Josef Recheis

Josef Recheis
Josef Recheis Eierteigwarenfabrik und Walzmühle Gesellschaft m.b.H.
Recheis Logo.svg
Rechtsform Gesellschaft mit beschränkter Haftung
Gründung 1889
Sitz Hall in Tirol
Leitung Stefan Recheis, Martin Terzer
Branche Nahrungs- und Genussmittelindustrie
Produkte Teigwaren
Website Recheis.at
Faktura mit Ansicht der Fabrik in Hall und dem Adler, das alte Markenzeichen (1909)

Die Josef Recheis Eierteigwarenfabrik und Walzmühle Gesellschaft m.b.H. ist ein traditionsreiches österreichisches Lebensmittelunternehmen im Familienbesitz mit Sitz an der Fassergasse 8–10 in Hall in Tirol.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Der im Jahre 1846 in Thaur (Tirol) geborene Josef Recheis (1846-1926) trat vierzehnjährig als Müllerlehrling in die damalige Fischlermühle in Absam (Tirol) ein. Josef Recheis zeichnete sich schon als Kind durch besondere Sparsamkeit aus und war dadurch bereits 1873, also im Alter von 27 Jahren, in der Lage, die zum Verkauf stehende Grießmühle in Hall in Tirol zu erwerben und die ersten Schritte als selbstständiger Unternehmer zu machen. Damit legte er den Grundstein für die bis heute bestehende Firma Recheis. Der Geschäftsgang war so gut, dass er bereits 10 Jahre später das Grundstück samt Gebäude in der Fassergasse in Hall erwarb und darauf 1889 die erste Teigwarenmanufaktur Österreichs errichtete. An der Verwirklichung aller Projekte war seine Gattin Marianne Recheis maßgeblich beteiligt.

Die größte Herausforderung für den Tiroler Unternehmer wurde die Frage, wie man skeptische und traditionsbewusste Hausfrauen dazu bringen konnte, maschinell gefertigte Eierteigwaren zu verwenden. Es gab am Markt bereits qualitativ einwandfreie Teigwaren, die aus Italien importiert wurden. Die stabileren klimatischen Verhältnisse in Italien boten der italienischen Industrie wesentliche Vorteile, denen die österreichische aufgrund der schlechten Witterungsverhältnisse in Tirol nichts entgegenzusetzen hatte. Da es noch keine Trocknungsanlagen gab, wurden die Teigwaren an der Luft getrocknet und die starken Witterungsumschwünge, wie sie in Tirol keine Besonderheit darstellen, degradierten mitunter die gesamte Produktion zu zweitklassiger Ware, die spröde und rissig wurde und zum Verkochen neigte. Josef Recheis studierte die italienischen Klimaverhältnisse und versuchte in seinem Unternehmen ähnliche Verhältnisse zu schaffen. Mit seinen Mitarbeitern konstruierte er Trockungsanlagen, die in technischer Hinsicht letztlich soweit verbessert wurden, dass sie noch heute verwendbar wären. Damit war der Weg frei, die qualitativ hochwertigen Recheis Teigwaren flächendeckend am Österreichischen Markt einzuführen und bekannt und beliebt zu machen.

Recheis war somit schon vor dem 1. Weltkrieg Marktführer in Österreich. Verliehene Anerkennungen wie der "Große Ehrenpreis Venedig 1894" und die "Allerhöchste Auszeichnung der Ausstellung für Armeeverpflegung und Volksernährung" in Wien 1894 sprechen für die Marktgeltung und Aufbauarbeit von Recheis. Zu seinen Kunden gehörten nicht nur der Adel sondern auch der kaiserliche Hof, 1917 wurde er schließlich zum k.u.k. Hoflieferanten ernannt.[1]

Der Ausbruch des Ersten Weltkrieges und der Zusammenbruch der Monarchie brachte dem Unternehmen schwere Zeiten. Zwischen 1918 und 1920 musste der Betrieb komplett stillgelegt werden. Das Unternehmen konnte jedoch im Verlaufe der Zwischenkriegsjahre seine Marktposition abermals festigen und erhielt eine weitere Auszeichnung ("Die Goldene Medaille des Reichsverbandes der gastgewerblichen Genossenschaftsverbände Österreichs 1932"). Der Gründer Josef Recheis verstarb 1926 und wurde in Hall in Tirol begraben. Der Nachfolger wurde sein Sohn Richard, danach dessen Sohn Kurt Recheis.

