Juniaufstand 1832

Juniaufstand 1832

Beim Juniaufstand 1832 handelt es sich um einen Aufstand französischer Republikaner gegen die Regierung König Louis Philippes I. von Frankreich. Die Kämpfe zwischen Aufständischen und Regierungstruppen dauerten vom 5. bis zum 6. Juni 1832. Sie fanden in Paris statt, endeten mit der Niederschlagung des Aufstandes und hatten keine unmittelbaren politischen Veränderungen zur Folge.

Inhaltsverzeichnis

Ursache

Seit der Julirevolution 1830 und dem Sturz König Karls X. regierte in Frankreich König Louis Philippe I. auf der Grundlage der Charta von 1830 im Rahmen einer konstitutionellen Monarchie. Trotz ihrer parlamentarischen und demokratischen Elemente gab diese Verfassung der königlichen Gewalt sowie, aufgrund des in ihr verankerten Zensuswahlrechts, den vermögenden Schichten im Land ein starkes politisches Übergewicht vor der restlichen Bevölkerung. Entsprechend waren republikanische Kreise im französischen Bürgertum schon bald nach der Regierungsübernahme Louis Philippes mit der neuen Verfassungswirklichkeit unzufrieden und forderten Reformen.

Am 22. Mai 1832 traten 39 Abgeordnete der Deputiertenkammer zusammen und veröffentlichen einen Rechenschaftsbericht an ihre Wähler, worin sie die Mängel der Verfassung sowie der königlichen Regierung anprangerten. Die Federführung hierbei hatte der Bankier und vormalige Finanzminister Jacques Laffitte, der ursprünglich zu den ersten Unterstützern Louis Philippes gehört hatte, dann aber in seinen revolutionären Erwartungen enttäuscht worden und im März 1831 zurückgetreten war. Der Rechenschaftsbericht beschwor die Gefahren der Gegenrevolution, welche im Erstarken begriffen sei, und wandte sich insbesondere gegen die amtierende Regierung unter Premierminister Casimir Pierre Perier.

Verlauf

Die Konfrontation mit der Regierung begann am 2. Juni 1832 gelegentlich der Beisetzungsfeierlichkeiten für den jungen republikanischen Mathematiker Évariste Galois, an denen dreitausend Regierungskritiker teilnehmen. Als drei Tage später, am 5. Juni, General Jean Maximilien Lamarque, auch er Republikaner, beerdigt wird, verwandelt sich der Trauerzug in eine antiroyalistische Demonstration. Die Republikaner errichten Barrikaden und hissen die rote Fahne. Es kommt zu Kämpfen mit der Nationalgarde, die sich bis zum Abend hinziehen und vorerst ohne Ergebnis bleiben.

Tags darauf, am 6. Juni, kehrt König Louis Philippe aus Schloss Saint-Cloud in die Hauptstadt zurück und befiehlt, den Aufstand niederzuschlagen. Es kommt zu schweren Kämpfen mit etwa achthundert Toten. Am Ende des Tages sind die Aufständischen geschlagen. Am selben Tag verhängt die Regierung auf Befehl des Königs den Belagerungszustand über Paris: Mit demselben Dekret wird überdies die Rechtsprechung über die Revolutionäre der Militärgerichtsbarkeit übertragen, um möglichst schwere Strafen zu gewährleisten. Nachdem diese Maßnahme für erneute Unruhe unter Republikanern und auch gemäßigten Royalisten sorgt, annulliert aber der französische Kassationsgerichtshof am 18. Juni das ministerielle Dekret, indem er sich auf entsprechende Artikel der Charte beruft. Daraufhin fügt sich auch der König diesem Spruch und nimmt seine Order zurück, woraufhin die schwebenden Verfahren wieder an die ordentlichen Schwurgerichte zurückverwiesen werden. Gleichwohl werden auch von diesen Gerichten unerwartet strenge Urteile gefällt – darunter sieben Todesurteile, welche der König allerdings umgehend in Haftstrafen umwandelt.

Folgen

Der Juniaufstand von 1832 verstand sich selbst als republikanisch-demokratische Vollendung der Bewegung, die 1830 mit der Julirevolution erst begonnen und viele unbefriedigt gelassen hatte. Er scheiterte auch, weil es den Republikanern, meist Intellektuelle, Künstler und Bildungsbürger, nicht gelungen war, breite Bevölkerungsschichten für ihre Ziele zu mobilisieren. Angesichts der Erfolglosigkeit des Aufstands sahen optimistische Republikaner schon in der, gerichtlich erzwungenen, Zurücknahme der Order über die Sondergerichtsbarkeit durch den König einen kleinen Sieg des Rechtsstaats über den Regierungsautoritarismus, der, wenn auch im konstitutionellen Rahmen, über 1830 hinweg fortbestanden hatte.

Fortleben

Der Pariser Juniaufstand von 1832 wurde von Victor Hugo in Teil IV seines Romans Die Elenden, Eine Idylle in der Rue Plumet und ein Epos in der Rue Saint-Denis, literarisch verarbeitet und fand entsprechend Eingang in die verschiedenen Adaptionen des Romans in Film und Muscial.

Siehe auch

Julirevolution von 1830


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