Julius Jensen

Julius Jensen

Julius Wilhelm Heinrich Jensen (* 30. Juli 1841 in Kiel; † 24. April 1891 in Charlottenburg) war ein deutscher Psychiater, Hirnforscher und Irrenanstaltsdirektor. Nach ihm ist der „Sulcus intermedius primus“ („Jensen Sulcus“) benannt, eine Hirnfurche der Parietallappen, die er 1871 erstmals beschrieb.

Leben

Nachdem Jensen sein Studium der Medizin in Würzburg und Kiel 1866 mit einer Promotion bei Friedrich von Esmarch abgeschlossen hatte, trat er in Prag als Arzt in ein ostpreußisches Jägerbataillon ein und nahm am Deutschen Krieg teil. Eigentlich war Jensen Chirurg, aber als er mit seiner Einheit nach Kriegsende nach Ostpreußen kam, war dort gerade die Stelle des zweiten Arztes an der Irrenanstalt Allenberg frei geworden. Jensen bekam die Stelle und arbeitete noch kurze Zeit mit seinem Vorgänger Karl Ludwig Kahlbaum und dessen Schüler Ewald Hecker zusammen, deren Arbeiten zur differenzierten Krankheitslehre ihn stark beeinflussten. Als Jensen bald darauf de facto den erkrankten Anstaltsdirektor vertreten musste, führte er in Allenberg die Prinzipien des „no-restraint“ ein.

1868 wurde Hermann Wendt Direktor in Allenberg, mit dem sich Jensen befreundete und der es Jensen ermöglichte, sich neben seiner Tätigkeit als Anstaltsarzt noch zahlreichen wissenschaftlichen Arbeiten zur Gehirnanatomie zu widmen. Jensen führte vor allem mit einem selbst entwickelten Zeichenapparat Messungen und Zeichnungen der Gehirnoberfläche durch. Als Nachfolger Wendts leitete er seit 1875 schließlich selbst die Irrenanstalt Allenberg. Hier setzte er durch, dass nur noch die Behandlung heilbarer Kranker unentgeltlich blieb, für die Behandlung unheilbarer Armer aber die Armenverbände aufkommen mussten. Damit sorgte er letztlich dafür, dass psychisch Kranke schneller in die Anstalt eingewiesen wurden, weil man sich davon bessere Heilungsaussichten versprach. Außerdem richtete er eine ländliche Irrenkolonie ein und leitete den Bau einer neuen Irrenanstalt in Kortau.

1885 übernahm Jensen die städtische Irrenanstalt Dalldorf bei Berlin, aber eine Hirnkrankheit setzte dieser Tätigkeit bereits 1887 ein frühes Ende. Nachdem er 1890 einige „paralytische“ und „epileptische“ Anfälle erlitten hatte, starb er am 24. April 1891.

Schriften (Auswahl)

  • Die Furchen und Windungen der menschlichen Grosshirn-Hemisphären. In: Allg. Zeitschrift für Psychiatrie, Bd. 27. (1871).
  • Doppelwahrnehmungen. In: Archiv für Psychiatrie, Bd. 4 (1874), S. 547-558.
  • Thun und Handeln : Vortrag, gehalten in Wehlau am 18. Januar 1877. Habel, Berlin 1878 (Digitalisat der ULB Düsseldorf)
  • Untersuchungen über 453 nach Meynert's Methode getheilten und gewogenen Gehirnen von geisteskranken Ostpreussen. In: Archiv für Psychiatrie, Bd. 20 (1889), S. 170-221.

Literatur


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно решить контрольную?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Jensen — ist ein dänischer und nordfriesischer Familienname. Herkunft und Bedeutung Der patronymische Name bedeutet „Sohn des Jens“. Varianten Jenssen Bekannte Namensträger Inhaltsverzeichnis A B C D E F …   Deutsch Wikipedia

  • Julius II. — Porträt Raffaels von Papst Julius II. Julius II., bürgerlich Giuliano della Rovere, (* 5. Dezember 1443 in Albisola Superiore bei Savona (Ligurien); † 21. Februar 1513 in Rom) war vom 1. November 1503 bis zum 21. Februar 1513 …   Deutsch Wikipedia

  • Svend Jensen — Svend Aage Julius Jensen (October 6, 1905 April 25, 1979) was a Danish football (soccer) player, who played 41 games for the Denmark national football team. Born in Copenhagen, he played his entire career as a goalkeeper for local club… …   Wikipedia

  • Papst Julius II. — Porträt Raffaels von Papst Julius II. Julius II., bürgerlich Giuliano della Rovere (* 5. Dezember 1443 in Albisola Superiore bei Savona (Ligurien); † 21. Februar 1513 in Rom), war vom 1. November 1503 bis zum 21. Februar 1513 Papst …   Deutsch Wikipedia

  • Nils Riddervold Jensen — Nils Riddervold Jensen. Nils Riddervold Jensen (22 March 1863 – 8 January 1938) was a Norwegian educator and politician for the Conservative Party. He was born in Kristiania as a son of dean Peter Andreas Jensen (1812–1867) and Mette Marie… …   Wikipedia

  • STAHL, FRIEDRICH JULIUS — (1802–1861), German conservative politician and political thinker. Born Julius Jolson in Wuerzburg, Bavaria, he grew up in an Orthodox Jewish family, but converted to Lutheranism in 1819, seemingly more out of inner conviction than in order to… …   Encyclopedia of Judaism

  • Shortcut to Happiness — Infobox Film | name = Shortcut to Happiness caption = Movie poster for Shortcut to Happiness director = Alec Baldwin (credited as Harry Kirkpatrick } producer = Randall Emmett George Furla Bob Yari David Glasser writer = Pete Dexter Bill Condon… …   Wikipedia

  • Herbert Schröder-Stranz — (* 9. Juni 1884 in Stranz bei Deutsch Krone; † August 1912 in Spitzbergen) war ein deutscher Offizier und Polarforscher. Herbert Schröder wurde 1884 auf dem Rittergut seiner Eltern geboren. Später hängte er die Ortsbezeichnung an seinen Nachnamen …   Deutsch Wikipedia

  • Schröder-Stranz — Herbert Schröder Stranz (* 9. Juni 1884 in Stranz bei Deutsch Krone; † August 1912 in Spitzbergen) war ein deutscher Offizier und Polarforscher. Herbert Schröder wurde 1884 auf dem Rittergut seiner Eltern geboren. Später hängte er die… …   Deutsch Wikipedia

  • Evangelische Stiftung Alsterdorf — Rechtsform gemeinnützige Stiftung Gründung 16. April 1850 Sitz Hamburg Alsterdorf Leitung Prof. Dr. Hanns Stephan Haas (Vorstandsvorsitzender) Mitar …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”