Der Zweite Weltkrieg bedeutete wieder ein Schlag für das Unternehmen. Die bis dahin entwickelten Vertriebswege und Produktionsverhältnisse mussten stark eingeschränkt werden, 1940 wurde die Herstellung von Eierteigwaren amtlich untersagt. Durch die Rationierung von Rohstoffen während des Zweiten Weltkrieges und auch noch während der ersten Nachkriegsjahre verlor das Unternehmen wichtige Marktanteile, vor allem seine Ostmärkte.[2]

Dennoch konnte sich das Unternehmen im Laufe der Nachkriegsjahre wieder langsam erholen. 1950 wurde die Erzeugung von Eierteigwaren mit Frischeiern eingeführt. 1962 wurde die Produktlinie „Recheis Goldmarke“ eingeführt. Unter der Führung von Klaus Recheis, dem Sohn von Kurt Recheis, wurde Mitte der 1980er Jahre der Standort in Hall komplett modernisiert. Mitte 1988 konnte die neu gestaltete Produktionslinie ihren Betrieb aufnehmen. Im Laufe der 1990er Jahre wird weiter modernsisiert: bis 1992 wurden sämtliche Verpackungs- und Rohstoffeinrichtungen durch moderne Hochleistungsanlagen ersetzt, 1992–1993 wurde das erste vollautomatische, computergesteuerte Hochregallager mit Platz für über 5.000 Transportpaletten gebaut. Durch den Wachstum des Unternehmens wurden 1995 die bereits bestehenden drei Produktionslinien um eine weitere ergänzt. Im letzten Bauabschnitt entstanden ein neues Lagergebäude (ein zweites vollautomatisches, computergesteuertes Hochregallager) un ein eigenes Bürohaus. Die Modernisierung ermöglicht im Zeitraum 1987 bis 1997 eine Verdoppelung der Teigwarenproduktion.[3]

Am 24. Juni 2004 wurde ein zweites Werk in Hall eröffnet. Dort werden tiefgekühlte Teigwaren wie Ravioli, Tortelloni und Schlutzkrapfen für die Gastronomie hergestellt. Im September 2004 übernahm Recheis die in Hard, Vorarlberg ansäßige Fetz Pizza & Pasta VertriebsGmbH, die 2003 einen Umsatz von ungefähr €4 Millionen erwirtschaftete.[4]

2010 beschäftigte Recheis knapp 100 Mitarbeiter, bis zu 110 Tonnen an Lebensmitteln werden täglich produziert und im ganzen Land ausgeliefert.[5] Mit knapp 32% ist Recheis Marktführer im österreichischen Teigwarengeschäft.[6] Das Unternehmen wird mittlerweile in der 5. Generation von Stefan Recheis, dem Sohn von Klaus Recheis, geführt.

Produkte

Goldmarke von Josef Recheis

Das Teigwarensortiment von Recheis im Lebensmitteleinzelhandel umfasst acht große Produktgruppen.

