Johann Ludwig Seekatz

Johann Ludwig Seekatz
Luther vor dem Wormser Reichstag, zerstörtes Wandgemälde, entworfen von Johann Martin Seekatz, ausgeführt 1733 vom Sohn Johann Ludwig Seekatz

Johann Ludwig Seekatz, (* 16. August 1711 in Grünstadt; † 19. Februar 1783 in Speyer) war ein deutscher Maler der Barockzeit; Lehrer seines berühmteren Bruders Johann Conrad Seekatz.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Werk

Johann Ludwig Seekatz wurde als zweitältester Sohn des gräflich leiningischen Hofmalers Johann Martin Seekatz (1680-1729) und dessen Frau Juliana Magdalena geb. Kuhlmann, in dem Residenzstädtchen Grünstadt geboren. Dort war der Vater bis 1725 tätig und übersiedelte dann nach Worms, da er einen größeren Auftrag zur Ausgestaltung der protestantischen Dreifaltigkeitskirche erhielt.

Johann Martin Seekatz malte die Empore und die Kirchendecke aus, wobei auch Johann Ludwig Seekatz mitwirkte und das Kunsthandwerk vom Vater erlernte. Als dieser während der Ausführung des Auftrages verstarb, übernahm der Sohn die weiteren Malarbeiten. Er vollendete dort 1733 auch das noch von seinem Vater entworfene Wandgemälde "Luther auf dem Reichstag zu Worms". Sämtliche Bilder sind im Zweiten Weltkrieg bei der Zerstörung der Kirche untergegangen, wurden jedoch vorher in Farbaufnahmen dokumentiert und sind fotografisch gesichert.

Johann Ludwig Seekatz lernte seinen Bruder Johann Conrad an und brachte ihm die Malkunst bei. Mit ihm zusammen übernahm er 1747 einen Auftrag zur Bemalung der Orgelempore in der Bergkirche Osthofen, den sie gemeinsam ausführten. Hier schon zeigte sich das große Talent des jüngeren Bruders. Er schuf in Osthofen seine ersten bedeutenden Bilder eigener Stilrichtung, die jene des Vaters und des älteren Bruders Johann Ludwig deutlich übertreffen. Letzterer betätigte sich dann in Osthofen weitestgehend auch nur noch als Dekorationsmaler. Bald schon trennten sich ihre Wege; der wesentlich begabtere Johann Conrad entwickelte sich zu einem bedeutenden süddeutschen Künstler der Barockzeit. Die Gemälde der Brüder Seekatz in der Bergkirche Osthofen befanden sich über Jahrzehnte in einem sehr schlechten Zustand und wurden 2003 unter der Ägide des damaligen Pfarrers Volker Johannes Fey aufwändig restauriert. Darüber verfasste Pfarrer Fey eine detaillierte Dokumentation, die sich im Pfarrarchiv der Gemeinde befindet.[1]

Johann Ludwig Seekatz lebte zunächst in Worms, später in Speyer. Er blieb zeitlebens dem eher handwerklich-ländlichen Stil seines Vaters verhaftet und wirkte im pfälzisch-/rheinhessischen Raum, auch als gesuchter Dekorationsmaler und Vergolder. Viele seiner Werke sind – oft unsigniert bzw. unerkannt – immer noch in seiner Heimatgegend vorhanden, namentlich naiv anmutende, religiöse Bilder der Barockzeit.

Der Maler verheiratete sich 1. Juni 1745 in Worms mit der ortsansässigen Catharina Louise Bögereis (1710-1764). Ihre früh verstorbene Tochter Anna Eleonore (1749-82) war die Ehefrau des Speyerer Malers Johannes Ruland (1744-1830).

Der Darmstädter Hofmaler Georg Christian Seekatz (1722-1788) war der Bruder von Johann Ludwig Seekatz; beide setzten die ländlich barocke Kunstrichtung ihres Vaters fort. Der vorerwähnte dritte Bruder Johann Conrad Seekatz (1719-1786), entwickelte einen eigenständigen Malstil und erlangte überregionale Berühmtheit.

