Homosexualität in der persischen Liebesdichtung

Homosexualität in der persischen Liebesdichtung
Der Weinjunge

Homosexualität war seit den Anfängen der persischen Dichtung im 9. bis zum 20. Jahrhundert Bestandteil in der persischen Liebesdichtung.[1] Insbesondere in der Ghaselendichtung war die Homoerotik, der schariarechtlichen Sanktionierung im islamischen Persien zum Trotz, das einzige amouröse Thema. Der berühmte persische Mystiker Dschalal ad-Din ar-Rumi verwendete die sexuelle Verbindung von Männern oder Knaben als Metapher für die Verbindung mit Gott.[2] Auch bei Hafes, einem der bekanntesten persischen Dichter, ist das Objekt der Liebe zumeist ein ansehnlicher Junge.[3]

Farrokhi dichtete in seinem Diwan:

Ey pesar gar del-e man kard hamiḵᵛāhi šād
Az pas-e bāda marā busa hami bāyad dād
(Oh, Jüngling wenn du mein Herz erfreuen willst,
so gib mir deine Küsse, nachdem du mir meinen Wein serviert hast)[1]

Inhaltsverzeichnis

Das Objekt der Liebe

Das Objekt der Liebe wird in den persischen Gedichten häufig mit den Begriffen ma'suq, mahbub und habib bezeichnet, allesamt maskuline Lehnwörter in einer Sprache, deren Grammatik die geschlechtliche Unterscheidung nicht kennt. Hinweise auf die ersten Spuren des Bartwuchses oder die Verwendung von Interjektionen in Verbindung mit pesar („Junge“) zeigen dann das Geschlecht an. Häufig wurde sie mit Zypressen verglichen.

Saadi dichtete:

Ḵoš miravad in pesar ke barḵāst
Sarvi’st ke miravad čonin rāst
(Dieser Jüngling der aufstand, er ging so anmutig
wie eine Zypresse, so gerade!)[1]

Sklaven als Geliebte

Meistens handelte es sich bei dem Angebeteten um einen jungen Türken.[4] Türkische Schönheiten wurden in Liebesgeschichten oft gewählt, so dass die Bezeichnung „Türke“ in der damaligen persischen Poesie zum Synonym männlicher Schönheit wurde.[1] Es waren türkische Sklaven, die im Abbasidenreich der arabischen Kalifen, auf Sklavenmärkten erworben, militärisch ausgebildet und in den Armeen oder im Haus eingesetzt wurden.

Bei Hafes heißt es in der freien Übersetzung von William Jones:

Agar ān Tork-e Širāzi be dast ārad del-e mā rā
Be ḵāl-e henduyaš baḵšam Samarqand o Boḵārā rā
If that Turk of Shiraz should gain my heart
I bestow upon him Samarkand and Bukhara for his black beauty spot

Auch Farrokhi schreibt in seinen Gedichten von der Sehnsucht nach einem türkischen Sklaven, wobei er Inder aufgrund ihrer Fügsamkeit bevorzugte. Er bezeichnet den türkischen Soldaten als sarhang, was so viel wie Truppenführer bedeutet. Insbesondere der Rang und die kriegerischen Qualitäten wurden dabei übertrieben. Diese militärischen Vergleiche bzw. Titel in der Liebesdichtung waren jedoch eher Metaphern, die dazu dienten die Reize poetisch auszudrücken. Augenwimpern wurden dabei beispielsweise mit Pfeilen verglichen. Des Weiteren werden auch slawische bzw. bulgarische Sklaven erwähnt, die aufgrund ihrer hellen Haut begehrt waren.[1]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. a b c d e Encyclopædia Iranica: Homosexuality in persian literature
  2. Alexandra Samoleit: Homosexualität und Islam, Norderstedt 2007, Seite 15
  3. Britannica Persian literature 1300-1500
  4. J. T. P. de Bruijn: "Beloved" in der Iranica

Weblinks


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