Johanniter-Kirche Groß Eichsen

Johanniter-Kirche Groß Eichsen
Johanniter-Kirche in Groß Eichsen

Die Johanniter-Kirche in Groß Eichsen, einem Ortsteil von Mühlen Eichsen, ist eine der größeren Dorfkirchen im Kirchenkreis Wismar der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Mecklenburgs. Sie liegt am nordöstlichen Ortsrand in Ufernähe des Groß Eichsener Sees.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Eichsen oder Eixen, damals noch ohne Zusatz, wird bereits 1194 als Parochie des Bistums Ratzeburg belegt. Die Grafen von Schwerin schenkten um 1200 Eixen und die Dörfer Goddin, Moraas und Sülsdorf dem Johanniterorden. Die Priorei Sülstorf wird von Johannitern aufgebaut, die von der Komturei aus Werben (Elbe) in der Altmark hierher kommen. Die Johanniter dehnen sich im 13. Jahrhundert in Mecklenburg aus und es kommt Ende des 13./Anfang des 14. Jahrhunderts zu einer Verschiebung des Leitungssitzes an die Komturei Kraak, die der Priorei wohl überstellt war. Kirchlicher Mittelpunkt der Priorei wird die Kirche von Eixen, die die vor 1283 entstandene schlichtere Dorfkirche am nahegelegenen Standort der Wassermühle an der Stepenitz, heute Mühlen Eichsen, in der architektonischen Wirkung bei weitem übertrifft. Diese Frühgeschichte ist aus Streitigkeiten belegt, die die Johanniter mit den Ratzeburger Bischöfen um das Kirchenpatronat führten, eine Frage, die eben 1283 dann für beide Kirchen gemeinsam zugunsten der Johanniter entschieden wurde. Unter den Johannitern entwickelte sich die Kirche von Groß-Eixen im Mittelalter zu einer bekannten Wallfahrtskirche. Die Johanniter bleiben bis zur Reformation in Sülsdorf und die Kirche in Groß Eichsen wird im 16. Jahrhundert auch als Münster zu Groß Eixen bezeichnet. Bis 1552 besteht noch ein Interim in der Form, das der Schweriner Domherr Paschen Gustävel Inhaber der Priorei ist, dann werden die Güter des Ortes an Kanzler der mecklenburgischen Herzöge vergeben. Schlie berichtet vom Hörensagen, das die letzten Wohngebäude der Johanniter in Groß-Eichsen Anfang des 18. Jahrhunderts wegen Baufälligkeit abgerissen worden sein sollen.

Baubeschreibung

Die Kirche selbst ist ein Bau der Backsteingotik, entstanden im 14. Jahrhundert. Das einschiffige Langhaus des Kirchenraumes wird durch einen 5/8-Chor nach Osten geschlossen. Damit hebt sie auch die Form des Chors von dem im Lauenburgischen wie im Mecklenburgischen sonst überwiegenden, rechteckigen Kastenchor ab. Die wuchtigen Seitenkapellen aus späterer Zeit vermitteln den Eindruck eines Querschiffs und prägen damit den Eindruck einer Kreuzkirche. Der gedrungene Kirchturm aus dem 15. Jahrhundert trägt ein gewalmtes Satteldach. In der Kirche lassen Ansatzreste die fehlenden Deckengewölbe erahnen und die auch die vorhandenen Strebepfeiler lassen erkennen, dass eine Einwölbung zumindest beabsichtigt war. Die nördlich angebaute (Quer-)halle wurde als Sakristei abgeteilt. In der südlichen Halle ist eine Empore eingebaut.

Ausstattung

Die Kirche besitzt einen Barockaltar, der vom Patron der Kirche, dem Hofgerichtspräsidenten Ulrich von Stralendorff (1641-1699) zusammen mit seiner Ehefrau Margaretha von Plessen (1645-1708) im Jahr 1698 gestiftet wurde. Der Altaraufsatz wurde 1998 nach Reparatur und Restaurierung wiedergeweiht (Restauratoren: Wieland Geipel, Berlin, unter Mitarbeit von Studenten der Fachhochschule Hildesheim, und Brigitte Frfr. von Hammerstein, Hamburg). Die Kanzel ist eine Arbeit der Spätrenaissance aus dem Jahr 1680. Auch sie trägt die Wappen Ulrich von Strahlendorffs und seiner Gattin.

Orgel

Die barocke Orgel wurde 1723 von dem Orgelbauer und Schüler Arp Schnitkers Hans Hantelmann gebaut. Mit ihrer verkürzten Oktave und der mitteltönigen Stimmung galt die Orgel schon in der Zeit ihrer Erbauung als altertümliches Instrument, das sich der damalige Patron der Kirche Groß Eichsen Ulrich von Strahlendorf wahrscheinlich für seine eigenen Bedürfnisse als Orgelspieler bauen ließ. 1907 wurde die Hantelmann-Orgel von dem Orgelbauer Marcus Runge romantisch überbaut, glücklicherweise unter weiterer Verwendung vieler Bauteile. Der barocke Prospekt blieb weitgehend erhalten.

Die Orgel konnte im Jahr 2002 nach mehrjähriger Restaurierung wiedereingeweiht werden. Das Rückpositiv wurde 1990/91 durch den Dresdner Orgelbauer Kristian Wegscheider restauriert. Er stellte im Jahr 2002 das Hauptwerk und Pedal - ein historisierender Neubau unter konsequenter Einbeziehung aller noch vorhandenen Originalteile - wieder her.

Die Disposition: Das Hauptwerk (C, D, E, F, G, A, B > c³) umfasst folgende Register: Quintade 16Fuss, Superoctave 2Fuss, Principal 8Fuss, Octave 4Fuss, Cimbelsterne, Gedact 8Fuss, Mixtur 4fach, Quinte 3 Fuss, Trompete 8Fuss, Tremulant. Das Pedal (angehängt C, D, E >d´ / Fs an fs, Gs an gs) Das Rückpositiv (C, D, E, F, G, A, B > c³) umfasst folgende Register: Principal 4Fuss, Rohrflöte 4Fuss, Sesquealtera 2fach, Quintade 8Fuss, Octave 2Fuss, Dulcian 8Fuss.

Siehe auch

Literatur

  • Friedrich Schlie: Die Kunst- und Geschichts-Denkmäler des Grossherzogthums Mecklenburg-Schwerin. II. Band: Die Amtsgerichtsbezirke Wismar, Grevesmühlen, Rehna, Gadebusch und Schwerin. Schwerin 1898, Neudruck Schwerin 1992, Die Kirchdörfer Gross-Eichsen und Mühlen-Eichen S. 493 ff. (S. 496 ff.), ISBN 3-910179-06-1

Weblinks

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