Auch der Onkel von Johann Ludwig Seekatz (Bruder seines Vaters), Georg Friedrich Christian Seekatz (1683-1750) war als Maler in der Region tätig.

Literatur

  • Ernst Emmerling: „Johann Conrad Seekatz 1719-1768. Ein Maler aus der Zeit des jungen Goethe. Leben und Werk“. Pfälzische Verlagsanstalt Landau, 1991, ISBN, 3-87629-216-6
  • Fritz Klotz: „Der Maler Johann Ludwig Seekatz in Speyer“, Pfälzer Heimat Nr. 12, 1961
  • Hans-Ernst Mittig, Volker Plagemann: „Denkmäler im 19. Jahrhundert“, Prestel Verlag, München, 1972, Seite 204 Scan des Abschnitts über Johann Ludwig Seekatz

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Zu den Seekatzgemälden in der Bergkirche von Osthofen (Bilder durch Anklicken vergrößerbar)

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать курсовую

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Johann Martin Seekatz — (* 6. Juni 1680 in Westerburg, Westerwald; † 10. Oktober 1729 in Worms) war ein deutscher Maler. Leben Geburt Christi , zerstörtes Deckengemälde von Johann Martin Seekatz, Dreifaltigkeitskirche Worms …   Deutsch Wikipedia

  • Johann Conrad Seekatz — Johann Conrad Seekatz, Selbstbildnis als Musikant, 1760 Johann Conrad Seekatz, (* 4. September 1719 in Grünstadt; † 25. August 1768 in Darmstadt) war ein deutscher Maler. Inhaltsverzeichnis …   Deutsch Wikipedia

  • Seekatz — Die Familie Seekatz war eine deutsche Malerfamilie des 17. 18. Jahrhunderts. Johann Martin Seekatz (1680–1729) Georg Christian Seekatz (auch: Georg Christian II. Seekatz; 1722–1788), deutscher Maler der Barockzeit Georg Friedrich Christian… …   Deutsch Wikipedia

  • Ludwig Berger (Regisseur) — Ludwig Berger (* 6. Januar 1892 in Mainz; † 18. Mai 1969 in Schlangenbad; eigentlich Ludwig Bamberger) war ein deutscher Regisseur und Schriftsteller. Berger gehört zu den Pionieren des Fernsehspiels. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Filmografie …   Deutsch Wikipedia

  • Ludwig VIII. (Hessen-Darmstadt) — Landgraf Ludwig VIII …   Deutsch Wikipedia

  • Georg Christian Seekatz — Georg Christian Seekatz, auch Georg Christian II. Seekatz (* 21. September 1722 in Grünstadt; † 7. April 1788 in Darmstadt) war ein deutscher Maler der Barockzeit und ein Bruder des bekannteren Johann Conrad Seekatz. Inhaltsverzeichnis 1 Leben… …   Deutsch Wikipedia

  • Georg Friedrich Christian Seekatz — (* 5. Dezember 1683 in Westerburg; † 22. Dezember 1750 in Weilburg an der Lahn) war ein deutscher Maler des Barock. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werke 3 …   Deutsch Wikipedia

  • Liste Grünstadter Persönlichkeiten — Die Liste Grünstadter Persönlichkeiten enthält bedeutende Persönlichkeiten mit Bezug zu Grünstadt, geordnet nach Personen, die in der Stadt geboren wurden, beziehungsweise in Grünstadt gewirkt haben. Die Liste erhebt keinen Anspruch auf… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Biografien/See — Biografien: A B C D E F G H I J K L M N O P Q …   Deutsch Wikipedia

  • Schloss Weilburg — Luftaufnahme 2007 Johann Ernst zu Nassau Weilburg: Unter …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”