verliehen. Er starb 1977 an den Folgen einer Operation.

Literatur

  • Munzinger: Internationales Biographisches Archiv 37/1977 vom 5. September 1977
  • Bernd Haunfelder: Nordrhein-Westfalen. Land und Leute 1946-2006. Ein biographisches Handbuch. Münster, 2006 S.181

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Gutermuth — ist der Familienname folgender Personen: Hans Gutermuth (1893–1917), deutscher Segelflugpionier Heinrich Gutermuth (1898–1977), deutscher Gewerkschafter Wilhelm Gutermuth (Mediziner) (1905−1982), Mediziner Wilhelm Gutermuth (Unternehmer) (1915… …   Deutsch Wikipedia

  • Heinrich Imig — (* 23. Juli 1893 in Steele (Kr. Essen); † 24. Februar 1956 in Castrop Rauxel) war ein deutscher Politiker der SPD. Der Sohn eines Bergmanns besuchte die Volksschule und das Gymnasium in Steele. Aus finanziellen Gründen konnte er allerdings kein… …   Deutsch Wikipedia

  • Adolf Schmidt (SPD) — Adolf Schmidt (l.) im Gespräch mit Helmut Schmidt (1978) Adolf Schmidt (* 18. April 1925 in Holzhausen bei Homberg) ist ein deutscher Gewerkschafter und Politiker (SPD). Er war von 1969 bis 1985 Vorsi …   Deutsch Wikipedia

  • Grugahalle — im Juni 2009, rechts das sich im Bau befindliche Messehotel Die Grugahalle ist eine markante Veranstaltungshalle im Essener Stadtteil Rüttenscheid. Sie gehört zum Gruga Komplex, zu dem auch der Grugapark, das Grugabad und die Messe Essen gehören …   Deutsch Wikipedia

  • IG Bergbau und Energie — 100 Jahre IG Bergbau und Energie: deutsche Briefmarke von 1989 Die Industriegewerkschaft Bergbau und Energie (IGBE/IG BE) war eine Gewerkschaft des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB) mit Sitz in Bochum. Sie wurde 1946 als Industrieverband Bergbau …   Deutsch Wikipedia

  • August Schmidt (Politiker) — August Schmidt (* 8. Mai 1878 in Dortmund Oespel; † 7. Juni 1965 in Dortmund) war Mitbegründer der IG Bergbau und Energie und ihr erster Vorsitzender. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Schriften 3 Literatur …   Deutsch Wikipedia

  • Hans Berger (Gewerkschafter) — Hans Berger (* 28. Februar 1938 in Alsdorf) ist ein deutscher Gewerkschafter und Politiker (SPD). Er war von 1990 bis 1998 Bundestagsabgeordneter und von 1990 bis 1997 Vorsitzender der IG Bergbau und Energie. Leben Nach dem Besuch der Volksschule …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Biografien/Gu — Biografien: A B C D E F G H I J K L M N O P Q …   Deutsch Wikipedia

  • Liste von Persönlichkeiten der Stadt Aachen — Die folgende Liste enthält Personen, die in Aachen geboren wurden sowie solche, die zeitweise dort gelebt und gewirkt haben, jeweils chronologisch aufgelistet nach dem Geburtsjahr. Die Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.… …   Deutsch Wikipedia

  • Entmachtung der SA — Als Röhm Putsch bezeichnete die Propaganda der Nationalsozialisten die Ereignisse um die Ermordung von Ernst Röhm, dem Stabschef der SA, im Juni / Juli 1934. Ermordet wurden außer SA Funktionären auch Gegner des Nationalsozialismus wie der… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”