Snamensk (Kaliningrad)

Snamensk (Kaliningrad)
Siedlung
Snamensk/Wehlau
Знаменск
Wappen
Wappen
Föderationskreis Nordwestrussland
Oblast Kaliningrad
Rajon Gwardeisk
Frühere Namen Wehlau (bis 1946)
Siedlung seit 2005
Bevölkerung 4100 Einwohner
(Stand: 2004)
Höhe des Zentrums m
Zeitzone UTC+3
Telefonvorwahl (+7) 40159
Postleitzahl 238200
Kfz-Kennzeichen 39, 91
OKATO 27 206 802 008
Geographische Lage
Koordinaten 54° 37′ N, 21° 13′ O54.61666666666721.2166666666674Koordinaten: 54° 37′ 0″ N, 21° 13′ 0″ O
Snamensk (Kaliningrad) (Russland)
Red pog.svg
Lage in Russland
Snamensk (Kaliningrad) (Oblast Kaliningrad)
Red pog.svg
Oblast Kaliningrad
Wehlaulokal.jpg

Snamensk (russisch Знаменск ( anhören?/i); deutsch bis 1946 Wehlau, polnisch Welawa, litauisch Vėluva) ist eine Siedlung und zentraler Ort der Snamenskoje selskoje posselenije (Landgemeinde) im Rajon Gwardeisk (Kreis Tapiau) in der russischen Oblast Kaliningrad (Gebiet Königsberg) in der historischen Region Preußen im Baltikum. Der Ort hat etwa 4100 Einwohner (2004).

Inhaltsverzeichnis

Geografische Lage

Snamensk befindet sich an der Mündung der Lawa (Alle) in den Pregel, etwa zehn Kilometer südöstlich von Gwardeisk (Tapiau).

Siedlung Snamensk (Stadt Wehlau)

Geschichte

Ursprünglich stand an Stelle des Ortes eine Burg der Prußen (Altpreußen, Prussen), um die herum eine Siedlung namens Velowe entstand, die 1258 urkundlich erwähnt wurde (1326 Wilaw; 1405 Wilouwe, Welouwe). Der Name deutet auf eine heidnische Kultstätte hin (prußisch wele: Seele, Geister der Verstorbenen; welauks, welawa: Seelenacker, Totenacker, Friedhof). Die Burg der Nadrauer wurde vom Deutschen Orden übernommen, jedoch 1281 von Sudauern zerstört. 1336 erhielt ein Gottfried Hundertmark vom Ordenskomtur Heinrich Dusmer, mit Erlaubnis des Hochmeisters Dietrich von Altenburg den Auftrag zur Gründung einer Stadt nach Kulmer Recht. Nachdem die Stadt 1347 von Litauern unter Kęstutis (Kynstut) dem Erdboden gleich gemacht worden war, ließ Hochmeister Winrich von Kniprode eine neue, befestigte errichten. Aus dieser Zeit stammt auch die Kirche, eine der ältesten und schönsten der Provinz.

1440 war Wehlau Gründungsmitglied des Preußischen Städtebundes. Nach dessen Kriegserklärung an den Deutschen Orden 1454 wurde die Stadt vom Orden belagert und 1460 eingenommen. Herzog Albrecht von Preußen bezeichnete Wehlau als seine „liebe Rose“ und soll sich mit dem Gedanken getragen haben, hier statt in Königsberg eine Universität zu errichten.

Während des Zweiten Nordischen Krieges zwischen Schweden und Polen erkannte im Vertrag von Wehlau am 19. September 1657 König Johann II. Kasimir von Polen die Souveränität des Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg im Herzogtum Preußen an, wofür dieser auf die Seite Polens überging.

Pferdemarkt in Wehlau
Zigeuner beim Verkauf (1935)

Bekannt wurde Wehlau in der Folgezeit durch den Pferdehandel. Anfang Juli jeden Jahres fanden große Pferdemärkte statt, mit einem Auftrieb von bis zu 10.000 Pferden. Seit 1818 war die Stadt Verwaltungssitz des Landkreises Wehlau, zu dem auch die Stadt Tapiau gehörte.

