- Rationierung
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Im allgemeinen Sprachgebrauch versteht man unter Rationierung die Zuteilung nur beschränkt vorhandener Güter oder Dienstleistungen.
Inhaltsverzeichnis
Ökonomie
In der Ökonomie kann Rationierung dann vorkommen, wenn der Preismechanismus oder andere Gründe nicht zu einem Ausgleich von Angebot und Nachfrage führen. Ist die Nachfrage größer als das Angebot (Nachfrageüberschuss), so werden die Nachfrager rationiert (entsprechend umgekehrt beim Angebotsüberschuss). Ein Rationierungsmechanismus sorgt dann für eine entsprechende Aufteilung. Ein Beispiel ist die Zuteilung knapper Lebensmittel in Notzeiten durch Lebensmittelmarken oder die Zuteilung von Aktien infolge einer Überzeichnung bei der Emission von Wertpapieren oder im Handel von Wertpapieren an der Börse. Hier wird der Kurszusatz "r" = rationiert / repartiert auf dem Kurstableau verwendet.
Gesundheitswesen
Hauptartikel: Priorisierung medizinischer Leistungen
Im Gesundheitswesen werden einige medizinische Leistungen rationiert. Begründet wird dies unter anderem mit finanziellen Restriktionen ("Kostengründen") und/oder beschränkten Ressourcen ("Personalgründen" oder "Überlastungsgründen").
Man spricht von offener oder expliziter Rationierung sowie von impliziter oder "heimlicher" Rationierung. Dem Begriff "Rationierung" wird vielfach der Begriff "Priorisierung" vorgezogen; er beinhaltet eine Begründung.
Angesichts des größer werdenden Widerspruchs zwischen dem medizinischen Fortschritt einerseits und begrenzter finanzieller Mittel andererseits ist Rationierung zunehmend ein Thema der wissenschaftlichen und öffentlichen Diskussion geworden. Zum Beispiel sagte 2011 der scheidende Präsident der Bundesärztekammer, Jörg-Dietrich Hoppe: "Wir werden in der Bundesärztekammer eine Arbeitsgruppe einsetzen, die das Thema Priorisierung in der Medizin vorantreiben soll. Die Arbeitsgruppe wird Vorschläge ausarbeiten, wie eine Priorisierung umgesetzt werden kann. Wir Ärzte werden das Thema Priorisierung in die Hand nehmen, weil die Politik sich bisher geweigert hat, dieses Thema anzupacken."[1]
Hierbei wird insbesondere diskutiert über
- ethische und rechtliche Aspekte von Rationierung,
- gesellschaftlich akzeptable Zuteilungskriterien sowie
- Verfahren zur Priorisierung von Indikationen, Verfahren oder Patientengruppen (siehe auch Warteliste)
Die Rationierungsdiskussion ist in anderen Ländern - insbesondere in Großbritannien, den Niederlanden, Schweden und Dänemark - weiter fortgeschritten. Dort wird die Rationierung bzw. Priorisierung einiger medizinischer Leistungen praktiziert. [2]
Im Gemeinsamen Bundesausschuss G-BA diskutiert man darüber, Leistungen nicht mehr anzubieten, deren Kosten-Nutzen-Verhältnis (KNV) zu schlecht ist. Die Ermittlung des KNV einer medizinischen Leistung für einzelne Patienten, für Fallgruppen und/oder für die Gesellschaft (volkswirtschaftlicher Nutzen) ist schwierig und oft strittig.
Ein berühmtes Beispiel für Rationierungs-Politik im Gesundheitswesen bot sich 1987 im US-Bundesstaat Oregon. Es sollte dort eine die gesamte Bevölkerung abdeckende Krankenversicherung eingeführt werden, ohne die Gesamtkosten für Medicaid zu erhöhen. Dies war nur möglich mit einer Reduzierung des Leistungs-Umfangs. Statt z.B. Organtransplantationen bei Kindern wurden deshalb künftighin Vorsorge-Untersuchungen bei sozial schwachen Schwangeren und Kindern finanziert - mit dem Risiko, dass einige Kinder wegen nicht durchgeführter Transplantationen schwer beeinträchtigt waren. Das gesamtheitliche Vorgehen wurde in einer Prioritätenliste für alle medizinischen Maßnahmen festgeschrieben.
Für die Versorgung einer alternden Bevölkerung mit steigender Krankheitslast stehen nur begrenzte finanzielle und personelle Ressourcen zur Verfügung. In Deutschland finanziert die gesetzliche Krankenversicherung mit sechs Prozent des Bruttoinlandprodukts (Stand 2010) die Versorgung von rund 70 Millionen Menschen. Die niedergelassenen Ärzte haben gedeckelte Budgets; wenn viele Praxen gegen Quartalsende schließen ("Urlaub"), ist dies ebenfalls eine Form der Rationierung.
Handel
Nach Zucker-Hamsterkäufen aufgrund des großen Preisunterschieds wurde im April 2011 im deutsch-polnischen Grenzgebiet bei mehreren Lebensmittelhändlern der Verkauf rationiert.[3]
Abgrenzung
Rationierung ist nicht zu verwechseln mit Rationalisierung.
Siehe auch
- Portion
- Priorisierung medizinischer Leistungen
- Triage: situationsgebundenen Rationierung
Einzelnachweise
- ↑ rp-online 27. Mai 2011: "Wir haben heimliche Rationierung" - Interview
- ↑ AOK Lexikon
- ↑ Hamsterkäufe aus Polen, Die Welt vom 14. April 2011
Literatur
- Alexander Dietz: Gerechte Gesundheitsreform? Ressourcenvergabe in der Medizin aus ethischer Perspektive, Campus-Verlag Frankfurt am Main 2011, ISBN 978-3593395111
- H. Tobiska et al: Die Rationierung im Gesundheitswesen, Zürich 1999
Weblinks
Commons: Rationierung – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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