Hühnermarkt

Hühnermarkt
Ansicht des Hühnermarkts 1738 von Westen
Das Areal mit Dom, Römerberg und Hühnermarkt auf dem Ravensteinplan 1862
Ansicht des Hühnermarkts um 1900 von Süden
Das technische Rathaus am Alten Markt von Westen
Das technische Rathaus aus der Luft
Aktuelle Ansicht (2011) vor Baubeginn auf dem Dom/Römerarreal

Der Hühnermarkt war ein Platz in der Altstadt von Frankfurt am Main zwischen Kaiserdom und Römerberg, der durch die Luftangriffe auf Frankfurt im Zweiten Weltkrieg und den Abriss der letzten stehengebliebenen, ausgebrannten Gebäude in der direkten Nachkriegszeit vollständig zerstört wurde. Die Lage ist heute vor Ort nicht mit bloßen Augen zu erkennen, sondern lässt sich nur unter Zuhilfenahme von älteren Stadtplänen nachvollziehen. Im Rahmen des Dom-Römer-Projekts wird der Hühnermarkt nach dem Abriss des Technischen Rathauses mit seinem historischen Grundriss und einigen Rekonstruktionen von bedeutsamen Altstadthäusern wieder neu entstehen.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Der Hühnermarkt befand sich in einer Schlüsselposition in der Altstadt Frankfurts. Er öffnete sich gen Süden zum Alten Markt, dem Krönungsweg, den die römisch-Deutschen Kaiser vom Kaiserdom aus zum Römer schritten. Nördlich schloss sich an den Hühnermarkt die Neugasse an und westlich von der Nordseite des Platzes die Gasse Hinter dem Lämmchen.

Bebauung

Bis 1895 stand der Freydhofbrunnen, ein Pumpenbrunnen mit zwei Schwengeln auf dem (einstmals ebenfalls Freydhof genannten) Hühnermarkt, der in der Folge durch das Denkmal des Lokaldichters Friedrich Stoltze ersetzt wurde. Nach der Zerstörung des Hühnermarktes befindet sich das Stoltzedenkmal heute auf dem Platz hinter der Katharinenkirche.

Der Platz umfasste eine Reihe namhafter Bürgerhäuser, die teilweise von größerer Bedeutung für die Stadtgeschichte waren. Nachfolgend werden die einzelnen Gebäude des Platzes gegen den Uhrzeigersinn, beginnend mit dem östlichsten Haus am Markt beschrieben.

Bei dem östlichen Haus Neues Paradies / Mayreis (Markt 14) handelt es sich um einen den Vorgängerbau ersetzenden fünfgeschossigen klassizistischen Steinbau, der etwa 1800 errichtet wurde.

Das kleine Seligeneck (Markt 16) war ein vergleichsweise junger Bau. Der zuvor vorhandene klassizistische Bau wurde Mitte der 30er Jahre des 20. Jahrhunderts durch ein neues Gebäude im Heimatstil ersetzt, welches einen dreigeschossigen mit Sgraffiti Erker gezierten Erker aufwies.

Das um 1405 entstandene und in letzter Form im 17. Jahrhundert errichtete dreigeschossige Haus Schildknecht / Spiegel (Markt 18) bildete das nordöstliche Eckgebäude des Hühnermarktes und hatte mit fast zwei Metern den größten Überhang aller Frankfurter Fachwerkhäuser. Es war das Gebäude der Schumacherzunft und wies neben reicher Bemalung und alle typischen Elemente der Renaissance auf.

Das Haus zur Flechte / Alt Friesenstein / Klein Friesenstein (Markt 20 / Neugasse 2) zeichnete sich durch die Ablesbarkeit seiner langen Baugeschichte aus.

Von besonderer Bedeutung als einer der Frankfurter Goetheorte war der junge Esslinger (Hinter dem Lämmchen 2), denn das im 16. Jahrhundert errichtete Haus mit verputztem Fachwerk wurde von Goethes Tante Johanna Melber bewohnt. Es gehört zu den sechs Häusern, deren Rekonstruktion von der Stadt Frankfurt bereits beschlossen wurde.

Das Haus Goldene Schere (Markt 22 / Hinter dem Lämmchen 1), der letzte Zustand in klassizistischen Formen mit verputztem Fachwerk, entstand im 18. Jahrhundert, vereinte zwei kleinere Häuser der sich anschließenden Gasse hinter dem Lämmchen. Es stellt einen äußerst interessanten Mischbau dar, da entgegen zur Gestaltung zum Hühnermarkt hin, der charakteristische Geschossversatz der Stockwerke zur Gasse hin erhalten blieb.

