Grugahalle

Grugahalle
Grugahalle im Juni 2009, rechts das sich im Bau befindliche Messehotel

Die Grugahalle ist eine markante Veranstaltungshalle im Essener Stadtteil Rüttenscheid. Sie gehört zum Gruga-Komplex, zu dem auch der Grugapark, das Grugabad und die Messe Essen gehören.

Inhaltsverzeichnis

Architektur

Grugahalle aus dem Grugapark heraus gesehen

Die Grugahalle wurde durch eine Architektengemeinschaft des Hannoveraners Ernst Friedrich Brockmann mit dem Essener Gerd Lichtenhahn aus Stahl und Beton in der markanten Schmetterlingsform erbaut. Die stählerne Dachkonstruktion überspannt eine freie Fläche von 80 mal 80 Metern. Darunter verfügt die Halle bestuhlt über etwa 7.700 Plätze, unbestuhlt über rund 10.000 Plätze. Die eigentliche Halle ist mit Zuschauerraum und Bühne rund 2.800 m² groß und befindet sich baulich direkt über dem etwa 2.600 m² großen Foyer. Der umbaute Raum des gesamten Gebäudes umfasst rund 165.000 m³.

Geschichte

Der Rat der Stadt Essen hatte 1955 beschlossen, die Grugahalle auf dem Fundament des Vorgängerbaus zu errichten. Dabei handelte es sich um die im Zweiten Weltkrieg zerstörte Ausstellungshalle V, die 1927 durch den Bauabteilungsleiter der Friedrich Krupp AG in Essen, Josef Rings (* 20. Dezember 1878; † 7. August 1957), erbaut worden war. Diese Halle verfügte über 8.000 Quadratmeter, war rund 40 Meter breit, 98 Meter lang und 20 Meter hoch. Als Grund für die Wiederverwendung des Fundamentes wurde der nicht tragfähige Untergrund genannt, der ein mindestens zehn Meter tiefes und damit zu teures neues Fundament gefordert hätte. Lediglich die Ost- und Westanbauten sowie die seitlich aufragenden, asymmetrischen Stahlbetontribünen erhielten neue Fundamente. Mit dem Bau der Grugahalle wurde im Oktober 1956 begonnen. Daraufhin wurde sie im September 1958 an den damaligen Hallenchef, Heinrich Spies, übergeben, und am 25. Oktober 1958 durch den Essener Oberbürgermeister Wilhelm Nieswandt offiziell eröffnet. 1988, und noch einmal 1995, wurde die Grugahalle modernisiert.

In den 1990er Jahren geriet die Grugahalle in eine Existenzkrise. Obwohl sie bis dahin eine gewisse Geschichte aufweisen konnte und einen international guten Ruf genoss, diskutierte man in Essen über ihren Abriss. Man machte sich Gedanken über ihre Auslastung, wenn neue Veranstaltungshallen im Umkreis, wie die Kölnarena, die Oberhausen-Arena und neu überdachte Fußballstadien, entstehen. Aber in Kombination mit den Hallen der Messe Essen hatte die Grugahalle ihre Nische gefunden und blieb weiter in Betrieb.

Auszug bisheriger Veranstaltungen

Drei Tage nach Halleneröffnung, am 28. Oktober 1958, spielten Bill Haley and His Comets unter Begleitung von über 200 Polizisten in der Grugahalle. Das Konzert begann mit Jazz von Kurt Edelhagen und seiner Bigband aus Herne, was das auf Rock ’n’ Roll gestimmte Publikum in Unruhe versetzte. Zu dieser Zeit war eine komplette Bestuhlung der Halle ohne Stehplätze Sitte, doch als Bill Haley spielte, standen mehrere Zuschauer auf und begannen zu tanzen. Das versuchte die Polizei jedoch zu verhindern und verwies die Leute zurück auf ihre Plätze. Trotz einiger demolierter Stühle und zerbrochener Scheiben hatte die Grugahalle ihre erste Bewährungsprobe bestanden.

Im April 1959 fand das erste internationale Jazzfestival in der Grugahalle statt.

