- Brutalismus
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Brutalismus ist ein Architekturstil der Moderne, dessen Blütezeit zwischen 1953 und 1967 lag.[1]
Inhaltsverzeichnis
Grundlagen
Der Begriff wurde um 1950 von dem schwedischen Architekten Hans Asplund geprägt. Er leitet sich ab von béton brut, wörtlich ‚roher Beton‘, dem französischen Ausdruck für Sichtbeton. Gemeint ist das sichtbare Baumaterial, im Besonderen Formbeton mit seinen Unebenheiten und den Abdrücken der Schalung, aber auch Metalle, Ziegel und andere Materialien. Weiterhin kennzeichnen die Architektur reine geometrische Körper, die nicht mit einer an andere formale Lösungen angelehnten Formensprache kaschiert werden. Besonders die Architektur von Le Corbusier, vor allem das Kloster Sainte-Marie de la Tourette bei Éveux-sur-l’Arbresle und die Unité d'Habitation in Marseille, Firminy, Berlin und Nantes, waren für den Brutalismus richtungsweisend.
Als erster brutalistischer Bau gilt die Schule in Hunstanton von Alison und Peter Smithson (1949–1954). Die Blütezeit des Brutalismus lag in den 1960er Jahren. Er löste die internationale Moderne der Nachkriegszeit ab und leitete mit seinen Tendenzen einer plastisch-körperhaften, konstruktionsehrlichen und von ruppigem Charme geprägten Architektur über zum in den 1960er und 1970er Jahren vorherrschenden Bauen mit Fertigteilen.
Der Brutalismus (Architekturstil) und der englische New Brutalism (unter anderem Architektur- und Städtebau-Theorie) sind zwei unterschiedliche Strömungen. Der New Brutalism der englischen Mitglieder des Team 10, Alison und Peter Smithson, hat mehr mit der theoretischen Reform der CIAM (in Architektur und Städtebau) zu tun als mit dem Begriff Béton brut.[2][3]
Galerie
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Unité d’Habitation, Berlin, (1956–1959)
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Fátimakapelle in Golzheim (1957)
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Die Eingangsseite der Markuskyrkan in Stockholm (Sigurd Lewerentz 1958–1963)
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Rathaus Boston
(Gerhardt Kallmann und N. Michael McKinnell, 1969) -
Geisel Library, University of California, San Diego
(William Pereira, 1970) -
Bredero-Hochhaus, Hannover, (1975)
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Royal National Theatre, London
(Denys Lasdun, 1976) -
Ex-Home Office, London
(Basil Spence, 1976) -
Genex-Turm, Belgrad
(Mihajlo Mitrović 1980) -
Hochhaus der Union Investment, Frankfurt (1977)
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Habitat 67, Montreal (Moshe Safdie, 1967)
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Die Robarts Library im kanadischen Toronto (1973)
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Die Neckaruferbebauung Nord, Mannheim (1975-1982)
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Teilbibliothek Philosophicum 2 der Universität Regensburg (um 1965)
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Das Gebäude der Universität Bielefeld (1969)
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Komplex der Universität Paderborn (1972)
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Wotrubakirche in Wien (1976)
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Haus Sindlingen, Westfront (Günter Bock,1962)
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Rotaprint-Gebäude, Berlin-Gesundbrunnen (Klaus Kirsten, 1958)
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Musisches Zentrum, Ruhr-Universität Bochum (Helmut Hentrich, 1966)
Siehe auch
Literatur
- Ist béton brut brutal? Rezension zu: Ralf Lange, Architektur und Städtebau der sechziger Jahre, Bonn 2003, in: Kritische Berichte, 32. Jahrgang 2004, Heft 1, 88-91.
- Jürgen Joedicke, Architekturgeschichte des 20. Jahrhunderts, Stuttgart und Zürich 1998, 82-95.
- Klaus Göbel und Konrad Gatz, Ziegelkonstruktionen im Hochbau, München 1969
- Reyner Banham, Brutalismus in der Architektur – Ethik oder Ästhetik?, Stuttgart 1966
Weblinks
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Commons: Brutalismus – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
- open2.net: Brutalism (engl.) – Beschreibung des Baustils
- The New Brutalism Fotos von New Brutalist Gebäude in Großbritannien
Einzelnachweise
- ↑ „Brutalismus“ auf wissen.de des Wissen Media Verlag, abgerufen am 8. Mai 2010
- ↑ Der Architekturhistoriker Reyner Banham formulierte diesen Unterschied im Titel seines Buches: Brutalismus in der Architektur – Ethik oder Ästhetik? (engl.: The New Brutalism - Ethic or Aesthetic?)
- ↑ The New Brutalism Brutalismus in Großbritannien
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