Historische Kampfkünste Europas

Historische Kampfkünste Europas
Bild aus dem Codex Wallerstein: Fechter mit diversen Waffen.
illustration eines Stichs mit dem „Halben Schwert“ gegen einen „Mordschlag“ in Plattenrüstung (Bild 214 des Codex Wallerstein)

Als Historische Kampfkünste bezeichnen sich Kampftechniken, die in Europa vom 13. bis zum 17. Jahrhundert verbreitet waren. Im Gegensatz zum asiatischen Raum haben sie seit dem 17. Jahrhundert keine lebende Tradition mehr und sind nur noch in Form von Fechtbüchern erhalten. Die historischen Kampfkünste befassen sich hauptsächlich mit Kampftechniken mit Blankwaffen, jedoch auch mit waffenlosem Kampf sowie Kriegs- und Belagerungsgerät aus der damaligen Zeit.

Es existierten im Europa des Hochmittelalters und der Renaissance verschiedene Fechtstile, auch „Schulen“ genannt. Diese unterschieden sich in ihrer Herkunft, jedoch vor allem in den gebrauchten Waffen und in dem Zeitalter, in dem sie populär waren. Es wird unterschieden zwischen der deutschen Schule, der italienischen Schule, der spanischen Schule, der englischen Schule und der französischen Schule. Während die früheren Fechtbücher hauptsächlich im deutschen Sprachraum erschienen, verschob sich diese Entwicklung im Laufe des 16. bis 17. Jahrhunderts nach Italien. Aus der italienischen und der französischen Schule entwickelte sich das heutige Sportfechten.

Ebenfalls ist der Kontext zu betrachten, in dem die jeweilige Kampfkunst praktiziert wurde. So übten Ritter und andere Kriegsleute Kampftechniken für den militärischen Einsatz auf dem Schlachtfeld.

Das Fechten war ebenfalls bürgerliche Kunst zur Selbstverteidigung. Im 15. Jahrhundert war die Blütezeit, es bildeten sich zunftähnlich organisierte „Fechtbruderschaften“. Im deutschen Sprachraum sind vor allem zu nennen die „Marx-Brüder“ und die „Federfechter“, in Frankreich die in Burgund ansässigen „Le jeu de la hache“ („Das Spiel der Axt“).

Das Fechten diente auch zur Belustigung; fahrende Schaufechter führten auf Jahrmärkten spektakuläre Schaukämpfe vor. Diese wurden von den seriösen Fechtmeistern abfällig „Klopffechter“ genannt.

Aus den historischen Kampfkünsten sind einige europäische Kampfsportarten hervorgegangen, so zum einen das Ringen, welches in einigen Fechtbüchern den waffenlosen Kampf beschreibt, und zum anderen das heutige Sportfechten mit Florett, Degen oder Säbel. Der historische Begriff „Fechten“ bezeichnet jedoch den Kampf allgemein und ist nicht nur auf das Schwertfechten beschränkt.

Es gibt mittlerweile eine Vielzahl von Vereinen, die sich mit der Rekonstruktion der historischen Kampfkünste beschäftigen. Einige dieser Vereine haben auch Elemente aus den asiatischen Schwertkünsten übernommen.

Literatur

  • Hans-Peter Hils: Meister Liechtenauers Kunst des langen Schwertes. Lang, Frankfurt/M. 1985. ISBN 3-8204-8129-X.
  • Konrad Kessler: Der Kampf mit dem Langschwert. Weinmann, Berlin 2007, ISBN 3-87892-091-1, ISBN 978-3-87892-091-5.
  • Herbert Schmidt: Schwertkampf. Der Kampf mit dem langen Schwert nach der deutschen Schule. Wieland, Bad Aibling 2007, ISBN 3-938711-19-1, ISBN 978-3-938711-19-4.
  • Herbert Schmidt: Schwertkampf 2 – der Kampf mit dem kurzen Schwert und Buckler nach der deutschen Schule. Wieland, Bad Aibling 2009, ISBN 978-3-938711-29-3.
  • André Schulze: Mittelalterliche Kampfesweisen. Band 1: Das Lange Schwert. Zabern, Mainz am Rhein 2006, ISBN 3-8053-3652-7.
  • André Schulze (Hrsg.): Mittelalterliche Kampfesweisen. Band 2: Kriegshammer, Schild und Kolben. Zabern, Mainz am Rhein 2007, ISBN 3-8053-3736-1.
  • André Schulze (Hrsg.): Mittelalterliche Kampfesweisen. Band 3: Scheibendolch und Stechschild. Zabern, Mainz am Rhein 2007, ISBN 3-8053-3750-7.

Siehe auch


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