Degen (Waffe)

Degen (Waffe)
Ritterdegen des Peter Paul Rubens, 1630

Degen (ostfranzösisch degue = langer Dolch des Mittelalters) bezeichnet einerseits eine insbesondere beim Sportfechten verwendete dreikantige, elastische Stichwaffe und eine ehemals hauptsächlich militärisch verwendete Stich- oder Hiebwaffe mit zweischneidiger Klinge.

Inhaltsverzeichnis

Sportdegen

Sportdegen mit französischen Griff

Der Sportdegen ist eine reine Stichwaffe mit einer langen, schmalen, dreikantigen, elastischen und geraden Klinge. Das Degenfechten ist heute eine Disziplin des Sportfechtens. Hierbei kann anders als in den anderen Waffengattungen (Florett, Säbel) der ganze Körper getroffen werden. Die Klinge ist auch hier mit Griff 110 cm lang, wobei Griff und Glocke zwischen 18 und 20 cm einnehmen. Die gesamte Waffe wiegt höchstens 770 g. Die Klinge besteht bei vom Internationalen Fechtverband (FIE) zugelassenen Klingen aus Maraging-Stahl. Das Degenkabel ist wie das Florettkabel dreiadrig. Die 3. Ader dient beim Degen zur Isolation der Glocke, beim Florett als Abnahmekontakt an der E-Weste.

Offiziersdegen

Fig. 1,2,12. Neue preussische Degen. – 3 u. 4 Degen Philipps II. von Spanien. – 5. Degen Friedrichs d. Gr. – 6. Deutscher Degen des Herzogs Friedrich Heinrich von Nassau. – 7. Degen Napoleons I. – 8. Klinge der Colada des Cid mit Gefäß aus dem 16. Jahrh. – 9. Toledodegen. – 10 u. 11 Alte preussische Degen. In der Mitte Schild mit Degenbrecher.
Degen Griff
Degen

Der Degen war auch Rangwaffe für Offiziere und Kavalleristen, sowie eine als Seitenwehr bezeichnete, d.h. an der Seite getragene blanke Waffe mit langer, gerader, schmaler, ein- oder zweischneidiger Klinge, welche es vorherrschend als Stichwaffe (Stoß-Degen), aber auch als Hiebwaffe (Haudegen, Pallasch) gab. Er wurde von den Offizieren der meisten, besonders der deutschen Heere getragen.

Formen waren der deutsche Infanterieoffizier-Degen, der Pallasch der Kürassiere und der Kavallerie-Degen.

Geschichte und Entwicklung

Der Degen war nicht nur beim Militär, sondern auch bei reichen Bürgern und Adligen weit verbreitet. Er wurde von Anfang an zum Fechten verwendet, das er revolutionierte, da er aufgrund seines geringen Gewichtes und niederigen Schwerpunktes das Fechten mit Parade und Riposte ermöglichte. Eine Sonderform des Degens, die das verdeckte Tragen ermöglichte, war der Stockdegen. Der Galanterie-Degen gehörte zum Anzug jedes Gebildeten, er wurde an über die Schulter gehängtem Koppel getragen oder mittels Haken am Hosenbund befestigt. Auch zur Ziviluniform von Soldaten wurde ein Degen in einer Lederscheide angelegt.

Seit Anfang des 19. Jahrhunderts wurden Degen nur noch von den Offizieren und der schweren Kavallerie (Pallasch) geführt. Auch heute noch gibt es in verschiedenen Armeen, an Militärakademien und zu Ausgehuniformen entsprechende Degen. Das zur Uniform gehörende Degengehenk wird Portepee genannt.

Ursprünglich war der Degen eine Hiebwaffe der Ritter mit breiter, zugespitzter Klinge und Griff, welche aus dem Spatha, einem zweischneidigen, ausschließlich zum Hieb konzipierten, einhändig geführten Langschwert, hervorgegangen war und begrifflich gleichbedeutend mit dem Schwert war.

Sowohl Degen als auch Schwert waren zunächst Waffen »auf Stoß und Hieb« (Fig. 3,4,6 u. 8), dagegen kam in Spanien (Toledo) ein Degen mit nur zum Stoß dienender langer, dünner, auch wohl drei- und vierkantiger Klinge auf. Dieser hatte einen kunstvoll gearbeiteten Griff und Stichblatt (Handschutz), Parierstange (Querstück zwischen Griff und Klinge) und Bügel (Fig. 9).

Seit dem 16. Jahrh. wurde der Degen von allen Kavallerie- und Infanterieeinheiten des Militärs getragen. Die Waffe unterschied sich durch die lange, schmale Klinge und ihrer geraden Form von der gekrümmten Form des Säbels. Auch die Jäger zu Pferde haben den Stichdegen erhalten.

Der Pallasch von 1854 (Klinge 1 m) der Kürassiere in der Preußischen Armee galt als ein Degen-Modell. Diesem wurde 1889 der Kavalleriedegen für die übrigen Reiterregimenter nachgebildet, ebenso der Infanterie-Offizierdegen. (Fig. 2), der seit 1889 bei allen Fußtruppen, ausschließlich Fußartillerie, getragen wurde. Artillerieoffiziere trugen den Artillerie-Offiziersäbel, berittene Feldartilleristen, Trainsoldaten etc. den Artilleriesäbel.

Die frühere Bewaffnung der Infanterieoffiziere bestand in dem Infanteriedegen (Fig. 10,5 u. 7), bei den Füsilieren im Füsilierdegen (Fig. 11); ersterer war mit einem Korbgefäß versehen, das aus einem vom Stichblatt aus Bronze zum Knauf führenden Bügel bestand. Weil das Stichblatt beim Füsilierdegen fehlte, auch die Spitze der Klinge nicht in deren Mittellinie lag, wurde er allerdings auch als Füsiliersäbel bezeichnet.

Beide Degenarten wurden erst in einer Lederscheide mit Beschlägen und später beim Heer des Deutschen Kaiserreichs in einer Stahlscheide getragen. Die Kürassieroffiziere trugen den Degen nur zum Überrock. Der Marinedegen (Fig. 12) war dem Infanterie-Offizierdegen ähnlich, hatte jedoch ein anderes Korbgefäß mit Griff aus Elfenbein und wurde in einer Lederscheide mit Metallbeschlag geführt. Der zum Umschnallen der Degen oder Säbel dienende Koppel bestand aus Leib-, Trage- und Schleppriemen von weißem oder schwarzem Leder, bei Offizieren war das Leder mit goldener oder silberner Tresse belegt oder lackiert.

Siehe auch


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