Rinecker Proton Therapy Center

Rinecker Proton Therapy Center

Das Rinecker Proton Therapy Center (RPTC) in München ist eine klinische Einrichtung, die mittels Protonentherapie bösartige Tumoren in allen Körperregionen bestrahlt.

Außenansicht des RPTC in München

Inhaltsverzeichnis

Entstehung

Die Betreibergesellschaft ProHealth AG[1] wurde durch Hans Rinecker im Mai 1999 gegründet. Diese errichtete das Protonenbestrahlungszentrum in München mit einem Investitionsvolumen von 170 Mio. Euro.

Das RPTC in München ist die erste Einrichtung in Europa, die nicht zu Forschungszwecken erbaut, sondern hauptsächlich zur Behandlung krebskranker Patienten gegründet wurde.

Im März 2009 wurde der erste Therapieplatz in Betrieb genommen. Inzwischen stehen drei Therapieplätze zur Verfügung (Juni 2010). Insgesamt können nach Inbetriebnahme aller Bestrahlungsplätze bis zu 4000 Patienten jährlich behandelt werden.

In Kooperation mit der Chirurgischen Klinik Dr. Rinecker in München ist die Protonen-Krebstherapie in die Krankenhausplanung des Freistaates Bayern aufgenommen.[2][3]

Ausstattung

Der Teilchenbeschleuniger des RPTC ist ein supraleitendes Zyklotron mit der Höchstenergie von 250 MeV.

  • Vier 360°-Strahlzielgeräte (Gantries) mit Patientenliegen
  • Ein "Fixed-Beam"-Therapieplatz mit fest ausgerichtetem Strahlzielgerät für die Präzisionsbestrahlung im Augen- und Schädelbereich
  • Zwei Multidetektor-Spiral-Ganzkörper-Computertomographen, davon ein Positronenemissionstomographen-CT (PET-CT)
  • Zwei 1,5-Tesla-Ganzkörper-Kernspintomographen
  • Arbeitsplätze zur Angiographie, Sonographie, Endoskopie und für Screening- und Zytostatika-Interferenz-Laboruntersuchungen
  • Anästhesieabteilung sowie eine Aufwachstation (für Kinder und Lungentumorbestrahlungen)
  • Mehrere Arbeitsplätze zur Therapieplanung und individuellen ärztlichen Anpassung der Bestrahlungsprotokolle

Des Weiteren gibt es ein interdisziplinäres Tumorboard. Dieses besteht ständig aus Strahlentherapeuten, Radiologen, internistischen Onkologen, Pathologen und Chirurgen. Zusätzlich werden, je nach Art der Erkrankung, auch entsprechende Spezialisten hinzugezogen.[4]

Technik

Im RPTC wird die derzeit modernste Technik der Protonenbestrahlung angewendet: die Voxel-to-voxel Modulated Scanning Proton Therapy (VVM-SPT), die gegenwärtig weltweit nur am Heidelberger Ionenstrahl-Therapiezentrum, am Paul Scherrer Institut in der Schweiz und im MD Anderson Cancer Center in Houston, Texas, angewendet wird. Synonym werden auch die Begriffe Pencil Beam, Spot-Scanning-Technik und Beam scanning verwendet. Hierbei wird der Zielstrahl mit großen Magneten seitlich so abgelenkt, dass er zweidimensional über die festgelegte Fläche gestrichen wird. Die dritte Dimension wird durch die Eindringtiefe, welche sich durch Einstellung der Protonenstrahlenergie beeinflussen lässt, festgelegt.

Ältere Anlagen arbeiten mit der sogenannten Scattering-Methode, bei der individuell angefertigte Schablonen und Streufolien zur Anwendung kommen, die bei jeder Bestrahlung manuell angepasst werden müssen. Außerdem entstehen unerwünschte Dosis-Überstände.[5]

Klinische Erfahrung

Das RPTC behandelt seit März 2009 Patienten. Weltweit wurden seit den späten 60er Jahren ca. 60 000 Patienten[6] mit Protonenbestrahlung behandelt. Limitiert wurde der klinische Einsatz jedoch durch die mangelnde Verfügbarkeit dieses Therapieverfahrens, welches das Vorhandensein eines Teilchenbeschleunigers voraussetzt.

Behandelbare Krebserkrankungen

Grundsätzlich lassen sich alle Tumoren, die zur Bestrahlung mit herkömmlicher Strahlentherapie indiziert sind, auch mit der Protonentherapie bestrahlen. Für das RPTC liegt eine CE-Zertifizierung vor; es ist zugelassen alle Tumoren zu bestrahlen, die bisher mit Röntgenstrahlen behandelt wurden.

Im Protonencenter in Loma Linda, Kalifornien[7], werden derzeit Vergleichsstudien durchgeführt, ob die Protonenbestrahlung bei Lungenkrebs einer Operation überlegen ist. In besonderen Fällen können auch Lebermetastasen, die mit einer herkömmlichen Bestrahlung wegen der Gefahr einer Strahlenhepatitis oder einer Operation nicht erreichbar sind, zur Heilung gebracht werden. Nicht behandelbar sind bewegliche Tumoren des höheren Dickdarms oder z.B. Leukämien. Bei der Bestrahlung der weiblichen Brust, wird derzeit ein neues Präzisionszielverfahren entwickelt, welches dann die Bestrahlung von Brustkrebs erlauben soll.[8]

Einzelnachweise

  1. Wirtschaftskenndaten der ProHealth AG
  2. http://www.rptc.de/de/allgemeine-seiten/presse/mitteilungen/pressemitteilung/gobackpage/66/article/bayern-ermoeglicht-protonen-krebstherapie-fuer-gesetzlich-versicherte.html
  3. http://www.stmug.bayern.de/krankenhaus/krankenhausplanung/doc/khplan09.pdf Krankenhausplan des Freistaates Bayern
  4. http://www.rptc.de/de/das-center/ausstattung.html
  5. H. Rinecker: Protonentherapie - Neue Chance bei Krebs, F.A. Herbig Verlagsbuchhandlung, München, 2005, Seite 59–61.
  6. http://ptcog.web.psi.ch/ptcentres.html
  7. http://www.protons.com/index.html
  8. http://www.rptc.de/de/protonentherapie/behandelbare-krebserkrankungen.html

Weblinks


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