- Hans Hantelmann
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Hans (auch: Hanß) Hantelmann (* 1655 in Celle; † vor dem 15. April 1735 vermutlich in Lübeck) war ein deutscher Orgelbauer.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Über die Jugend und den frühen Werdegang von Hans Hantelmann ist bisher wenig bekannt. 1682 begann er bei Arp Schnitger in Hamburg zu arbeiten und wurde dort bald einer der wichtigsten Mitarbeiter, indem er es bis zum Werkführer brachte. In dieser Funktion betreute er vor allem die Neubauten Schnitgers im Magdeburger Raum. Anlässlich des Neubaus der Schnitger-Orgel im Lübecker Dom machte er sich selbständig und gründete in Lübeck eine eigene Werkstatt, die in gewisser Weise als „Schnitger-Filiale“ gelten konnte. 1697 erhielt er die Bürgerrechte von Lübeck. Der noch mit Schnitger vertraglich vereinbarte Orgelbau im Lübecker Dom wurde dann weitgehend von Hantelmann selbst in den Jahren 1696 bis 1699 ausgeführt.
Im gleichen Jahr führte er erstmals unter eigenem Namen eine Arbeit aus, nämlich die Reparatur der Pfarrkirchen-Orgel in Güstrow. Weitere Arbeiten in der Folgezeit waren zunächst Reparaturarbeiten, wie 1701 die Totentanzorgel der St. Marienkirche Lübeck, 1702 die Orgel der Stadtkirche in Ratzeburg und 1703 die Orgel im Ratzeburger Dom. 1707 erlangte er das begehrte Orgelbauprivileg für Mecklenburg und verlagerte daraufhin seinen Arbeitsschwerpunkt dorthin. Zu seinen Mitarbeitern zählten in der nachfolgenden Zeit sein Geselle Johann Christian Nießen aus Dömitz und der Tischler Martin Falcke aus Regensburg. Für die Orgelneubauten in Mecklenburg richtete sich Hantelmann meist eine befristete mobile Werkstatt vor Ort ein. Sein letzter Orgelneubau in Schlutup wurde von seinem wichtigsten Schüler Christoph Erdmann Vogel vollendet. Letzterer übernahm den Stil seines Lehrmeisters unverändert, wie am Neubau des Rückpositivs in St. Nikolai zu Wismar (1737), das heute in umgebauter Form in Zurow steht, erkennbar ist. Nach seinem Tod wurde Hantelmann am 15. April 1735 in Lübeck auf dem Domkirchhof beigesetzt.
Bedeutung
Hans Hantelmann wird heute zu den wichtigsten Schülern von Arp Schnitger gezählt. Er hat die wesentlichen Stilmerkmale seines Lehrmeisters übernommen. Dazu gehört vor allem der typische äußere fünfteilige Prospektaufbau mit polygonalem Mittelturm und spitzen Seitentürmen. Hantelmann stellte drei Typen von Neubauten her:
- einmanualige Orgeln mit hinterständigem Pedal
- Zweimanualige Orgeln mit Hauptwerk, Brustwerk und Pedaltürmen in verbundener Form
- Zweimanualige Orgeln mit Hauptwerk und Rückpositiv
Für alle drei Typen gibt es Vorbilder bei Schnitger. Im Dispositionsaufbau hält sich Hantelmann ebenfalls eng an die norddeutschen Bauprinzipien Schnitgers. In der Materialwahl war er allerdings nachlässiger. So verwendete er für die Gehäuse von Neubauten überwiegend Weichholz und das Metall seiner Pfeifen ist dünnwandiger und oft auch bleihaltiger als bei Schnitger, was ihm später oft zum Vorwurf gemacht wurde. Der Klang von Hantelmanns Orgeln ist, soweit an den wenigen erhaltenen Instrumenten nachprüfbar, charakteristisch für die Nachfolge der Schnitger-Schule. Für die Orgellandschaft Mecklenburgs sind die Werke Hantelmanns ein Meilenstein für das in jener Zeit vor allem auf dem Land noch orgelarme Gebiet.