Im Januar 1945 wurde das Kreisgebiet durch die Rote Armee besetzt. Die Altstadt mit ihrem rechteckigen Grundriss und den vielen Giebelhäusern wurde seither fast völlig zerstört. Die ansässige Bevölkerung wurde, sofern sie nicht bereits geflüchtet war, in der Folge vertrieben und durch Sowjetbürger ersetzt. 1946 wurde Wehlau in Snamensk (übersetzt in etwa Bannerstadt) umbenannt und verlor seine Stadtrechte.

2005 ging es im Rahmen der russischen Verwaltungsreform auch des Status einer "Siedlung städtischen Typs" verlustig und ist seither nur noch Dörfliche Siedlung. Aufgrund einer Struktur- und Verwaltungsreform[1] wurde Snamensk im Jahr 2009 eine als „Siedlung“ (possjolok) eingestufte Ortschaft und immerhin Namensgeber der Snamenskoje selskoje posselenije (Landgemeinde Snamensk).

Wahrzeichen des heute unbedeutenden Ortes ist die Ruine der Pfarrkirche, deren Turm durch Mittel der ehemaligen Bewohner renoviert und mit einer Aussichtsplattform versehen wurde.

Einwohnerentwicklung

Jahr Einwohner Bemerkung
1875 5178
1890 5385 davon 69 Katholiken und 67 Juden
1910 5288
1933 7534 vorwiegend Evangelische[2]
1939 8606
1959 4159
1970 5130
1979 4813
1989 4570
2002 4302
2004 4100

Anmerkung: jeweils Volkszählungsdaten, außer 2004 (Berechnung)

Kirche

Kirchengemeinde

Pfarrkirche

Die bis 1945 evangelische Jakobi-Kirche ist ein spätgotischer Hallenbau und stammt noch aus der Ordenszeit. In ihrem nur noch als Ruine vorhandenen und unansehnlichen Zustand kann sie augenblicklich nicht für Gottesdienstzwecke genutzt werden.

Kirchengemeinde

Seit der Reformationszeit bestand in Wehlau mit seiner mehrheitlich evangelischen Bevölkerung bis 1945 eine evangelische Kirchengemeinde mit einem weitflächigen Kirchspiel. Die Reformation hielt nach Pfingsten 1524 Einzug in die Stadt. Wehlau gehörte zum gleichnamigen Kirchenkreis in der Kirchenprovinz Ostpreußen der Kirche der Altpreußischen Union.

Nach 1945 war in der Zeit der Sowjetunion kirchliches Leben nicht erlaubt. Erst in den 1990er Jahren bildeten sich in der dann russischen Oblast Kaliningrad neue evangelische Gemeinden, von denen die in Bolschaja Poljana (Paterswalde) Snamensk am nächsten liegt. Sie ist in die Propstei Kaliningrad innerhalb der Evangelisch-Lutherischen Kirche Europäisches Russland eingegliedert.

Kirchspielorte

Zum Kirchspiel Wehlau gehörten bis 1945 fünf Bürgergemeinden mit ihren Ortschaften und Wohnplätzen[3]:

Name (bis 1946) Heutiger Name
Bürgersdorf Gordoje
Groß Nuhr --
Holländerei --
Klein Nuhr Suchodolje
Wehlau Snamensk
Pfarrer

Seit der Reformation waren in Wehlau zwei evangelische Geistliche tätig. 1908 wurde eine dritte Pfarrstelle zur Betreuung der Erziehungsanstalt Altwalde eingerichtet[4]:

