Spitalhof (Dirmstein)

Spitalhof (Dirmstein)
Spitalhof, ehemalige Kapelle St. Maria Magdalena
Nebengebäude an der Ostseite

Der Spitalhof im rheinland-pfälzischen Dirmstein ist ein ehemaliges Hospiz mit Kapelle. Die denkmalgeschützte[1] Anlage steht im Eigentum der örtlichen Katholischen Hospitalstiftung.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Der Spitalhof liegt im Ortszentrum an der Straße Affenstein westlich gegenüber der barocken Laurentiuskirche. Er besteht aus der früheren Spitalkapelle Maria Magdalena, die heute profaniert ist, sowie dem Haupt- und dem Nebenflügel des einstigen Hospizes. Benachbart sind weitere historische Anwesen, z. B. Haus Marktstraße 1, St.-Michael-Apotheke und Altes Rathaus.

Gebäude

Torbogen mit Inschrift Caspar Lerchs

Die Kapelle im gotischen Stil bildet den nördlichen Abschluss der Anlage. Sie stammt aus dem 13. oder 14. Jahrhundert. Der kleine Bau besitzt einen eingezogenen, rechteckigen Chor, dessen heutige Fenster kreisrund sind. Der Chorbogen ist spitzbogig angelegt und an der Ostkante kräftig abgeschrägt; er ist teilweise zugemauert. Das Schiff hat drei Fensterachsen und verfügt über neue Stichbogenfenster sowie eine Flachdecke. An der Ostseite befindet sich eine stichbogige Türöffnung aus dem 18. Jahrhundert.

Das langgestreckte Hauptgebäude liegt als Südflügel der Kapelle gegenüber. Es handelt sich um einen schlichten eingeschossigen Bau aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts mit Satteldach und abgewalmten Fenstern. Das Nebengebäude im Osten hat ein Rundbogentor, das 1757 erstmals bezeugt ist.

Ein großes rundbogiges Hoftor an der Ostseite zwischen Kapelle und Nebengebäude führt auf den Hof. Die Kämpfer sind spätromanisch und stammen aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts. Sie sind profiliert mit Platte, Halbwulst, Kehle und Wulst. Der Bogen zeigt Renaissancegewände: Rundstab zwischen den Kehlen, mit Überschneidungen über den Kämpfern. An der Bogenrahmung ist eine Umschrift erhalten: TRINITATI ECCLESIAE CAESARIQVE (lat.: „Der Dreieinigkeit, der Kirche und dem Kaiser“). Darunter, über den Kämpfern, stehen zwei kleinere Inschriften, links „CASP. LERCH 1602“; rechts „CASPAR LERCH VÕ DVRMSTEIN“.

Baugeschichte

Dem bereits bestehenden Hospiz kam im 16. Jahrhundert eine Stiftung des Ortsadeligen Caspar Lerch II. zugute. Als Grundstock verwendete dieser 1539 das Sühnegeld von 350 Gulden, das ihm acht Jahre nach dem Tod seines Sohnes Christoph gezahlt wurde, der 1531 im Alter von 21 Jahren bei einem Duell mit Hans Sigmund von Plenningen zu Tode gekommen war. Die Gründungsurkunde ist nicht erhalten, doch wird auf die Stiftung in einem Dokument von 1543 Bezug genommen, in dem ausdrücklich betont wird, dass sie zu Gunsten bedürftiger katholischer Gemeindeangehöriger eingerichtet wurde. Die Institution ging ihren karitativen Zielen allerdings schon sehr bald ohne Ansehen der Konfession nach.

In ihrer Tradition steht die heutige Katholische Hospitalstiftung, deren Geschäfte ein Verwaltungsausschuss unter Vorsitz des Bürgermeisters führt und mit deren Kontrolle ein eigener Gemeindeausschuss betraut ist. Das Vermögen der Stiftung umfasst (Stand: 2006) u. a. 55 Grundstücke, 30 ha Ackerland, 4 ha Weinberge und einige Wohngebäude. Pro Jahr werden etwa 18.000 Euro an Pacht-, Miet- und Zinserträgen für wohltätige Zwecke eingesetzt.

Die ältesten noch erhaltenen Bauteile des Spitalhofes stammen gem. Inschrift von Caspar Lerch IV., dem Enkel des Stifters. Die Stilmischung erklärt sich aus diversen kriegsbedingten Beschädigungen und nachfolgenden Teilrestaurierungen, vor allem nach dem Niederbrennen Dirmsteins 1689 durch französische Truppen im Pfälzischen Erbfolgekrieg. In den renovierten Gebäuden des Spitalhofes ist heute der Gemeindekindergarten untergebracht.

Literatur

Einzelnachweise

  1. Georg Peter Karn, Ulrike Weber: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz (s. u. Literatur)

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