Ackerbohne

Ackerbohne
Ackerbohne
Ackerbohne (Vicia faba)

Ackerbohne (Vicia faba)

Systematik
Ordnung: Schmetterlingsblütenartige (Fabales)
Familie: Hülsenfrüchtler (Fabaceae)
Unterfamilie: Schmetterlingsblütler (Faboideae)
Tribus: Fabeae
Gattung: Wicken (Vicia)
Art: Ackerbohne
Wissenschaftlicher Name
Vicia faba
L.
Ackerbohne (Vicia faba)
Abbildung aus O.W. Thomé: Flora von Deutschland, Österreich und der Schweiz, 1885.
Blüte
Reife Hülsenfrüchte
Geöffnete, unreife Hülsenfrucht mit nierenförmigen Samen
Gekochte Dicke Bohnen

Die Ackerbohne (Vicia faba), auch Saubohne, Schweinsbohne, Favabohne, Dicke Bohne, Große Bohne, Pferdebohne, Viehbohne, Faberbohne oder Puffbohne genannt, aus der Unterfamilie Schmetterlingsblütler (Faboideae) innerhalb der Familie der Hülsenfrüchtler (Fabaceae oder Leguminosae) gehört zur Gattung der Wicken (Vicia), im Gegensatz zur Gartenbohne, die einer eigenen Gattung Phaseolus angehört. Sie ist eine Nutzpflanze.

Inhaltsverzeichnis

Kulturgeschichte

Die Wildform, von der die Ackerbohne abstammt, ist nicht bekannt. Heute kommt die Ackerbohne nur als Kulturpflanze vor. Als Kandidaten genannte Wildpflanzen (Vicia narbonensis L., Vicia galilaea Plitmann & Zohary) sind heutigen Erkenntnissen nach zwar nahe Verwandte, aber keine Stammformen. Vicia faba und Vicia narbonensis sind nach neueren Erkenntnissen Geschwister einer Elternform, die heute ausgestorben ist. Am nächsten zur vermuteten Wildform wird die im Himalaja angebaute Unterart Vicia faba subsp. paucijuga angesehen. Als weitere Verwandte, die Ausgangsformen für Vicia faba sein könnten, werden genannt: Vicia galilaea, die im Vorderen Orient beheimatet ist, und Vicia pliniana aus Algerien, die wahrscheinlich nur eine kleinsamige Form von Vicia faba ist. In Indien, am Himalaja und in Südostspanien kommt eine primitive, stark verzweigte Kulturform ohne Haupttrieb und mit kleinen Samen vor: Vicia faba subsp. paucijuga (Alef.) Murat., die als „der Wildform sehr nahestehend“ angesehen wird.

Frühe Formen der „Dicken Bohne“ waren gar nicht so dick. Man findet diese kleineren Samen erstmals in archäologischen Ausgrabungen in einer Steinzeitsiedlung bei Nazaret in Israel, die zwischen 6800 v. Chr. und 6500 v. Chr., eventuell auch nur 6000 v. Chr. datiert sind. Es ist nicht klar, ob diese Samenfunde gesammelte Wildsamen oder angebaute Bohnen sind. Erst seit dem 3. vorchristlichen Jahrtausend findet sich die Dicke Bohne in vielen Ausgrabungsstätten im Mittelmeerraum.

Seitdem hat die Ackerbohne ihren Siegeszug bis nach Mitteleuropa angetreten. In den ersten Jahrhunderten nach Christus entwickelte sich ein Anbauschwerpunkt an der Nordseeküste, weil sie als einzige Hülsenfrucht auf salzigen Böden in Küstennähe gedeiht. Neben anderen Hülsenfrüchten (Linse, Erbse) stellte sie die Versorgung der Menschen mit Proteinen sicher. Im Mittelalter war sie eines der wichtigsten Nahrungsmittel, auch bedingt durch die hohen Erträge. In dieser Zeit tauchte erstmals die großsamige Varietät auf, die heute verbreitet ist.