Die Recheis Goldmarke ist hierbei mit 20 Sorten die größte und bekannteste Gruppe in Österreich. Sie wurde 1962 ins Leben gerufen und 2008 um die drei Linien Recheis Goldmarke Bio, Recheis Goldmarke Minis und Recheis Goldmarke Maxis erweitert. Die Recheis Goldmarke Bio Teigwaren enthalten ausschließlich Eier aus kontrolliert biologischer Freilandhaltung und Hartweizengrieß aus kontrolliert biologischem Anbau. Momentan bietet diese Produktrange vier verschiedene Sorten – Fleckerl, Fadennudeln, Bandnudeln und Spaghetti – an Teigwaren an.[7] Weitere Produktgruppen von Recheis sind: Recheis Sport, Recheis Vollkorn und Recheis Bio Vollkorn mit Dinkel. Die neueste Produktrange – sie wurde 2009 eingeführt – von Recheis heißt Direkt in die Pfanne und ermöglicht, wie der Produktname schon sagt, eine schnelle Zubereitung direkt in der Pfanne.[8] Die Produkte der Linie Pasta di Peppino werden zum Großteil ohne Ei hergestellt und sind in 16 verschiedenen Ausformungen erhältlich.[9] Mit der Produktlinie Recheis Familie bietet Recheis neun verschiedene Nudelsorten in der Familien-Großpackung (1 kg) an.[10] Ergänzend zu dem Recheis Teigwaren Sortiment führte Recheis im Jahr 2003 die Produktgruppe Recheis Saucen für Nudelliebhaber ein. Die glutenfreien Saucen sind in fünf Sorten – Basilikum, Fleisch, Gemüse, Ricotta und Arrabbiata – erhältlich und werden ohne den Zusatz von Geschmacksverstärkern und Konservierungsstoffen hergestellt.[11]

Neben dem klassischen Lebensmitteleinzelhandel beliefert das Unternehmen Recheis auch die österreichische Gastronomie. Für diese Kunden erzeugt Recheis sowohl Trockenteigwaren gemäß den Anforderungen der Gastronomie, wie auch tiefgekühlte und gefüllte Teigwaren.[12]

Das dritte Standbein von Recheis stellt die Entwicklung und Produktion von spezialisierten Teigwaren für die weiterverarbeitende Lebensmittelindustrie dar.

Einzelnachweise

  1. Geschichte 1846 - 1920. Recheis Teigwaren GmbH, 12. November 2009, abgerufen am 12. November 2009.
  2. Geschichte 1920 - 1987. Recheis Teigwaren GmbH, 12. November 2009, abgerufen am 12. November 2009.
  3. 1987 - 2002. Recheis Teigwaren GmbH, 12. November 2009, abgerufen am 12. November 2009.
  4. Michael Riedler: Recheis schluckt Pizza-Vertrieb. WirtschaftsBlatt, 23. September 2004, abgerufen am 12. November 2009: „Nach der Eröffnung eines zweiten Recheis-Werkes in Hall in Tirol im Juni expandiert das Familienunternehmen Recheis erneut: Mit der Übernahme der Fetz-Aktivitäten per September kommt ein Umsatzvolumen von vier Millionen Euro zum Geschäft des Tiroler Teigwarenherstellers hinzu.“
  5. Recheis Heute. Recheis Teigwaren GmbH, 12. November 2009, abgerufen am 12. November 2009.
  6. Ursula Rischanek: Recheis launcht neue Biomarke. WirtschaftsBlatt, 15. September 2008, abgerufen am 12. November 2009.
  7. Recheis Goldmarke - Österreichs beliebteste Nudeln, http://www.recheis.com/nudeln-teigwaren/produktlinien/goldmarke/index.php?navid=13, abgerufen am 11. August 2010
  8. Neu am Markt: Vollkorn&Sport, http://www.recheis.com/nudeln-teigwaren/produktlinien/Neu-am-Markt/index.php?navid=15, abgerufen am 11. August 2010
  9. Pasta di Peppino, http://www.recheis.com/nudeln-teigwaren/produktlinien/peppino/0520_peppino-pasta.php?navanchor=, abgerufen am 11. August 2010
  10. Familie, http://www.recheis.com/nudeln-teigwaren/produktlinien/Familie/0600_Familie.php?navid=17, abgerufen am 11. August 2010
  11. Saucen für Nudelliebhaber, http://www.recheis.com/nudeln-teigwaren/produktlinien/Saucen/0600_saucen-nudelliebhaber.php?navanchor=, abgerufen am 11. August 2010
  12. Unser Sortiment, http://www.recheis.com/gastro/produktlinien/index.php?navid=4, abgerufen am 11. August 2011

Weblinks

 Commons: Josef Recheis – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
47.28168711.501946

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