Der bekannteste mit der Technik Cinemiracle produzierte Film ist der Dokumentarspielfilm Windjammer (Windjammer: The Voyage of the Christian Radich) aus dem Jahr 1958. Für die deutsche Uraufführung am 22. Mai 1959 in der Grugahalle wurde hier zeitweise eine Leinwand mit 32 Metern Breite und 17 Metern Höhe installiert, zu der Zeit die größte Leinwand der Welt. In der Grugahalle wurde der Film 1959 und dann noch 1962 und 1965 gezeigt und dabei insgesamt von rund 650.000 Zuschauern gesehen.[1]

Am 5. August 1959 rief die Industriegewerkschaft Bergbau zum Protest gegen die damals im Ruhrgebiet verbreiteten Zechenschließungen auf. Ihr Vorsitzender, Heinrich Gutermuth, sprach dabei in der Grugahalle vor rund 3.000 Kumpel.

Seit 1960 findet bis heute, zum Ende eines jeden Jahres, die Eisrevue Holiday on Ice statt.

Am 12. September 1965 traten die Rolling Stones, damals noch mit Brian Jones, in der Halle auf.

Die US-amerikanische Folk-Sängerin Joan Baez spielte am 9. April 1966. Zwei Monate später, am 25. Juni 1966, gaben hier The Beatles im Rahmen ihrer BRAVO-Beatles-Blitztournee zwei ihrer wenigen Konzerte in Deutschland.

Der 82. Deutsche Katholikentag fand vom 4. bis 8. September 1968 mit dem ersten Bischof von Essen, Franz Hengsbach, in der Grugahalle statt. Leiter des Organisationskomitees war Hans Kirchhoff, der zudem auch Polizeipräsident war.

Im September 1968 fanden im Rahmen der Internationalen Essener Songtage mehrere Konzerte in der Grugahalle statt, mit dabei waren unter anderem The City Preachers, The Fugs und Julie Felix. Dazu kam der erste Auftritt in Deutschland von Frank Zappa und der Gruppe The Mothers of Invention vor mehr als 13.000 Zuschauern.[2]

Am 12. und 13. April 1969 fand ein DKP-Parteitag in der Grugahalle statt, um besonders im Ruhrgebiet neue Mitglieder zu gewinnen. Zum Auftakt des Bundestagswahlkampfes 1969 kamen auch Willy Brandt und Helmut Schmidt in die Halle, die kurz darauf auch Franz Josef Strauß nutzte. Im gleichen Jahr traten hier Fleetwood Mac im Rahmen eines Pop- und Blues-Festivals auf.

Im Oktober 1973 traten die Rolling Stones im Rahmen ihrer Europa-Tournee an drei aufeinander folgenden Abenden in der Halle auf. Vom Konzert der Hard-Rock-Band Led Zeppelin im selben Jahr berichteten einige Zeitungen, dass dabei höhere Dezibel-Werte gemessen wurden als beim Starten eines Düsen-Jets.

Bekannt waren die Rockpalastnächte, die von der ARD und dem WDR zwischen dem 23. Juli 1977 und dem 15. März 1986 live in der Sendung Rockpalast übertragen wurden. Viele Künstler, die die 1980er Jahre prägten, traten in der Halle auf, darunter auch Paul Simon, Al Jarreau, Depeche Mode, ZZ Top, Frankie Goes To Hollywood, Johnny Winter, Santana, Chris de Burgh, Saga, Grateful Dead, The Who und Gilbert Bécaud.

Die beiden Vereine TuSEM Essen und SC Phönix Essen trugen von 1970 bis 2005 den Großteil ihrer Heimspiele in der Handball-Bundesliga in der Halle aus.

Grugahalle heute

Heute wird die Grugahalle unter anderem für Konzerte, Sportveranstaltungen, politische Treffen und Hauptversammlungen großer Konzerne genutzt.

Weiterführende Informationen

Literatur

  • Michael Köster: 50 Jahre Grugahalle Essen (1958–2008), Klartext Verlag Essen, 2008, ISBN 978-3-8375-0049-3
  • Fernsehdokumentation des WDR 2010, von Claus Bredenbrock und Pagonis Pagonakis: Beatles, Bibel, Rockpalast - Die Grugahalle Essen

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Michael Köster: 50 Jahre Grugahalle, Klartext-Verlag (2008) - ISBN 978-3-8375-0049-3, S. 49
  2. Detlev Mahnert: Take a Trip to Hashnidi. Abgerufen am 29. Dezember 2007.
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