- Justiz und NS-Verbrechen
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Justiz und NS-Verbrechen ist eine in gebundenen Bänden veröffentlichte Sammlung von Gerichtsurteilen deutscher Gerichte zu Verbrechen des Nationalsozialismus mit Tötungsdelikten, begangen vor allem im Zuge des Holocaust.
Inhaltsverzeichnis
Inhalte der Bände
Die Bände beruhen auf der Arbeit einer Forschungsgruppe der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität von Amsterdam und werden von Dick de Mildt und Christiaan F. Rüter herausgegeben.
Der erste Band der Sammlung wurde 1968 veröffentlicht. Bis zum Jahre 2008 sind über 40 Bände erschienen, die auch eine Wiedergabe historischer Dokumente umfassen. Namentlich genannt werden Täter von NS-Verbrechen, für die Planung und Ausführung Verantwortliche und ebenso eine Reihe von Opfern. Die Sammlung umfasst über 900 Urteile aus westdeutschen Strafverfahren und über 1.000 Urteile aus ostdeutschen Strafverfahren.
Mit einer großen Fülle von Forschungsergebnissen zu NS-Verbrechen bietet die Urteilssammlung eine wichtige Quellen zu Einzelfragen der NS-Gewaltverbrechen, zur juristischen „Vergangenheitsbewältigung“ des „Dritten Reiches“ ab 1945 und Fragen der Täter- und Opfergruppen.
Die über 600 Urteile der ersten 22 Bände mit Urteilen aus den Jahren 1945 bis 1966 gliedern sich in zwölf Deliktsgruppen: I. Euthanasie (5 % der Urteile), II. Schreibtischverbrechen (1 %), III. Kriegsverbrechen (7 %), IV. Justizverbrechen (3 %), V. Verbrechen an deutschen Soldaten (4 %), VI. Massenvernichtungsverbrechen durch Einsatzgruppen (3 %), VII. Massenvernichtungsverbrechen in Lagern (4 %), VIII. Andere Massenvernichtungsverbrechen (7 %), IX. NS-Gewaltverbrechen in Lagern (19 %), X. Verbrechen der Endphase (36 %), XI. Denunziation (7 %) und XII. Andere NS-Verbrechen (4 %).
Seit Ende 2008 ist die gesamte Urteilssammlung auch online verfügbar.
Rezensionen
- Im Newsletter – Informationen des Fritz Bauer Instituts · Nr. 15 · Herbst 1998 heißt es:".. (die) Verbindung der Urteilssammlung mit aktuellen Forschungsergebnissen des Autors zu den Schwerpunktthemen „Euthanasie"-Verbrechen im Dritten Reich, Schreibtischverbrechen, Justizverbrechen und Denunziationen...zeigt einmal mehr, daß die Urteilssammlung einen weittragenden „Fundus" zum Thema NS-Verbrechen bietet und welche zusätzlichen Aspekte aus heutiger Sicht zur Interpretation und Einordnung einbezogen werden können. Insgesamt kann man in den Neuerscheinungen zum Bereich Justiz und NS-Verbrechen ein Plädoyer dafür sehen, die Urteile mehr als bisher in der vergleichenden Forschung zu berücksichtigen."[1]
- Peter Lang (Frankfurt) schreibt über die Bände:"..Nach dreißig Jahren zeigt sich, daß der Inhalt der insgesamt 22 Bände nach wie vor seine Aktualität für die Forschung nicht eingebüßt hat, im Gegenteil. Die Monographie umfaßt zwei große Komplexe: zunächst eine vergleichende Untersuchung der Urteile nicht nur nach den Deliktsgruppen, sondern auch nach den vorjuristischen Erfassungen von NS-Verbrechen in den Urteilen. Darüber hinaus enthalten die Urteile eine Fülle von Material zu Einzelthemen, die immer noch von Bedeutung sind, wie die Gewaltverbrechen an Juden, an Fremdarbeitern und Kindern; die Besonderheiten von Frauen als Täterinnen etc...."[2]
Literatur
- Raimond Reiter: 30 Jahre „Justiz und NS-Verbrechen“. Die Aktualität einer Urteilssammlung. Frankfurt a. M./ Berlin / Bern / New York / Paris/ Wien 1998.
- Dick de Mildt (Hrsg.): Tatkomplex: NS-Euthanasie. Die ost- und westdeutschen Strafurteile seit 1945. 2 Bände. Amsterdam 2009.
Weblinks
Einzelnachweise
Kategorien:- NS-Prozess
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- Juristische Literatur
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