Hans Reimer Steffen

Hans Reimer Steffen

Hans Reimer Steffen (* 25. April 1897 in Hamburg; † 29. Dezember 1950 ebenda) war ein deutscher Zeitungsredakteur und Autor von humoristischen Hamburger Dialekt-Geschichten. In Norddeutschland bei Älteren und Mundartfreunden bekannt unter dem Pseudonym Hans ut Hamm. Den Aliasnamen leitete er von seinem späteren Wohnort Hamburg-Hamm ab.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Werk

Nach dem 1. Weltkrieg, wo er als Frontsoldat in Rumänien kämpfte, arbeitete er als Sportjournalist beim Hamburger Fremdenblatt. Bekannt und beliebt bei den Lesern wurde er durch seine Kolumne in Hamburgisch (Plattdeutsch, Missingsch) mit witzig-deftigen Anekdoten, Glossen und Plaudereien (Döntjes), die er häufig durch ein originelles Gedicht abrundete. Bald wurden die volksnahen Plaudereien auch jenseits der Grenzen Hamburgs populär, und Steffen ließ sie, illustriert von Heinrich von Medvey, in Buchform über den Broschek-Verlag auflegen:

Hans ut Hamm vertellt (1934), Hummel Hummel (1934), Hamborg lacht (1935), St. Pauli ahoi (1936), Hummels op Reisen (1938).

Im Mai 1933 trat Steffen der NSDAP bei. Seine überzeugte Nazi-Gesinnung drückt sich in häufigem, beiläufigem Lob auf Parteiorganisationen und „den Führer“ in vielen seiner scheinbar unpolitischen, humorvollen Beiträge aus. Sein Buch „Hier lacht die Front. Lustiges von der Front und aus der Heimat“ von 1940, das auch als Feldpostausgabe verlegt wurde, erzählt in Hamburger Platt Geschichten und Anekdoten aus dem 1. Weltkrieg. 1943 wurde Steffen ausgebombt und bezog Unterkunft in Hamburg-Blankenese. Ab 1944 bis Kriegsende missbrauchte er seine Popularität für in Plattdeutsch verfasste Durchhalteparolen bei der Hamburger Zeitung.

Nach dem Krieg arbeitete Steffen erneut als Zeitungsmann und zeigte wie viele seiner Nazi-Kollegen wenig Scham und Zurückhaltung. Im Oktober 1946 erschien in der Freien Presse ein Beitrag von Hans ut Hamm. Er meinte, den ehemals guten Klang seines Namens nutzen zu müssen, um im alten Jargon die Hamburger aufzurütteln, nicht zu jammern, sondern wieder auf bessere Zeiten zu hoffen. Doch dieses Mal hagelte es Kritik von der Zeitungskonkurrenz, die sich an Steffens unrühmliche Nazi-Propaganda erinnert sah. Steffen zog sich zurück und publizierte journalistisch nicht mehr als Hans ut Hamm.

Werke

  • „Rund um den Jungfernstieg. Ein wasserkantiges Buch mit Hummel-Hummel und Humor“, Richard Hermes Verlag, 1946
  • Vergnügte Viechereien, Gedichte und Verse. Richard Hermes Verlag, 1953

Literatur

  • Christian Sonntag, Medienkarrieren. Biografische Studien über Hamburger Nachkriegsjournalisten 1946-1949, München (Meidenbauer) 2006

Weblinks


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