- Joe Heydecker
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Joe J. Heydecker (* 1916 in Nürnberg; † 1997 in Wien) (vollständig: Joe Julius Isaak Philipp Heydecker) war ein deutscher Fotograf, Journalist und Autor. Ab 1960 betätigte er sich in Brasilien auch als Verleger und Buchhändler. Er fotografierte heimlich im Warschauer Getto und war einer der wenigen deutschen Berichterstatter bei den Nürnberger Prozessen.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Sein Vater Julius Heydecker und seine Mutter Marianne Rath waren Schauspieler, später Geschäftsleute mit bürgerlich-liberaler Gesinnung. Heydecker besuchte die Volksschule, dann zwei Jahre die Landwirtschaftsschule. Nach einigen Probewochen in einer Realschule kehrte er zur Volksschule zurück und absolvierte dort die Schulpflicht. Ab 1931 machte er eine Photographenlehre bei Stefan Rosenbauer in Frankfurt/Main. 1933 erschien unter dem Namen "Joe Heydecker" sein erste Buch „Coup – Roman eines Revuestars“ in Lipsia-Verlag, Leipzig. Im Juli 1933 verließ Heydecker Deutschland und ging nach Luzern in die Schweiz, nachdem die Eltern – obwohl weder jüdisch noch politisch gefährdet – ins Ausland gegangen waren. Er arbeitete als Journalist unter anderem für das „Luzerner Tagblatt“. Im Herbst 1933 zog Heydecker zu seinen Eltern nach Prag und arbeitete im Unternehmen der Familie.
1938 arbeitete er in Wien im Fotostudio von Albin Kobé. Nach dem Anschluss Österreichs wurde Heydecker von den deutschen Behörden gemustert und am ersten Kriegstag im Jahr 1939 einberufen. Zunächst nahm er als Pionier am Frankreichfeldzug teil. 1941 heiratete er in München die Journalistin Marianne Steber. Heydecker wurde in diesem Jahr Unteroffizier. Als Foto-Laborant einer Propagandakompanie wurde er nach Warschau versetzt. Dort fotografierte er heimlich im Warschauer Getto. Die entstandenen Fotos wurden im Geheimen entwickelt, aber erst 1981 veröffentlicht. Seine Fotos sind Belege der NS-Gräueltaten und der menschenverachtenden Lebensumstände im Getto. 1944 wurde er in die Panzerjägerabteilung 337 beordert. Er fotografierte die von allen Menschen entleerten Ruinen von Warschau.
Nach dem Zweiten Weltkrieg war Heydecker Korrespondent verschiedener deutscher Blätter, darunter des „Kurier“ (Berlin) und Reporter der „Abendzeitung“ (München). Er berichtete auch von den Nürnberger Kriegsverbrecherprozessen und im Radio von dem, was er im Warschauer Getto gesehen hat. 1947 gründete er die „Weltstaat-Liga“. 1950 ließ er sich von Marianne Heydecker scheiden.
1954 heiratete er Charlotte Angermeir. Heydecker wurde Textredakteur der „Münchener Illustrierten“. 1955 ging er nach Stuttgart, wo er stellvertretender Chefredakteur der „Deutschen Illustrierten“ wird. In Stuttgart kam 1956 seine Tochter Tita zur Welt, die Malerin wurde.
Brasilien
1960 wanderte Heydecker nach Brasilien aus, wo er zusammen mit seiner Ehefrau Charlotte das „Fotostudio 61“ in Sao Paulo gründete. In den folgenden Jahren fotografierte er Reportagen für die ZEIT, Quick und den Stern und bereiste dadurch fast ganz Südamerika. 1967 wurde die zweite Tochter Maju geboren, bei der das Down-Syndrom diagnostiziert worden ist. 1969 gründete er zusammen mit seiner Ehefrau Versandbuchhandlung und Verlag „Atlantis Livros“, anschließend gab er neun Jahre lang wöchentlich eine brasilianische Bibliographie unter dem Titel „Livros Novos“ für ausländische Universitäten heraus. 1982 unterzog er sich in Houston einer Herzklappenoperation. Seine Ehefrau Charlotte trennte sich von ihm und kehrte nach Deutschland zurück. 1985 verkaufte er die Firma „Atlantis Livros“, die heute noch in Sao Paulo existiert.
Wien
1986 ließ er sich mit seiner Lebensgefährtin Mara Kraus in Wien nieder. Zuletzt arbeitete er an seiner Autobiografie. 1997 starb er an Herzversagen. Er ist auf dem Wiener Zentralfriedhof beerdigt. Sein Nachlass liegt im deutschen Bundesarchiv. Sein fotografischer Nachlass mit über 25.000 Negativen befindet sich allerdings seit 2001 im Bildarchiv der Nationalbibliothek Wien.[1]
Bücher
- Das Hitler-Bild - St. Pölten : Residenz-Verl., 2008
- Der Nürnberger Prozeß Köln : Kiepenheuer und Witsch, 2003, Überarb. Neuausg., 1. Aufl.
- Das Warschauer Getto München : Dt. Taschenbuch-Verl., 1999, Neuausg.
- Der große Krieg 1914 - 1918 Berlin : Ullstein, 1997, Ungekürzte Ausg.
- Der Nürnberger Prozess Köln : Kiepenheuer und Witsch, 1995
- Die Stille der Steine - Berlin : Nishen, 1994
- Die Schwestern der Venus München : Heyne, 1994, Ungekürzte Taschenbuchausg.
- Mein Krieg - Wien : Mara Kraus, 2007
- Mein Krieg e-book : Mara Kraus, 2010
- Die Tochter des Papstes e-book : Mara Kraus, 2010
- Wie lieb ist der Liebe Gott, ein Belsebuch e-book : Mara Kraus,2011
Weblinks
- Literatur von und über Joe Heydecker im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Seite über Joe Heydecker
- Homepage der Firma Atlantis Livros
- Seite des Deutschen Historischen Museums über Heydecker als Fotografen
- Seite des Bundesarchivs über den Nachlass Heydeckers
- Heydeckers Nachlass im Bildarchiv Austria
Einzelnachweise
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