- Heinrich Rickert (Philosoph)
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Heinrich Rickert (* 25. Mai 1863 in Danzig; † 25. Juli 1936 in Heidelberg) war ein deutscher Philosoph und Universitätsprofessor, Vertreter der sogenannten Wertphilosophie.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Heinrich John Rickert war Sohn des Redakteurs und Politikers Heinrich Rickert. Er erhielt zunächst Privatunterricht in Danzig und Berlin und besuchte anschließend das Gymnasium „Zum Grauen Kloster“ in Berlin. Er verließ die Schule bereits vor dem Abitur und hörte in den Jahren 1884 bis 1885 an der Universität Berlin Vorlesungen unter anderem bei Herman Grimm (Kunstgeschichte), Heinrich von Treitschke (Geschichte), Emil Du Bois-Reymond (Physiologie), bei Wilhelm Scherer (Poetik) sowie bei Friedrich Paulsen (Philosophie). Paulsens Vorlesungen gaben den Anstoß dafür, dass sich Rickert für die Philosophie als Fach entschloss.
Ab 1885 studierte er, nachdem er sein Abitur nachgeholt hatte, an der Universität Straßburg Philosophie besonders bei Wilhelm Windelband, zudem die Nebenfächer Nationalökonomie (bei Georg Friedrich Knapp und Lujo Brentano) sowie Physiologie (bei Friedrich Goltz).
1886 lernte er in Zürich privat den Philosophen Richard Avenarius kennen. 1888 wurde Rickert bei Wilhelm Windelband mit dem Thema „Zur Lehre von der Definition“ zum Dr. phil. promoviert. Nachdem er 1888 zunächst wieder nach Berlin zurückgekehrt war, siedelte er 1889 aus gesundheitlichen Gründen nach Freiburg im Breisgau über.
Dort habilitierte er sich 1891 bei Alois Riehl mit der Schrift „Der Gegenstand der Erkenntnis“ und wirkte danach an der Universität Freiburg zunächst als Privatdozent und ab 1894 als außerordentlicher Professor für Philosophie. 1896 wurde er in Freiburg Ordinarius.
1915 erhielt Rickert einen Ruf an die Universität Heidelberg als Nachfolger von Wilhelm Windelband. Sein Nachfolger in Freiburg wurde Edmund Husserl. Seine Kollegen in Heidelberg waren seinerzeit Hans Driesch, Karl Jaspers und Heinrich Maier. 1932 wurde Rickert emeritiert.
Schüler Rickerts sind Broder Christiansen (1869–1958), Emil Lask (1875–1915), Günter Ralfs (1899–1960). Die beiden bildenden Künstler Franz Rickert (Goldschmied, 1904–1991) und Arnold Rickert (Bildhauer, 1889–1976[1]) waren Söhne von ihm.
Auszeichnungen
- Ritterkreuz des Ordens vom Zähringer Löwen im Jahre 1906
- Geheimer Hofrat im Jahre 1910
- Mitglied der Heidelberger Akademie der Wissenschaften im Jahre 1916
- Korrespondierendes Mitglied der Königlich Bayerischen Akademie der Wissenschaften im Jahre 1917
- Ritterkreuz des Ordens Berthold des Ersten im Jahre 1918
- Dr. jur. h.c. der Rechts- u. Staatswissenschaftlichen Fakultät der Universität Königsberg im Jahre 1924
- Dr. h.c. der Kulturwissenschaften der Technische Hochschule Dresden im Jahre 1928
- Mitglied der Accademia Nazionale dei Lincei in Rom im Jahre 1931
- Goethe-Medaille für Wissenschaft und Kunst durch den Reichspräsidenten im Jahre 1933
- Dr. h.c. Theologische Fakultät der Universität Heidelberg zu seinem 70. Geburtstag 1933
- Korrespondierendes Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften im Jahre 1934
Werke
- Zur Lehre von der Definition, Tübingen 1888 [1]
- Der Gegenstand der Erkenntnis: ein Beitrag zum Problem der philosophischen Transcendenz, Freiburg 1892 [2]
- Die Grenzen der naturwissenschaftlichen Begriffsbildung, Eine logische Einleitung in die historischen Wissenschaften, Freiburg 1896 Online Archive
- Kulturwissenschaft und Naturwissenschaft, Freiburg 1899 Online Archive
- Wilhelm Windelband, Tübingen 1915
- Die Philosophie des Lebens, Tübingen 1920, Online Archive
- Über die Welt der Erfahrung, München 1927
- Die Logik des Prädikats und das Problem der Ontologie, Heidelberg 1930
- Die Heidelberger Tradition in der Deutschen Philosophie, Tübingen 1931
- Rainer A. Bast (Hrsg.): Heinrich Rickert. Philosophische Aufsätze, 1999
Literatur
- Peter-Ulrich Merz-Benz: Max Weber und Heinrich Rickert. Die erkenntniskritischen Grundlagen der verstehenden Soziologie, Würzburg 1990
- Wolfgang Rasch (Hrsg.): Aus dem Leben eines Satyrs. Otto Erich Hartleben: Briefe und Postkarten an Heinrich Rickert. Bargfeld 1997. (= Edition im Luttertaler Händedruck, Band 9), ISBN 978-3928779-17-3
- Christian Krijnen: Nachmetaphysischer Sinn. Eine problemgeschichtliche und systematische Studie zu den Prinzipien der Wertphilosophie Heinrich Rickerts. Würzburg 2001, ISBN 3-8260-2020-0
- Anton C. Zijderveld: Rickert's Relevance. The Ontological Nature and Epistemological Functions of Values. Leiden 2006, ISBN 978-90-04-15173-4
- Wolfdietrich von Kloeden: Rickert, Heinrich. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 8, Herzberg 1994, ISBN 3-88309-053-0, Sp. 256–260.
Einzelnachweise
- ↑ Alfred Denker (Hrsg.): Briefe 1912 bis 1933 und andere Dokumente. Vittorio Klostermann, Frankfurt am Main 2002, ISBN 9783465031482, S. 128
Weblinks
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