- Heidelberger Ionenstrahl-Therapiezentrum
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Das Heidelberger Ionenstrahl-Therapiezentrum (HIT) ist ein deutsches Zentrum für die Partikeltherapie von Krebskranken mit Protonen und schweren Ionen. Sie wurde 2003-2009 in Heidelberg auf dem Gelände des Universitätsklinikums errichtet und nahm Anfang November 2009 den Patientenbetrieb auf.
Das HIT ist derzeit (2011) die einzige Therapieeinrichtung für Schwerionen in Europa, und sie ist weltweit die einzige, die über eine Gantry verfügt, mit der der Strahlenaustritt 360° um den Patienten rotiert werden kann. Diese Gantry wiegt 670 t und hat einen Durchmesser von 13 m. Sie soll der Bestrahlungsplanung bessere Möglichkeiten eröffnen.
Im Gegensatz zu den älteren deutschen Einrichtungen der Partikeltherapie (Hahn-Meitner-Institut Berlin, Gesellschaft für Schwerionenforschung Darmstadt) wurde das HIT nicht für die physikalische Forschung, sondern für die klinische Strahlentherapie konzipiert. Es soll mit ca. 1300 Patienten pro Jahr die nationale Kapazität dieses Behandlungsverfahrens verzehnfachen.
Die Baukosten von 119 Millionen Euro wurden hälftig von der Universität Heidelberg und von der Bundesregierung getragen. Die Planung wurde von der Radiologischen Universitätsklinik, dem DKFZ (Heidelberg), dem Forschungszentrum Dresden-Rossendorf, der Darmstädter GSI, und der Siemens AG erstellt. Schon während der Testphase wurden über 400 Patienten behandelt.
Zu den Besonderheiten des HIT zählt neben der Schwerionengantry, dass die Applikation der Strahlendosis mittels elektromagnetischem Ablenken und Durchrastern des Zielvolumens erfolgt, also keine Materie in den Strahl eingebracht wird, um ihn auf die gewünschte Breite aufzuweiten, den Bragg-Peak in der Tiefendimension zu einem sogenannten „spread out Bragg peak“ (SOBP) aufzuweiten oder den SOBP distal (d.h. an der Tumorrückseite) anzupassen, womit unerwünschte Neutronenbelastung für den Patienten reduziert wird. Die Dosis, die an einem Rasterpunkt (Spot) appliziert wird, wird von einer Therapieplanungssoftware berechnet, sodass die Dosisanteile aus den unterschiedlichen Bestrahlungswinkeln so zusammenwirken, dass unter Beachtung der biologischen Wirksamkeit eine homogene Äquivalenzdosis im Zielvolumen erreicht wird. Das „Spot Scanning“ genannte Durchrastern schont das umliegende gesunde Gewebe, da so die Dosis zielgenauer und definierter appliziert wird.
Dem Strahlentherapeuten Jürgen Debus wurde die medizinische Leitung des Zentrums übertragen, die technische Leitung dem Physiker Thomas Haberer. Die ersten Indikationen für die Ionenbestrahlung, die in Heidelberg geprüft werden sollen, sind verschiedene, bisher strahlenunempfindliche Tumoren (Chordome und Chondrosarkome) der Schädelbasis, eine bestimmte Art von Speicheldrüsenkrebs, und ausgewählte Fälle von inoperablem Prostatakrebs.
Quellen
Weblinks
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