Hoabinhian

Hoabinhian
Prähistorische Kulturen Vietnams[1]
Altsteinzeit
Sơn-Vi-Kultur 20.000–12.000 v. Chr.
Mittelsteinzeit
Hòa-Bình-Kultur 12.000–10.000 v. Chr.
Jungsteinzeit
Bắc-Sơn-Kultur 10.000–8.000 v. Chr.
Quỳnh-Văn-Kultur 8.000–6.000 v. Chr.
Đa-Bút-Kultur 6.000–5.000 v. Chr.
Phùng-Nguyên-Kultur 5.000–4.000 v. Chr.
Bronzezeit
Đồng-Đậu-Kultur 4.000–2.500 v. Chr.
Gò-Mun-Kultur 2.500–2.000 v. Chr.
Đông-Sơn-Kultur 2.000 v. Chr.–200 n. Chr.
Eisenzeit
Sa-Huỳnh-Kultur 1.000 v. Chr.–200 n. Chr.
Óc-Eo-Kultur 1–630 n. Chr.
Anwendung eines Steinhammers

Hoabinhian (Vietnamesisch: Văn hóa Hòa Bình) ist der Name einer Jäger und Sammler-Gesellschaft der Mittelsteinzeit frühen Holozäns. Sie existierte von etwa 12.000-10.000 v. Chr. in Vietnam. Spuren dieser Kultur wurden auch in anderen Ländern Südostasiens gefunden. Die Menschen der Hoabinhian haben überwiegend in Höhlen und unter Felsdächern (Abri) gelebt und sich von Tieren und Pflanzen ernährt. Außerdem werden die Steingeräte, die man diesen Jägern und Sammlern zuordnen kann, Hoabinhian genannt. Dabei handelt es sich um einseitig abgeschuppte Geröllgeräte (pebble tools), die aus der Zeit zwischen 10.000 und 2.000 v. Chr. stammen[2] und oft auch als Sumatralith bezeichnet werden.

Inhaltsverzeichnis

Entwicklung der Terminologie

Der Name Hoabinhian wurde 1927 von der französischen Archäologin Madeleine Colani für eine Ethnie geprägt[3], die in der nordvietnamesischen Provinz Hòa Bình innerhalb eines begrenzten Zeitraums Naturalwirtschaft betrieben hat. Man einigte sich auf dem ersten Kongress der Prähistoriker des Fernen Ostens auf eine Definition (in Übersetzung):

„(es handelt sich um) eine Kultur mit Werkzeugen, die allgemein in Folge verschiedener primitiver Bearbeitungsmethoden geschuppt sind. Sie ist charakterisiert durch Werkzeuge, die oft nur auf einer Seite bearbeitet worden sind: Steinhämmer, in etwa dreieckig angeschnittene Werkzeuge, Scheiben, kurze Äxte und mandelförmige Artefakte, sowie eine beträchtliche Zahl an Werkzeugen aus Knochen.“

Matthews: 1966

Die ursprünglich von Colani vorgeschlagene Typologie war so kompliziert, dass z.  B. die 82 Artefakte von Sao Dong in 28 verschiedene Typen unterschieden werden mussten oder konnten. Nachdem Matthews 1964 das Hoabinhian-Felsdach bei Sai Yok in der thailändischen Provinz Kanchanaburi untersucht hatte, stellte er fest, dass die Artefakte bezüglich ihrer Größe und Form ineinander übergehen und somit keine wirklichen Typen darstellen. Nachdem Chester Gorman 1970 die Funde aus der Phimaen-Höhle ausgewertet hatte, stellte er eine detailliertere Definition des Hoabinhian vor, die z.  B. das Vorhandensein von einseitig geschuppten Werkzeugen aus Kiesel und eine charakteristische Zusammensetzung der Nahrungsmittelreste (Krustentiere, Fische und kleine bis mittelgroße Säugetiere) umfasste.

1994 fand man auf einem Kongress in Hanoi zu der heute verwendeten Auffassung, dass Hoabinhian eher eine Industrie als eine Kultur oder ein Techno-Komplex ist und auf der Basis von Geröllgeräten (und nicht Kieseln) in Erscheinung tritt.

Verbreitung

Verbreitungsgebiet des Hoabinhian

Hoabinhian wurde zunächst in Vietnam untersucht, wo es auch die meisten Fundplätze gibt, mehr als 120. Dies spiegelt jedoch aller Wahrscheinlichkeit nach lediglich die intensivere Erforschung Vietnams gegenüber den anderen Gebieten Südostasiens wider. In Thailand, Laos, Kambodscha, Birma und auf Sumatra wurden Hoabinhian-Stätten gefunden.

Wichtige Fundplätze sind die folgenden Höhlen bzw. Felsdächer

Neben diesem Kerngebiet machen allerdings Archäologen, wie Johannes Moser, auch isolierte Lager in Nepal, Südchina, Taiwan und Australien aus[4].

Die Frage der Ursprünge des Ackerbaus in Südostasien

Gorman hatte in der Phimaen-Höhle die Überreste zahlreicher Pflanzen gefunden, nachdem er die Erde fein gesiebt hatte. So kamen u.  A. Mandeln, Betelnüsse, Ackerbohnen, Erbsen, Flaschenkürbisse, Wasserkastanien und Früchte des Lichtnussbaums zum Vorschein. Dies ließ die Hypothese aufkommen, dass Hoabinhian einhergehe mit dem Beginn des Ackerbaus in Südostasien[5]. Es konnte jedoch nachweisen werden, dass sich die Varietäten aller dieser Pflanzen nicht von den in der Natur vorkommenden unterscheiden, eine Kultivierung also nicht stattgefunden hat.

Die Funde in der Phimaen-Höhle beweisen dennoch, dass die Hoabinhian-Leute über ein komplexes Wissen der Pflanzenwelt verfügt haben und sich diese haben zunutze machen können.

Einzelnachweise

  1. Die Datierungen in der Tabelle sind den einzelnen Artikeln und der englischen Tabelle entnommen und müssen nicht immer zuverlässig sein..
  2. Kipfer (2000), S. 238, Stichwort "Hoabinhian"
  3. M. Colani: "L’âge de la pierre dans la province de Hoa Binh". MSGI, Bd. 13/1 (1927).
  4. Moser (2001)
  5. W. G. Solheim: "An earlier agricultural revolution". Scientific American Bd. 226 (1972), S. 34-41.

Literatur

  • Barbara Ann Kipfer: Encyclopedic Dictionary of Archaeology. Berlin: Spinger 2000. ISBN 0306461587.
  • Johannes Moser: Hoabinhian: Geographie und Chronologie eines steinzeitlichen Technocomplexes in Südostasien. Köln: Lindensoft 2001.

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