Hermann Künneth

Hermann Künneth

Hermann Lorenz Künneth (* 6. Juli 1892 in Neustadt an der Weinstraße[1]; † 7. Mai 1975 in Erlangen) war ein deutscher Mathematiker, der sich mit algebraischer Topologie und Geometrie beschäftigte.

Künneth in Erlangen 1969

Künneth, der Sohn eines Gymnasiallehrers, studierte ab 1910 Mathematik an der Universität Erlangen und der Ludwig-Maximilians-Universität München, unterbrochen vom Wehrdienst bei der Infanterie im Ersten Weltkrieg von 1914 bis 1919, wo er zweimal verwundet wurde und zuletzt in britischer Gefangenschaft war[2]. Noch 1912 legte er das erste Lehrer-Staatsexamen ab, dem 1920 der zweite Teil folgte. Seine Lehrer in Erlangen waren Ernst Sigismund Fischer, Paul Gordan, Max Noether, Richard Baldus, Erhard Schmidt. Ab 1920 war er Lehrer im bayrischen Schuldienst unter anderem an Gymnasien in Kronach und Erlangen. Gleichzeitig hielt er Kontakt zur Universität, wurde 1922 in Erlangen (wo er 1921 Assistent an der Universität war) bei Heinrich Tietze promoviert (Über die Bettischen Zahlen einer Produktmannigfaltigkeit), war 1923 Assistent an der Universität Berlin (wurde aber im selben Jahr Studienrat an der Realschule Kronach) und habilitierte sich 1942 in Erlangen[3]. Neben seiner Schultätigkeit war er danach Privatdozent. 1925 wurde er Studienrat am Fridericianum in Erlangen und 1950 Oberstudienrat. Nach seiner Pensionierung im Schuldienst war er ab 1957 außerplanmäßiger Professor in Erlangen, wo er nach den Worten von Otto Haupt im Alter von 65 Jahren eine erstaunliche, unerwartete wissenschaftliche Aktivität entfaltete.[4]

Er ist für die Künnethformel in der algebraischen Topologie bekannt, die er in seiner Dissertation entwickelte. Sie ermöglicht die Bestimmung der Betti-Zahlen einer Produktmannigfaltigkeit A x B aus den Bettizahlen von A und B. Auch für die Torsionszahlen der Produktmannigfaltigkeit gab er Formeln an[5]. Später befasste er sich, teilweise in Zusammenarbeit mit Otto Haupt, mit Geometrie, woraus unter anderem eine Monographie entstand.

1964 erhielt er das Bundesverdienstkreuz.

Literatur

  • Otto Haupt Hermann Künneth zum Gedenken, Jahresbericht DMV, Band 78, 1976, S.61-66
  • Künneth Über die Bettischen Zahlen einer Produktmannigfaltigkeit, Mathematische Annalen, Band 90, 1923, S. 65-85 (Dissertation), Online
  • Haupt, Künneth Geometrische Ordnungen, Springer, Grundlehren der Mathematischen Wissenschaften 1967

Weblinks

Einzelnachweise

  1. früher Neustadt an der Haardt
  2. Nachruf von Haupt, Jb DMV
  3. Dem Nachruf von Haupt im Jb DMV, Band 76, S. 63, nach musste er dazu von seinen Kollegen an der Universität in Erlangen überredet werden. Schon 1923 hatte man ihm vorgeschlagen, sich zu habilitieren, was er jedoch ablehnte.
  4. Haupt, loc. cit., S. 63
  5. Zur topologischen Untersuchung geometrischer Gebilde, Sitzungsberichte Bayr. Akad. Wiss., math.-naturwiss. Klasse, 1922, S.213-220

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно решить контрольную?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Künneth — ist der Familienname folgender Personen: Hermann Künneth (1892–1975), deutscher Mathematiker Walter Künneth (1901–1997), deutscher evangelischer Theologe Diese Seite ist eine Begriffsklärung zur Unterscheidung mehrerer mit …   Deutsch Wikipedia

  • Künneth theorem — In mathematics, especially in homological algebra and algebraic topology, a Künneth theorem is a statement relating the homology of two objects to the homology of their product. The classical statement of the Künneth theorem relates the singular… …   Wikipedia

  • Théorème de Künneth — En mathématiques, le théorème de Künneth est un résultat de topologie algébrique qui décrit l homologie singulière du produit cartésien X × Y de deux espaces topologiques, en termes de groupes homologiques singuliers Hi(X, R) et Hj(X, R). Il… …   Wikipédia en Français

  • AMV Fridericiana Erlangen — Zirkel Die Akademisch Musikalische Verbindung AMV Fridericiana Erlangen (kurz: „Fridericiana“) ist eine musische, nicht farbentragende, aber farbenführende (rosa weiß), nichtschlagende Studentenverbindung an der Friedrich Alexander Universität… …   Deutsch Wikipedia

  • Algebraic topology — is a branch of mathematics which uses tools from abstract algebra to study topological spaces. The basic goal is to find algebraic invariants that classify topological spaces up to homeomorphism. In many situations this is too much to hope for… …   Wikipedia

  • Otto Haupt (Mathematiker) — Otto Haupt (* 5. März 1887 in Würzburg; † 10. November 1988 in Bad Soden) war ein deutscher Mathematiker. Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Werk 2 Schriften 3 Ehrungen …   Deutsch Wikipedia

  • Liste von Persönlichkeiten der Stadt Neustadt an der Weinstraße — Wappen von Neustadt an der Weinstraße Die folgende Übersicht enthält bedeutende Persönlichkeiten mit Bezug zu Neustadt an der Weinstraße, geordnet nach Ehrenbürgern, Personen, die in der Stadt geboren wurden, sowie solchen, die in Neustadt… …   Deutsch Wikipedia

  • Friedrich Brunstäd — (Hermann) Friedrich (Theodor) Brunstäd (* 22. Juli 1883 in Hannover; † 2. November 1944 in Willershagen; auch: Friedrich Brunstädt) war ein deutscher evangelischer Theologe und Philosoph. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Bekannte Schüler …   Deutsch Wikipedia

  • Alfred Ernst Rosenberg — Alfred Rosenberg (Januar 1941), Aufnahme aus dem Bundesarchiv Alfred Ernst Rosenberg (* 12. Januar 1893 in Reval, damals ein Teil von Russland, heute Tallinn, Estland; † 16. Oktober 1946 in …   Deutsch Wikipedia

  • Gesamtliste der Träger des Bundesverdienstkreuzes — Listen der Träger des Bundesverdienstkreuzes Gesamtübersicht | Großkreuze | Großes Verdienstkreuz mit Stern und Schulterband | Großes Verdienstkreuz mit Stern | …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”