Das klassizistische Haus Eichhorn (Markt 24) entstand auf sehr kleiner Parzelle.

Bei dem Haus zum Schlegel (Markt 26) handelte es sich um einen 1830 errichteten viergeschossigen klassizistischen Bau.

Nachkriegsgeschichte

Nachdem das Areal nach der Zerstörung im Krieg jahrelang unbebaut blieb, wurde schließlich in den siebziger Jahren hier das Technische Rathaus errichtet, ein Betonbau des Brutalismus, welches sich noch heute (2009) an diesem Standort befindet. Weite Teile der Stadtbevölkerung stehen diesem Bau ablehnend bis entschieden feindlich gegenüber. 2007 hat die Stadt Frankfurt das Gebäude mit Ablauf der Mietperiode zurückgekauft und aufgrund der geringen stadträumlichen Qualität, des kaum vorhandenen Bezugs zur historischen Altstadt und größerer baulicher Mängel den Abriss des Gebäudes beschlossen, welcher nach jetzigem Planungsstand im Januar 2010 beginnen wird.

Rekonstruktionsplanungen

Das bis zum Zweiten Weltkrieg auf dem Hühnermarkt stehende Stoltze-Denkmal befindet sich heute hinter der Katharinenkirche

Nach dem Abbruch des Technischen Rathauses soll eine kleinteilige Bebauung mit möglichst vielfältigen Nutzungen realisiert werden, die der Lage des Ortes im Zentrum der Altstadt gerecht wird und sich nicht negativ auf die naheliegenden zentralen Objekte Römer und Kaiserdom auswirkt. Das Plangebiet zur Umgestaltung umfasst neben dem Areal des Technischen Rathauses auch den südöstlich gelegenen Archäologischen Garten.

Schon 2004 wurde ein städtebaulicher Wettbewerb ausgeschrieben, dessen Ergebnis jedoch in der Bevölkerung nicht auf Akzeptanz stieß. Vielmehr wurden die Forderungen seitens der Bevölkerung, eine im Sinne der Stadtreparatur möglichst weitgehende originalgetreue Rekonstruktion vorzunehmen, wie sie bereits auf dem Samstagsberg (Ostzeile des Römerbergs) in den 1980er Jahren erfolgte, wesentlich verstärkt. Zu diesem Zwecke ist im Auftrag des Stadtplanungsamt einer Studie erarbeitet worden, in welcher die Quellenlage und Machbarkeit einer Rekonstruktion des Areals und der einzelnen Häuser im Kontext der heutigen Bausituation abseits des abzureißenden Technischen Rathauses analysiert wird.

Nach der Studie ist eine annähernde Rekonstruktion bei rund der Hälfte der Häuser und die Rekonstruktion der Fassaden bei allen Häusern möglich. Eine historisch bis ins letzte Detail exakte Rekonstruktion ist laut Studie nicht möglich, steht damit aber im Widerspruch zu anderen Ausarbeitungen zu diesem Thema wie etwa der Diplomarbeit des Bauingenieurs Dominik Mangelmann, die derartige Nachweise bis herab zum Detailgrad einzelner Balkenlagen der Fachwerkhäuser geführt hat.

Nach jetzigem Planungsstand soll der historische Grundriss des Areals und damit auch der Hühnermarkt wieder hergestellt werden. Das Bodenniveau soll dazu ebenfalls wieder auf das ursprüngliche Niveau gesenkt werden.

Im Rahmen des Projektes sollen sechs Altstadthäuser, darunter der junge Esslinger und das Rote Haus am Hühnermarkt, rekonstruiert werden. Die übrigen Gebäude sollen sich mit Fassaden und Dächern an die ursprüngliche Bebauung anlehnen, um die Altstadt der ehemaligen Reichsstadt als Ort der Frankfurter und deutschen Geschichte wieder erlebbar zu machen. Inwieweit dies durch die Rekonstruktion von lediglich sechs Häusern der Fall ist, ist umstritten, sodass die Rekonstruktion der übrigen Häuser weiterhin von Teilen der Bevölkerung gefordert wird.

Siehe auch

Literatur

  • Studie Stadtplanungsamt Frankfurt am Main:Dokumentation Altstadt: Planung Bereich Dom - Römer. Frankfurt 2006.

Weblinks

 Commons: Hühnermarkt – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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