Seit dem 17. Jahrhundert ging der Anbau in Europa zurück. Die aus Amerika eingeführte Gartenbohne und Feuerbohne wurden zur menschlichen Ernährung vorgezogen. Die Dicke Bohne dient heute hauptsächlich als Viehfutter. Im Rheinland werden Dicke Bohnen mit Speck heute noch gerne genossen. [1]

Eine besondere Verbindung besteht zwischen der Stadt Erfurt und der Puffbohne. Aufgrund der dortigen fruchtbaren Böden und des milden Klimas sind die Bohnen dort meist besonders gut gediehen und bekamen wegen ihrer Größe (ausgepuffte, große Bohne) den speziellen Namen Puffbohne. Schon seit dem Mittelalter war sie wegen des hohen Eiweiß- und Stärkegehaltes ein beliebtes und wichtiges Nahrungsmittel für die arme Bevölkerung. Daher gilt die Puffbohne als das Stadtmaskottchen und jeder originale Erfurter wird auch als „Erfurter Puffbohne“ bezeichnet.

Beschreibung

Die Dicke Bohne ist eine einjährige krautige Pflanze, die Wuchshöhen von 0,3 bis zu 2 Meter erreicht. Die tiefgehende Pfahlwurzel ist im oberen Bereich stark verzweigt. An der Haupt- und den Seitenwurzeln befinden sich zahlreiche Rhizobium-Wurzelknöllchen. Der aufrechte, unverzweigte Stängel ist vierkantig, hohl und kahl. Die paarig gefiederten Laubblätter besitzen meist zwei bis drei Paare Fiederblättchen und eine grannenartige Spitze ohne Ranke. Die breiten und ovalen Fiederblättchen sind 3 bis 10 cm lang, 1 bis 4 cm breit, blaugrün, etwas fleischig und unbehaart. Die großen Nebenblätter sind 10 bis 17 mm lang, ganzrandig oder an der Spitze leicht gezähnt und besitzen oft violettbraune Nektarien.

Ein bis sechs Blüten stehen an kurzen Stielen in den Blattachseln. Die relativ großen, duftenden Blüten sind zygomorph und fünfzählig. Die fünf 12 bis 15 mm langen Kelchblätter sind röhrig verwachsen; die unteren lanzettlichen Kelchzähnen sind mit 5 mm länger als die anderen. Die fünf Kronblätter sind weiß. Die Flügel sind in der Grundfarbe auch weiß mit jeweils einem dunkel-purpurfarbenen Flecken. Der fast rechtwinklig gebogene Griffel ist oben flaumig und an den Seiten bärtig behaart; er endet mit einer zweiteiligen Narbe. Neun der zehn Staubblätter sind zu einer Röhre verwachsen.

Die abstehenden, 8 bis 20 cm langen und 1 bis 3 cm dicken Hülsenfrüchte sind unbehaart, anfangs grünlich bei Vollreife braun bis schwarz und enthalten zwei bis sechs Samen. Je nach Sorte sind die glatten Samen verschieden geformt, 1 bis 2,5 cm lang, und 4,5 bis 9 mm dick. Die Farben der Samen reichen von hell rötlich-braun bis hell bis dunkel grünlich-braun oder hell bis dunkel purpurfarben, oft mit Flecken oder Punkten in ähnlichen oder stärker abweichenden Farben.

Nutzung

Die Hülsenfrüchte sind nur sehr jung genießbar. Die Samen können sowohl frisch als auch getrocknet verwendet werden, getrocknet sind sie ohne weitere Konservierung lagerfähig. Die Samen enthalten etwa 25 bis 30 % Protein, 1 bis 2 % Fett, 40 bis 50 % Kohlenhydrate, daneben Ballaststoffe und Wasser. Es gibt umfangreiche Untersuchungen zur Gewinnung, Modifizierung und den Einsatzmöglichkeiten der Hauptinhaltsstoffe, wie Protein und Stärke, aus den getrockneten Samen. Ackerbohnen werden auch als Gründünger angebaut.