  • Heinrich N., 1525–1530
  • NN., 1528
  • Johann Röder, bis 1530
  • George Ranglauck, 1537–1541
  • Johann Niger, 1541–1549
  • Matthäus Vogel, 1550–1554
  • Heinrich Coppius, 1550–1554
  • Jacob Ritter, 1556–1561
  • Michael Stange, 1556–1559
  • Johann Breder, 1561
  • Laurentius Cursor, 1561–1570
  • Theobald Axt, 1561–1573
  • Laurentius Crause, 1570–1604
  • Erhard Sperber, 1574–1608
  • Johann Sperber, 1604–1616
  • Friedrich Stimer, 1608–1631
  • Christoph Richter, 1616–1632
  • Andreas Vogler, 1617–1625
  • Matthias Sethus, 1631–1640
  • Martin Reggius, 1632–1655
  • Michael Reimann, 1641–1666
  • Salomo Jester, 1655–1689
  • Lambert Steger, 1667–1689
  • Georg Heiligendörfer, 1689–1694
  • Johann Matthäus Grünmüller, 1690–1699
  • Johann Richovius, 1695–1703
  • Georg Meyer, 1699–1705
  • Christoph Friedrich Lange, 1703–1710
  • Christoph Conrad Göritz, 1705–1752
  • Wladislaus Heinrich Gensichen, 1711–1731
  • Daniel Hönigke, 1732–1781
  • Theodor Friedrich Thiesen, 1737–1752
  • Johann Gottfried Kempfer, 1752–1762
  • Friedrich Philipp Schröder, 1763–1770
  • Heinrich Ephraim Trentovius, 1771–1779
  • Wilhelm Sperber, 1779–1819
  • Johann Christian Maschke, 1781–1810
  • Johann Zimmermann, 1810–1812
  • Friedrich Wilhelm Arnold, 1812–1822
  • Rudolf Suche, 1819–1830
  • Gottlieb Wilhelm Skronn, 1822–1834
  • August Wilhelm Stier, 1830–1832
  • Benjamin S. Büttner, 1832–1837
  • Leopold Sauter, 1835–1841
  • Daniel S. Weißemmel, 1838–1852
  • Friedrich Wilhelm Seek, 1841–1878
  • Heinrich Christoph Ziegler, 1853–1885
  • Robert Eugen Zilius, 1878–1893
  • Wilhelm August C. G. Stengel, 1886–1887
  • Carl Ludwig Wohlfeil, 1888–1896
  • Franz Louis Schwanbeck, 1893–1921
  • Heinrich Stuhrmann, 1896–1904
  • Heinrich Federmann, 1904–1910
  • Johannes Schwanbeck, 1906–1910
  • Ernst August Eduard Sperling, 1910–1912
  • Bernhard Czekay, 1910–1916
  • Paul Gustav Hardt, 1912–1938
  • Otto Meyhöfer, 1916–1938
  • Hugo Linck, 1922–1930
  • Arthur Fehr, 1930–1933
  • Ludwig Grunwald, 1931–1934
  • Kurt Kohn, bis 1935
  • Erwin Rudolf Lange, 1936–1945
  • Wilhelm Sauermilch, 1938–1940
  • Johannes Carl Julius Zachau, 1939–1945

Außerdem war in Alt Wehlau (russisch: Prudnoje) Pfarrer Sebastian Hoffmann von 1530 bis 1534 tätig.

Kirchenkreis Wehlau

Der Kirchenkreis Wehlau bestand bis 1945 und war Teil der Kirchenprovinz Ostpreußen innerhalb der Kirche der Altpreußischen Union. Im Bereich des Kirchenkreises gab es zwölf Pfarrorte mit den dazugehörigen Kirchspielen[5]:

Name (bis 1946) Heutiger Name
Allenburg Druschba
Goldbach Slawinsk
Groß Engelau Demjanowka
Groß Schirrau Dalneje
Grünhayn --
Kremitten --
Paterswalde Bolschaja Poljana
Petersdorf Kuibyschewskoje
Plibischken Gluschkowo
Starkenberg Krasnoborskoje
Tapiau Gwardeisk
Wehlau Snamensk

Bis 1928 gehörte auch das Kirchspiel Klein Schönau (russisch: Oktjabrskoje) zur Inspektion Wehlau, das dann aber in den Kirchenkreis Friedland (Ostpr.) (Prawdinsk) umgegliedert wurde.

In den 1990er Jahren entstanden im Gebiet des vormaligen Kirchenkreises Wehlau bisher fünf neue evangelische Gemeinden, und zwar in Bolschaja Poljana (Paterswalde), Druschba, (Allenburg), Gwardeisk (Tapiau) und Talpaki (Taplacken).

