Lilaseidiger Risspilz

Lilaseidiger Risspilz
Lilaseidiger Risspilz
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Lilaseidiger Risspilz (Inocybe lilacina)

Systematik
Abteilung: Agaricomycetes
Klasse: Hutpilze (Agaricomycetidae)
Ordnung: Blätterpilze (Agaricales)
Familie: Schleierlingsartige (Cortinariaceae)
Gattung: Risspilze (Inocybe)
Art: Lilaseidiger Risspilz
Wissenschaftlicher Name
Inocybe lilacina

Der Lilaseidige Risspilz (Inocybe lilacina) ist ein häufiger giftiger Pilz aus der Familie der Schleierlingsartigen (Cortinariaceae). Der Fruchtkörper ist klein, violettlich und mit ockerbräunlich gebuckeltem Hut.

Inhaltsverzeichnis

Merkmale

Der Hut erreicht 1 bis 4 Zentimeter an Durchmesser und ist zunächst konisch bevor er sich zu einer gewölbten Form mit einem ausgeprägten Buckel ausbreitet. Die fasrig-seidige Oberfläche ist besonders jung violettlich, später ausblassend gefärbt mit ockerbräunlicher Färbung auf dem Buckel und an der Stielbasis. Die Hutränder sind jung vor dem Aufschirmen eingebogen und durch eine weiße Haarschleier-Teilhülle (Cortina) mit dem Stiel verbunden. Sie sind im Alter teils hochgebogen und können einreißen (→ „Risspilz“). Der dünne Stiel ist 1 bis 6 Zentimeter hoch und 3 bis 6 Millimeter stark. Die Cortina hinterlässt keinen Ring. Die gedrängt stehenden Lamellen sind am Stiel angeheftet oder fast freistehend und jung cremefarben, bevor sie mit den reifenden Sporen zu einer bräunlichen, namengebenden Erd-Farbe ausdunkeln. Die Schneiden sind bauchig geformt und bleiben weißlich. Der Sporenpulverabdruck ist ockerbraun. Das Fleisch schmeckt schärflich. Der starke Geruch wurde mit Mehl oder Erde verglichen.[1]

Die ellipsoid bis mandelförmigen Sporen sind glatt und messen etwa 7 bis 9 auf 4 bis 5,5 Mikrometer. Es sind zahlreich kristalltragende (metuloide), auf halber Länge geschwollene Pleurozystiden von 40 bis 60 auf 10 bis 20 Mikrometern und ähnliche Cheilozystiden vorhanden.[2]

Verwechslungsmöglichkeiten

Er könnte für den essbaren Violetten Lacktrichterling (Laccaria amethystina) gehalten werden, wobei diese Art einen faserigen Stiel und fruchtigen Geruch hat und keinen ockerfarbenen Buckel und auffällig entfernt stehende Lamellen aufweist.[3] [4]

Verbreitung und Ökologie

Der Lilaseidige Risspilz ist in Europa und Nordamerika häufig und weitverbreitet.[1][5] (Fundmeldungen aus Westaustralien für var. lilacina stellten sich als Inocybe violaceocaulis heraus.[6]) Er lebt in Mykorrhiza-Symbiosen in Laub- und Nadelwäldern. Er fruchtet von Juni bis November an grasbewachsenen Stellen, nahe Pfaden[7] oder Wasserläufen oder oft auf reichhaltiger, nackter Erde, die an Straßenrändern aufgewühlt wurde.[8]

Toxikologie

Wie viele Risspilze enthält der Lilaseidige Risspilz Muscarin.[9] Die Symptome sind die einer Muscarin-Vergiftung, namentlich stark erhöhter Speichelfluss, Transpiration (Schwitzen), Pupillenverengung, verlangsamter Puls und tränende Augen innerhalb von 15 bis 30 Minuten nach Einnahme. Bei hohen Dosen können diese Symptome von Bauchschmerzen, heftiger Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, verschwommener Sicht und Atemnot gefolgt sein.[4] Die Vergiftungserscheinungen klingen im Allgemeinen innerhalb von zwei Stunden ab.[10] Delirium tritt nicht auf. Das spezifische Gegenmittel ist Atropin. Durch das zeitnahe Einsetzen der Symptome ist auch das Herbeiführen von Erbrechen zum Entfernen von Pilzmaterial ratsam.[11] Todesfälle aufgrund des Verzehrs dieser Art sind nicht dokumentiert. Der Pilz wird aufgrund seiner geringen Größe von Pilzsammlern oft nicht beachtet.[7]

Taxonomie

Er wurde und wird teils als die Varietät lilacina oder violacea des Erdblättrigen Risspilzes (Inocybe geophylla var. lilacina oder var. violacea) geführt. Phylogenetische Erbgut-Analysen zeigen aber eine klare Abgrenzung von Inocybe geophylla.[12][13]

Weblinks

 Commons: Inocybe lilacina – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Quellen

  1. a b Roger Phillips: Mushrooms and Other Fungi of Great Britain and Europe. MacMillan, London 1981, ISBN 978-0330264419, S. 220.
  2. http://mushroomexpert.com/inocybe_geophylla_lilacina.html
  3. Jean-Louis Lamaison, Jean-Marie Polese (Coauthor): The Great Encyclopedia of Mushrooms. Könemann, Tandem Verlag GmbH, 2005 (Originaltitel: Grand guide encyclopédique des champignons, übersetzt von Josephine Bacon (Chanterelle Translations, London)), ISBN 978-3833112393, S. 83.
  4. a b Hans E. Laux: Der große Kosmos-Pilzführer. Alle Speisepilze mit ihren giftigen Doppelgängern. Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co., Stuttgart 2001, ISBN 978-3440124086, S. 342.
  5. David Arora: Mushrooms Demystified. a Comprehensive Guide to the Fleshy Fungi. Ten Speed Press, Berkeley, Kalifornien 1986, ISBN 0-89815-169-4, S. 460.
  6. P. B. Matheny, N. L. Bougher: A new violet species of Inocybe (Agaricales) from Urban and Rural Landscapes in Western Australia. In: Australasian Mycologist. 24, Nr. 1, 2005 (http://www.clarku.edu/faculty/dhibbett/Reprints%20PDFs/Matheny&Bougher.pdf).
  7. a b Hans Haas, G. Gossner, A. Leutscher: The Young Specialist looks at Fungi. Burke Publishing, Juli 1969, ISBN 978-0222794093, S. 122.
  8. Thomas Laessoe: Mushrooms. The visual guide to over 500 species of mushroom from around the world. Dorling Kindersley Publishers Ltd., 1998, ISBN 978-0751310702.
  9. Denis R. Benjamin: Mushrooms poisons and panaceas. a handbook for naturalists, mycologists and physicians. W.H. Freeman and Company, New York Mai 1995, ISBN 978-0716726005, S. 343.
  10. Pamela North; Blandford Press & Pharmacological Society of Great Britain (Hrsg.): Poisonous Plants and Fungi in colour. Littlehampton Book Services Ltd., Februar 1967, ISBN 978-0713704464, S. 111.
  11. Benjamin, Seiten 346–349.
  12. http://mor.clarku.edu/ml.html
  13. http://www.bio.utk.edu/matheny/Site/Publications_files/Matheny_MPE.2005.pdf

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