Anbau

Die Ackerbohne benötigt einen Standort, an dem ihr hoher Wasserbedarf entweder durch tiefgründigen Boden mit hohem Wasserhaltevermögen oder durch einen hohen Grundwasserstand, gleichmäßige Niederschläge bzw. künstliche Bewässerung gedeckt werden kann. Sie wird daher oft in Marschland und auf schwerem Lehm angebaut. Da sie nicht frostempfindlich ist, kann die Dicke Bohne in Gebieten angebaut werden, die für andere Bohnen nicht geeignet sind. Da die Bohnen zur Entwicklung eines gewissen Vernalisationsreizes bedürfen und über eine gute Resistenz gegen Frost verfügen, kann die Aussaat der bereits bei Bodentemperaturen von 2 bis 3 °C keimenden Bohnensamen bei offenem (frostfreien) Boden bereits im Februar stattfinden, die Ernte erfolgt dann ab Juni. In besonders wintermilden (maritimen) Klimaten wie in England werden Ackerbohnen auch als Winterfrucht bereits im vorausgehenden Herbst ausgesät. Die Aussaat erfolgt zwecks besserer und tieferer Bewurzelung und höherer Standtfestigkeit recht tief mit einer Saattiefe zwischen 6 und 10 cm, bei Herbstaussaat gar bis 15 cm. Die Ernte der Bohnen erfolgt in der Landwirtschaft mittels Mähdrescher im Mähdruschverfahren, das erhebliche Nährstoffmengen enthaltende Bohnenstroh verbleibt kleingehäckselt auf dem Acker. Bei Befall mit schwarzer Blattlaus sollten die Pflanzen entspitzt werden.

Systematik

Vicia faba gehört zur Sektion Faba der Untergattung Vicia aus der Gattung Vicia L. in der Tribus Fabeae in der Unterfamilie Schmetterlingsblütler (Faboideae) innerhalb der Familie der Hülsenfrüchtler (Fabaceae oder Leguminosae). Die Veröffentlichung der Gattung Vicia erfolgte 1753 durch Carl von Linné in Species Plantarum, 2, 737. Synonyme für Vicia faba L. sind: Faba bona Medik., Faba vulgaris Moench., Orobus faba Brot., Vicia esculenta Salisb..[2]

Die Art Vicia faba wird in zwei Unterarten gegliedert:

  • Vicia faba subsp. paucijuga (Alef.) Murat.
  • Vicia faba L. subsp. faba: Sie enthält drei Varietäten:
    • Pferdebohne (Vicia faba subsp. faba var. equina Pers.): Als Viehfutter angebaut.
    • Dicke Bohne oder Puffbohne (Vicia faba subsp. faba var. faba Murat., Syn.: Faba vulgaris var. major Harz, Vicia faba var. major (Harz) Beck): Eigentliche „Dicke Bohne“, zum menschlichen Verzehr angebaut.
    • Ackerbohne (Vicia faba subsp. faba var. minuta (hort. ex Alef.) Mansf., Syn.: Faba vulgaris var. minor Harz, Faba vulgaris var. minuta hort. ex Alef., Vicia faba var. minor (Harz) Beck: Kleinsamige Varietät.

Toxikologie

Vicia faba kann Favismus auslösen.

Bei manchen Menschen, besonders im Mittelmeerraum, tritt eine erbliche Veranlagung auf, der Favismus, eine stoffwechselbedingte Unverträglichkeit gegenüber dem Pollen der Ackerbohne oder der Bohne selbst. Diese Krankheit kann in schweren Fällen zum Tod führen. Die Ursache dieser Unverträglichkeit liegt an den Glucosiden Vicin und Convicin, Inhaltsstoffen der Dicken Bohne. Diese oxidieren Glutathion, und bei Fehlen des reduzierenden Enzyms (Glucose-6-phosphat-dehydrogenase) treten die Symptome des Favismus auf. Seit einiger Zeit gibt es Sorten, bei denen der Gehalt an Vicin und Convicin auf etwa ein Fünftel reduziert ist. Es ist noch unklar, ob damit Favismus unterbleibt. Diese Züchtung wurde vor allem zur Verbesserung der Qualität als Tierfutter durchgeführt.

Siehe auch

Quellen

Einzelnachweise

  1. http://www.huettenhilfe.de/rezept-dicke-bohnen-mit-speck_4804.html
  2. Eintrag bei GRIN.

Weblinks

 Commons: Ackerbohne – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

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