Werke
Jahr Ort Kirche Bild Manuale Register Bemerkungen 1696–99 Lübeck Lübecker Dom III/P 45 Weitgehend selbstständige Ausführung als Geselle von Schnitger; 1892–93 durch Neubau von Eberhard Friedrich Walcker ersetzt; der erhaltene Prospekt von Schnitger wurde 1942 zerstört. 1701 Lübeck St. Marien Reparatur der Totentanz-Orgel; nicht erhalten 1701–1702 Sandesneben Marienkirche II/P 15 Aufstellung der Schnitgerorgel; 1876 durch Neubau der Orgelbauwerkstatt Philipp Furtwängler & Söhne ersetzt 1706–1707 Wismar Nikolaikirche Reparatur; nicht erhalten 1708 Schwerin Schweriner Dom Neubauvorschlag, nicht ausgeführt 1713 Lübeck Burgkloster Neubau; wurde 1816 nach Rehna umgesetzt, dort 1856 durch Friese-Orgel ersetzt; nicht erhalten 1714 Lübeck St. Ägidien Reparatur, davon sind heute noch die Prospektpfeifen erhalten 1715 Wittenburg St. Bartholomäus Reparatur; nicht erhalten 1717 Breitenfelde Dorfkirche Neubau 1722 Cammin St. Laurentius I/P 13 Neubau; mehrfach umgebaut; erhalten (2003 restauriert), heute I/P/15 1723 Groß Eichsen Johanniter-Kirche II/p 14 Neubau, teilweise erhalten (1991 und 2002 mit originaler mitteltöniger Stimmung rekonstruiert) 1723 Mühlen Eichsen Umsetzung der alten Orgel aus Groß Eichsen und Hinzufügung eines Rückpositivs (Gehäuse mit Prospektpfeifen erhalten) 1725 Lübeck Petrikirche Reparatur; nicht erhalten 1725 Bardewisch Heilig-Kreuz-Kirche II/P 15 Neubau; nicht erhalten 1728 Strelitz Stadtkirche Neubau 1728 Proseken bei Wismar Dorfkirche II/P 20 Neubau; nicht erhalten 1732 Kalkhorst Dorfkirche Kalkhorst Neubau, Gehäuse erhalten 1735 Schlutup St. Andreaskirche I/P 9 Neubau unter Verwendung von 3 Registern aus der Vorgängerorgel, von Christoph Erdmann Vogel vollendet; 1871 durch Neubau der Orgelbauwerkstatt Philipp Furtwängler & Söhne ersetzt Literatur
- Verbundene Kirchengemeinden Vietlübbe und Mühlen Eichsen (Hrsg.): Festschrift zur Orgelweihe der Hantelmann-Orgel zu Groß Eichsen. Groß Eichsen 2002.
- Johannes Baltzer und Friedrich Bruns: Kirche zu Alt-Lübeck. Dom. Jakobikirche. Ägidienkirche. In: Baubehörde (Hrsg.): Die Bau- und Kunstdenkmäler der Freien und Hansestadt Lübeck. III, Verlag von Bernhard Nöhring, Lübeck 1920, S. 165 ff., 506 (Unveränderter Nachdruck 2001: ISBN 3-89557-167-9).
- Gustav Fock: Arp Schnitger und seine Schule. Ein Beitrag zur Geschichte des Orgelbaues im Nord- und Ostseeküstengebiet. Bärenreiter, Kassel 1974, ISBN 3-7618-0261-7, S. 185f.
- Friedrich Schlie: Die Amtsgerichtsbezirke Wismar, Grevesmühlen, Rehna, Gadebusch und Schwerin. In: Die Kunst- und Geschichts-Denkmäler des Grossherzogthums Mecklenburg-Schwerin. II, Schwerin 1898 (Neudruck Schwerin 1992 ISBN 3-910179-06-1).
- Dietrich Wölfel: Die wunderbare Welt der Orgeln. Lübeck als Orgelstadt. Verlag Schmidt-Römhild, Lübeck 1980, S. 8 f., 14, 21, 36, 44, 54 f., 70 f., 92 f..
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