- Psychiater
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Psychiater (aus griechisch ψυχή psychē „Seele, Leben“ und ἰατρός iatros „Arzt“) ist der Titel eines Arztes mit psychiatrischer Facharztausbildung. Als solcher beschäftigt er sich mit der Diagnose, Behandlung und Erforschung von Erkrankungen oder Störungen des Geistes oder der Seele des Menschen.
Das Fachgebiet des Psychiaters ist die Psychiatrie und Psychotherapie und überschneidet sich inhaltlich mit einigen Teilgebieten der Psychologie, insbesondere der Klinischen Psychologie und dem Tätigkeitsfeld des Psychologischen Psychotherapeuten, sowie mit anderen medizinischen Fachgebieten wie der Psychosomatik, der Neurologie und der allgemeinen Medizin.
Im Unterschied zum (nichtärztlichen) Psychologischen Psychotherapeuten kann der Psychiater als Arzt auch mögliche körperliche Ursachen von scheinbar psychischen Erkrankungen erfassen. Nach Bedarf kann er auch z. B. eine entsprechende Abklärung in die Wege leiten und kann auch Medikamente verordnen. Der Psychiater kann also ärztlich oder psychotherapeutisch behandeln, oder auch beides kombinieren, man spricht dann von der integrativen psychiatrisch-psychotherapeutischen Behandlung.
Ein Teilgebiet der Psychiatrie wie der Rechtsmedizin ist die forensische Psychiatrie, die sich mit dem Grenzgebiet von Psychiatrie und Recht befasst. Dazu gehören juristische Fragen wie die Beurteilung der Schuldfähigkeit von Straftätern, aber auch Gutachten im Hinblick auf die Unterbringung in geschlossenen Anstalten oder die Betreuung von (mutmaßlich) psychisch Kranken.
Historisch gesehen werden auch Ärzte, die sich vor allem mit psychisch Kranken beschäftigt haben, als Psychiater bezeichnet (William Battie, Philippe Pinel, Vincenzo Chiarugi).
Inhaltsverzeichnis
Berufsvoraussetzungen in Deutschland
- ein erfolgreich abgeschlossenes Studium der Medizin,
- die Approbation als Arzt,
- eine mindestens vierjährige Facharztweiterbildung in einer Krankenhausfachabteilung für Psychiatrie und Psychotherapie nach der Approbation,
- eine mindestens einjährige Ausbildung in einer Krankenhausfachabteilung für Neurologie,
- erfolgreiches Ablegen der Facharztprüfung für Psychiatrie und Psychotherapie
In Deutschland gab es bisher die anerkannten Berufe des Facharztes für Psychiatrie und des Facharztes für Psychiatrie und Neurologie. Nach der (Muster-)Weiterbildungsordnung der Bundesärztekammer von 2003 gibt es nur noch die Bezeichnungen Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie und Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie.
Berühmte Psychiater
- Alfred Adler (1870–1937)
- Théophile Alajouanine (1890–1980; Nachfolger von Jean-Martin Charcot an der Salpêtrière)
- Alois Alzheimer (1864–1915; Erstbeschreiber der nach ihm benannten Alzheimerschen Krankheit)
- Walter Ritter von Baeyer (1904-1987)
- Franco Basaglia (1924–1980 Venedig; hat die Schließung der Irrenanstalten in Italien betrieben)
- Hans Berger (1873–1941 Jena; Entwickler der Elektroenzephalographie (EEG); Schüler von Otto Binswanger).
- Eric Berne (1910–1970)
- Otto Binswanger (1852–1929 Jena)
- Eugen Bleuler (1857–1939; Schüler und Nachfolger von Forel im Burghölzli)
- Karl Bonhoeffer (1868–1948)
- Oswald Bumke (1877–1950; Nachfolger von Alzheimer in Breslau und Nachfolger von Kraepelin in München, Nachfolger von Flechsig in Leipzig)
- Jean Etienne Dominique Esquirol (1772–1840); Schüler Pinels und Begründer der Monomanielehre
- Paul Flechsig (1847–1929 Leipzig)
- Auguste Forel (1848–1931; Burghölzli)
- Edmund Forster (1878–1933)
- Viktor Frankl (1905–1997)
- Sigmund Freud (Neurologe) (1856–1939)
- Wilhelm Griesinger (1817–1868; Burghölzli)
- Hanns Hippius (* 1925)
- Alfred Hoche (1865–1943)
- Heinrich Hoffmann (1809–1894; auch Autor des Struwwelpeters)
- Karl Jaspers (1883–1969)
- Carl Gustav Jung (1875–1961; Burghölzli)
- Karl Ludwig Kahlbaum (1828–1899), erarbeitete neue Gliederung der Krankheitsbilder
- Otto F. Kernberg (*1928)
- Heinz Kohut (1913–1981)
- Emil Kraepelin (1856–1926)
- Richard von Krafft-Ebing (1840-1902), Begründer der Fachausdrücke Sadismus und Masochismus. Autor zahlreicher Fachpublikationen
- Arthur Kronfeld (1886–1941)
- Elisabeth Kübler-Ross (1926–2004)
- Ronald D. Laing (1927–1989)
- Paul Näcke (1851-1913; Einführung des Narzissmuskonzepts, Klassifiziert Homosexualität nicht als Krankheit)
- Leo Navratil (1921–2006; österr. Psychiater, der sich vor allem mit der Kunst psychiatrisierter Menschen beschäftigt hat)
- Ernst Gottlob Pienitz (1777–1853) – Psychiatriereformer
- Philippe Pinel (1745–1826); „Irrenbefreier“, Mitbegründer der wissenschaftlichen Psychiatrie
- Detlev Ploog (1920-2005)
- Hans Prinzhorn (1886–1933)
- Johann Christian Reil (1759–1813; Vater der Allgemeinen und Integrativen Psychiatrie und Psychotherapie)
- Erwin Ringel (1921–1994)
- Kurt Schneider (1887–1967)
- Johannes Heinrich Schultz (1884–1970)
- Thomas Szasz (* 1920; radikaler Kritiker psychiatrischer Zwangsinterventionen)
- Julius Wagner-Jauregg (1857–1940)
- Karl Wilmanns (1873–1945)
- Alexander Friedmann (1948–2008)
Psychiater, die auf anderen Gebieten (z. B. in der Politik) bekannt wurden
- Radovan Karadžić (* 1945; vom UN-Tribunal in Den Haag wegen Völkermordes angeklagt)
- John Karl Friedrich Rittmeister (1898–1943), hingerichtet im Strafgefängnis Berlin-Plötzensee, als einziger deutscher Psychiater und Therapeut wegen seiner aktiven Widerstandstätigkeit gegen die Nationalsozialisten
- Hoimar von Ditfurth (1921–1989), Professor für Psychiatrie und Fernsehjournalist (Querschnitte mit dem Physiker Volker Arzt), Autor zahlreicher populärwissenschaftlicher Bestseller (Am Anfang war der Wasserstoff u. v. a. m.)
Weblinks
Wiktionary: Psychiater – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen- Info-Homepage der Berufsverbände und Fachgesellschaften für Neurologie, Psychiatrie und Psychotherapie – http://www.neurologen-und-psychiater-im-netz.de
Kategorien:- Psychiatrie
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