Sehenswürdigkeiten

Pregelbrücke in Snamensk

Die geschichtsträchtige Altstadt von Wehlau wurde 1945 und danach fast vollständig vernichtet. Zu den verlorenen Sehenswürdigkeiten gehören:

  • Pfarrkirche mit reicher Ausstattung (als Ruine erhalten)
  • Rathaus, mit gotischem Schaugiebel, häufig umgebaut, mit Dachreiter; hier wurde am 19. September 1657 der Vertrag von Wehlau geschlossen
  • Steintor, gotisch
  • Hakenbuden am Rathaus
  • zahlreiche Giebelhäuser des 18. und 19. Jahrhunderts
  • Schanze, Platz vor der Stadt, Schauplatz eines der größten Pferdemärkte in Europa

Persönlichkeiten

Patenschaften

  • Die damalige Kreisstadt Syke (Landkreis Diepholz, Niedersachsen) übernahm in den 1950er Jahren eine Patenschaft für ehemalige Einwohner der einstigen Kreisstadt Wehlau in Ostpreußen. Im Syker Kreismuseum findet sich eine „Wehlauer Heimatstube“ mit entsprechenden Exponaten. Jährlich findet hier auch ein Heimattreffen statt.

Landgemeinde Snamensk

Lage der Landgemeinde Snamensk im südöstlichen Rajon Gwardeisk

Gebiet

Die Siedlungen innerhalb der Snamenskoje selskoje posselenije (Landgemeinde Snamensk) liegen südlich des Pregel (russisch: Pregolja) und westlich sowie östlich der Alle (Lawa). Der zentrale Ort Snamensk liegt in der nördlichen Mitte des Gemeindegebietes.

Geschichte

Die Landgemeinde Snamensk im Rajon Gwardeisk existiert seit der Struktur- und Gebietsreform vom 25. Juni/1. Juli 2009[6].

Siedlungen

Zur Snamenskoje selskoje posselenije gehören insgesamt zehn jeweils als „Siedlung“ (russisch: possjolok) eingestufte Ortschaften:

Heutiger Name Name (bis 1946)
Bolschaja Poljana (Большая Поляна) Paterswalde
Gordoje (Гордое) Bürgersdorf
Jagodnoje (Ягодное) Lindendorf
Jelnjaki (Ельняки) Frischenau
Retschkoje (Речкое) Magotten
Rownoje (Ровное) Romau
Rutschji (Ручьи) Bieberswalde
Snamensk (Знаменск) Wehlau
Suchodolje (Суходолье) Klein Nuhr
Telmanowo (Тельманово) Richau

Verkehr

Die Verkehrsanbindung der Landgemeinde Snamensk ist äußerst günstig. Im Norden durchzieht in West-Ost-Richtung die Bahnlinie Kaliningrad (Königsberg)–Gussew (Gumbinnen)–Nesterow (Stallupönen, 1938-1946 Ebenrode) zur Weiterfahrt nach Litauen das Gemeindegebiet. Von Norden nach Süden verläuft die russische Fernstraße R 514 (ehemalige deutsche Reichsstraße 142), die in Snamensk von der West-Ost-Fernstraße R 508 gekreuzt wird.

Einzelnachweise

  1. Nach dem Gesetz über die Zusammensetzung und Territorien der munizipalen Gebilde der Oblast Kaliningrad vom 25. Juni/1.Juli 2009, nebst Gesetz Nr. 502 vom 24. Februar 2005, präzisert durch Gesetz Nr. 370 vom 1. Juli 2009
  2. Der Große Brockhaus. 15. Auflage, 20. Band, Leipzig 1935, S. 101.
  3. Kirchspiele Kreis Wehlau
  4. Friedwald Moeller, Altpreußisches Evangelisches Pfarrerbuch von der Reformation bis zur Vertreibung im Jahre 1945, Hamburg, 1968, Seite 147-148
  5. Kirchspiele Kreis Wehlau (wie oben)
  6. Die gesetzliche Grundlage siehe Einzelnachweis oben

Siehe auch

Weblinks

 Commons: Znamensk – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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