Jacob Lyversberg

Jacob Lyversberg

Jacob Joannes Nepomuk Lyversberg (* 24. Mai 1761 in Köln; † 5. August 1834 ebenda) war ein Kölner Großhandelskaufmann und Kunstsammler.

Leben

Jacob Lyversberg stammte aus einer alten, bereits vor 1664 erwähnten Tabak- und Weinhändlerfamilie. Sein Vater Henric Lieversberg gehörte um 1750 zu den bedeutendsten Tabakgroßhändlern in Köln, seine Mutter Johanna Catharina Pleunissen entstammte einer aus Holland nach Köln zugewanderten Tabakhändlerfamilie. 1765 erwarb die Familie am Heumarkt das Haus Nr. 10, genannt „Starkenberg“, mit zusätzlichen Gebäuden. Um 1770 kaufte sie das Haus Heumarkt 76, später Nr. 52, das aus den mittelalterlichen Häusern „Zum Drachen“ und „Zur Schere“ entstanden war. Es handelte sich um ein reiches Bürgerhaus vom Ende des 18. Jahrhunderts, in dem sich umfangreiche Teile von Vorgängerbauten aus dem Mittelalter (Gewölbekeller, spätgotische Deckenmalereien) und Renaissance (Terrakotten, Rankenschnitzereien) sowie Teile einer barocken Stuckdecke erhalten hatten. Über der Tür zum Heumarkt befand sich ein von Löwen gehaltenes Wappenschild, das das Lyversbergsche Wappen enthielt. In solch vermögenden Verhältnissen wuchs Jacob als viertes von neun Kindern auf und stieg in das väterliche Geschäft ein.

Am 2. Februar 1793 heiratete er Anna Elisabeth Bennerscheid und bezog mit ihr 1784 das von seinem Vater erworbene Haus Heumarkt 10, das er zuvor im Rokokostil ausgebaut hatte. Ferner besaß er drei Packhäuser am Heumarkt, am Domkloster und in der Rheingasse 10. Um 1800 gehörte er zu den 100 bedeutendsten Steuerzahlern Kölns. Nebenamtlich war er Schul- und Verwaltungsrat und Kirchenmeister von St. Maria im Kapitol.

Tafel des Lyversberger Altars

Nach der Besetzung Kölns durch Napoleon 1796 und der Säkularisation in Folge des Reichsdeputationshauptschlusses 1803 beteiligte er sich am Erwerb von Kunstschätzen, die durch die Auflösung der Klöster auf den Markt kamen. Unter anderem erwarb er den später nach ihm benannten „Lyversberger Altar“, einen 1464 gestifteten Altar aus der Kirche des Kölner Kartäuser Klosters. Es wird vermutet, dass Lyversberg um 1812 auch die Teilung des Altars und die Spaltung der Tafelbilder veranlasst hat, um sie besser vermarkten zu können. Auf diese Weise begründete er eine umfangreiche Gemäldesammlung, die Werke von Jan van Eyck, Lucas van Leyden, Lucas Cranach d. Ä., Leonardo da Vinci, Andrea Mantegna, Peter Paul Rubens, Anthonis van Dyck, Rembrandt van Rijn und anderen bedeutenden Künstlern umfasste und ihn in ganz Europa bekannt machte. Die Sammlung wurde von Friedrich Schlegel beschrieben und unter anderem von Johann Wolfgang Goethe, Karl Friedrich Schinkel und Arthur Schopenhauer besucht. 1817 berichtete Sulpiz Boisserée in einem Brief an Goethe, dass Lyversberg wegen des Verkaufs seiner Sammlung, für die er 100.000 holländische Gulden fordere, mit dem Kronprinz Wilhelm II. der Niederlande verhandele.

Mit seiner Frau Anna hatte Lyversberg sechs Töchter und zwei Söhne. Da die Söhne jedoch früh starben, hinterließ er keine männlichen Erben. Die Töchter ließen 1837 die Gemäldesammlung durch das Kunsthaus Heberle-Lempertz versteigern. Das Geschäft wurde 1840 durch seinen Neffen Wilhelm Bartman übernommen und in das Haus Heumarkt 76 verlegt. Dort wurde es unter dem Namen Bartman-Lyversberg bis zu Wilhelms Tod 1885 weitergeführt.

Die Gräber Jacob Lyversbergs und seiner Frau liegen in Nachbarschaft des Bartmanschen Familiengrabes auf dem Melatenfriedhof.

Nachwirken

1864 wurden acht Tafelgemälde des Lyversberger Altars vom Kölner Wallraf-Richartz-Museum erworben. Der namentlich nicht bekannte, von 1460 bis 1490 in Köln tätige Künstler wurde mit dem NotnamenMeister der Lyversberger Passion“ benannt.

Literatur und Quellen

  • W. Feldkirchen: Der Handel Kölns im 18. Jahrhundert. Dissertation, Bonn 1974
  • H. Rottländer: Übersichtliche Darstellung des Handels von Cöln in den letzten 50 Jahren. Boisserée, Cöln 1867
  • August Boerner: Kölner Tabakhandel und Tabakgewerbe 1628–1910. Baedeker, Essen 1912
  • Ingrid Nicolini: Die politische Führungsschicht in der Stadt Köln gegen Ende der reichsstädtischen Zeit. Böhlau, Köln-Wien, 1979

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