Günter Ralfs

Günter Ralfs

Günter Ralfs (* 17. Dezember 1899 in Braunschweig; † 20. April 1960 auf Rhodos) war ein deutscher Philosoph und Schüler Heinrich Rickerts.

Leben und Werk

Ralfs verlebte bis 1917 seine Kinder- und Jugendjahre in Braunschweig, deren Schulzeit seine späte Kriegsteilnahme vorzeitig beendet. Nach Kriegsende, zunächst ohne feststehenden Plan, Studien an den Universitäten Berlin und München, sodann Studium der Philosophie in Heidelberg bei Heinrich Rickert, dessen Schüler er wird, jedoch zeigt bereits seine bei diesem 1925 fertiggestellte Diss. Das Irrationale im Begriff. Ein metalogischer Versuch die Haltung der Abwehr gegen einen rein logisch erkenntnistheoretisch verfahrenden Neukantianismus. Um noch bestehende Folgen einer durch Senfgaseinsatz in dem Krieg erworbenen Gelbkreuzvergiftung ausheilen zu lassen, zieht sich Ralfs für mehrere Jahre auf die Ostsee-Halbinsel Darß zurück. In dieser Zeit erscheint 1931 sein Buch Sinn und Sein im Gegenstande der Erkenntnis. Eine transzendental-ontologische Erörterung, das, den Gedankengang seiner ersten Schrift wieder aufnehmend und ihn weiterführend, zwischen phänomenologischer Anschauung und neukantianischer Begriffsbedildung eine Brücke zu schlagen unternimmt. Nach 1935 erfolgter Habilitierung an der Universität in Hamburg wendete er sich der Gedankenwelt des in Vergessenheit geratenen idealistischen Philosophen Heinrich von Stein zu, der schon, früh vermittelt durch seinen Braunschweiger Lehrer an dem Martino-Katharineum-Gymnasium, den Altphilologen Richard Elster (1861–1931; [1]), seit längerem seine Aufmerksamkeit besaß. In drei Veröffentlichungen (Heinrich von Stein als Lehrer und Erzieher. Tagebuchaufzeichnungen von Richard Elster. Hrsg. v. Günter Ralfs. In: Zeitschrift für deutsche Kulturphilosophie. Bd. 2. 1936. S. 160–193; Heinrich von Stein. Versuch einer Deutung. 1938; Idee und Welt. Das Werk des Philosophen und Dichters Heinrich von Stein. Ausgew. u. mit d. Dokumenten seines Lebens hrsg. v. Günter Ralfs. 1940) beabsichtigte Ralfs eine Vergegenwärtigung dessen platonischer und spinozistischer Denkgehalte, die der Zeit enthoben zu sein scheinen. Außerdem schrieb er den Aufsatz Arthur Schopenhauer. System und Gestalt von 1938. Ralfs platonisch idealistische Rückbesinnung, von der er selbst einen pessimistisch antiidealistischen Schopenhauer bestimmt sein lässt, erfährt in einem erneuten Ausbruch eines Krieges, an dem er als Soldat von Anfang bis zu seinem Ende in Kriegsgefangenschaft teilhat, einen jähen und tiefen Einbruch. Nach seiner Rückkehr aus derselben nimmt Ralfs Herbst 1945 seine Lehrtätigkeit in Hamburg wieder auf, „um der Jugend Richtung und Halt zu geben“ (Hermann Glockner), die ihr, muss ergänzt werden, durch einen maßlosen massenmörderischen Wahn, veranstaltet von Willkür und Mutwillen deutscher Politiker, verloren gegangen sind (Parallelen zu heutiger Zeit sind nicht auszuschließen). Ralfs späte Hamburger Lehrtätigkeit war einerseits durch die Notwendigkeit einer Wiederaufnahme pädagogisch erzieherischer Vermittlung sittlich praktischer Werte an eine desillusionierte Nachkriegsjugend, andererseits durch das Bedürfnis, die eigenen Lehrgehalte denkerisch weiter zu befördern, geprägt. In dem Sinne des letzteren konnte er in der ihm noch verbleibenden Dekade seiner letzten Lebensphase die Früchte seiner denkerischen Bemühungen selber nicht genießen. In seinem Schüler Hanspeter Sommerhäuser (* 1930), der 1951 das Studium der Philosophie, Germanistik und Geschichte in Hamburg aufnahm und es mit einer durch Ralfs betreuten, jedoch wegen dessen frühen Tod beratend nicht zu Ende geführten Dissertation Emil Lask in der Auseinandersetzung mit Heinrich Rickert (Hamburg 1965) abschloss, deren universitäre Annahme sich dem Züricher Philosophen Rudolf Walter Meyer (1915–1989) verdankt, bezeugt sich das kritische Denken der Philosophie in ihrer Auseinandersetzung mit ihrer Problemgeschichte.

Hauptschriften

  • Das Irrationale im Begriff. Ein metalogischer Versuch; Heidelberger Abhandlungen zur Philosophie und ihrer Geschichte Bd. 4, Tübingen 1925, IV, 92 S.
  • Sinn und Sein im Gegenstande der Erkenntnis. Eine transzendental-ontologische Erörterung; Heidelberger Abhandlungen zur Philosophie und ihrer Geschichte Bd. 23, Tübingen 1931, VI, 146 S.
  • Lebensformen des Geistes; Vorträge und Abhandlungen, Kantstudien, Ergänzungshefte, Hrsg. v. Ingeborg Heidemann, Bd. 86. Köln 1964, 344 S.
  • Stufen des Bewußtseins; Vorlesungen zur Erkenntnistheorie, Hrsg. v. Hermann Glockner, Kantstudien, Ergänzungshefte, Hrsg. v. Ingeborg Heidemann. Bd. 91. Köln 1965, 284 S.

Einzelnachweise

  1. s. Markus Bernauer: Heinrich von Stein. Supplementa Nietzscheana. Bd. 4. Berlin 1998. XII, 650 S. – S. 208

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