Caspar IV. Lerch

Caspar IV. Lerch

Der vierte Caspar Lerch von Dirmstein (* 13. Dezember 1575 in Dirmstein; † 17. April 1642 in Mainz), der in manchen Urkunden auch – vermutlich wegen familiär vererbter Kleinwüchsigkeit – Lerckel oder Lerckell („Lerchlein“) genannt wird, war ein Ritter aus der Familie Lerch von Dirmstein. Zu seiner Zeit war er der herausragende Vertreter des niederen Adels seines pfälzischen Geburtsortes und ein bedeutender Verwaltungsfachmann im südwestdeutschen Raum.

Inhaltsverzeichnis

Familie

Caspar Lerch führte den Ursprung seines Geschlechtes auf eine Adelsfamilie Frambalcken von Dirmstein zurück. Für ihn selbst sind zwei unterschiedliche Geburtsjahre tradiert, 1573 und 1575. Das erste beruht wohl auf einem Lesefehler und ist nachweislich falsch; denn seine Mutter kann nicht innerhalb von drei Monaten zwei Kinder geboren haben. Er entstammte – als drittes von acht Kindern – der zweiten Ehe des Caspar III. Lerch (* 1. Februar 1540; † 18. Oktober 1590). Dieser hatte – nach dem frühen Tod seiner ersten Frau – Dorothea von Eltz-Langenau († 10. Januar 1603) geheiratet. Aus der ersten Ehe des Vaters mit Anna Elisabeth Magdalena von Flörsheim († 1567) hatte er noch drei Halbgeschwister.[1]

Der vierte Caspar Lerch heiratete 1602 Martha Brendel (* 26. April 1584 in Dirmstein; † 2. Juni 1646 in Rom). Mit ihr hatte er neun Kinder, darunter vier Söhne. Seine zweite Tochter Maria Magdalena Dorothea (* 26. August 1612 in Tauberbischofsheim) ehelichte 1640 Philipp Friedrich Sturmfeder von Oppenweiler, wodurch dessen Familie in Dirmstein heimisch wurde.[2] Als 1699 die Familie Lerch im Mannesstamm ausstarb, weil Söhne bzw. Enkel des vierten Caspar Lerch ohne weitere männliche Nachkommen geblieben waren, fiel das Erbe an die Familie Sturmfeder von Oppenweiler. Deren Mitglieder führten seither den Beinamen Erbsassen Lerch von und zu Dirmstein.[1]

Caspar Lerchs Urenkel Marsilius Franz Sturmfeder von Oppenweiler (1674–1744) sollte legendär werden durch seinen Hader mit der Obrigkeit. Teilweise verschlüsselte Einzelheiten darüber ließ er 1738 auf dem Michelstor des nach ihm benannten Sturmfederschen Schlosses durch eingemeißelte Inschriften sowie eine Skulptur über dem Torbogen als seinen angeblich siegreichen Kampf gegen den Teufel, der als Sinnbild für den Landesherrn steht, verewigen. Der letzte Namensträger des Geschlechtes Sturmfeder starb 1901.[1]

Sowohl am Nachfolgebau von Caspar Lerchs „Burg“ als auch am Sturmfederschen Schloss wurde in der Bauphase jeweils ein alter Stein aus der Zeit des Übergangs vom 16. zum 17. Jahrhundert eingemauert. Die identische Inschrift weist auf die Verflechtung der Familie mit der Historie beider Herrenhäuser hin:

CASPAR LERCH DER DRITTE VND DOROTHEA ZV ELTZ EHELEVT
CASPAR LERCH DER VIRTE VND MARTHA BRENDELIN EHELEVT


Am Tor des Dirmsteiner Spitalhofs finden sich zwei weitere Inschriften, links CASP. LERCH 1602 und rechts CASPAR LERCH VÕ DVRMSTEIN.

Ausbildung und Beruf

Caspar Lerch wurde in Speyer, Würzburg, Mainz und Dole in Rechtswissenschaft und Sprachen ausgebildet.

Nacheinander stand er in den Diensten verschiedener Herren. Zunächst war er (1600–1611) Kämmerer des Bischofs von Speyer, Eberhard von Dienheim, dann (1611–1619) kurmainzischer Amtmann in Tauberbischofsheim und schließlich ab 16. April 1622 Direktor der Oberrheinischen Ritterschaft. Außerdem verfasste er zahlreiche juristische Werke und eine Chronik seines Geschlechts, die Annales.

Politik

Weil Lerch im Dreißigjährigen Krieg bekennender katholischer Parteigänger war, hatte er zeitweise unter Repressionen, insbesondere durch protestantisch-schwedische Truppen, zu leiden. Seine Besitzungen in Dirmstein, vor allem seine „Burg“ am damaligen Südrand des Ortes, wurden mehrmals geplündert, und er war 1621 samt seiner Familie zu Flucht und vieljährigem Exil gezwungen. Zehn Jahre lang lebte er auf dem Gut „Brendelscher Hof“ in der Mainzer Klaragasse, das zum Erbe seiner Frau gehörte, dann musste er für fünf Jahre Zuflucht in Köln nehmen. Nach Mainz konnte er erst 1636 zurückkehren, nach Dirmstein 1640, zwei Jahre vor seinem Tod.

Werke

Der umfangreiche schriftliche Nachlass Caspar Lerchs lagert in den Landesarchiven von Ludwigsburg bzw. Speyer. Die wichtigsten Schriften sind[1]:

  • Alte Gravamina deß Heiligen Reichs Freye, Graven, Herrn, Ritterstandt und Adel betreffendt, 1623, Nachdruck 1624, 56 S.
  • Annales, Familienchronik, etwa 1602–1610, mehr als 300 S.
  • Antwort an Landgraf Georg von Hessen etc., 1629, 16 S.
  • Ferdinand II. mandati poenalis etc., 1630, 32 S.
  • Glaubhafte denckwürdige Copiae und Bericht deß hauptsächlichen Clagproducts etc., 1623, 40 S.
  • Gründlicher Bericht über die Irrungen der Rheinischen Reichsritterschaft mit Landgraf Georg von Hessen, Marburg 1633, 84 S.
  • Kayserliche besondere Decreta, 16 S.
  • Kayserliche Revers und versigelte Schadloßhaltungen etc., 62 S.
  • Ordo equestris Germanicus Caesareus bellopoliticus, I. und II. Teil, Mainz 1625, 592 S.
  • Ordo equestris Germanicus Caesareus bellopoliticus, III. und IV. Teil, Mainz 1631/32
  • Rhythmica adhortatoria de libertate nobilium
  • Sacri Romani..., Mainz 1625
  • Statutum generale deß Heiligen Römischen Reichs Freyen Ohnmittelbaren Ritterlichen Adels am Obern und Nidern Rheinstrom, 1627, 12 S.

Literatur

  • Michael Martin: Die Familie Lerch von Dirmstein. S. 63–76.
  • Hans-Helmut Görtz: Stammtafel der Lerch von Dirmstein. S. 77–81.
Beide in: Michael Martin (Hrsg.): Dirmstein – Adel, Bauern und Bürger. Chronik der Gemeinde Dirmstein. Selbstverlag der Stiftung zur Förderung der pfälzischen Geschichtsforschung, Neustadt an der Weinstraße 2005, ISBN 3-9808304-6-2.
  • Caspar Lerch von Dirmstein: Annales. Familienchronik, etwa 1602–1610, mehr als 300 Seiten.

Einzelnachweise

  1. a b c d Michael Martin, S. 65–68
  2. Hans-Helmut Görtz, S. 77–81

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