- Jüdische Gemeinde Hanau
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Die Jüdische Gemeinde in Hanau wurde dreimal gegründet und zweimal durch Pogrome zerstört.
Inhaltsverzeichnis
Mittelalterliche Gemeinde
Die Ursprünge der ersten jüdischen Gemeinde in Hanau liegen im Dunkeln. Die ältesten Urkunden, die ihre Existenz belegen, gehen von einer bereits bestehenden Gemeinde aus und stammen vom Beginn des 14. Jahrhunderts. Die Gemeinde besaß eine Synagoge und einen Friedhof, der aber mit dem heute noch existierenden nichts zu tun hat, sondern ungefähr einen Kilometer südöstlich des erhaltenen zu vermuten ist, wo der Flurname „Alter Judenkirchhof“ bestand.
Diese erste jüdische Gemeinde in der Stadt Hanau wurde in den Pestpogromen des Jahres 1349 vernichtet. Ob das Pogrom von seiten der Herrschaft Hanau initiiert oder gefördert wurde, ist nicht bekannt, allerdings profitierte Ulrich III. von Hanau davon erheblich, indem er sich jüdisches Eigentum aneignete, darunter auch die Synagoge. Weiter behauptete er eine Brandstiftung der Juden in seinem Archiv und erhielt unter diesem Vorwand 1351 neue Urkunden von Kaiser Karl IV., unter anderem eine, die ihm ein umfassendes Judenregal in seiner Herrschaft und darüber hinaus zugestand. In der Stadt Hanau aber existierte von nun ab keine jüdische Gemeinde mehr.
Gemeinde der Neuzeit
Im Dezember 1603 erließ Graf Philipp Ludwig II. im Rahmen seiner Wirtschaftsförderungspolitik für die Grafschaft Hanau-Münzenberg ein Privileg zur Ansiedlung einer jüdischen Gemeinde in Hanau. Zwischen der Alt- und der Neustadt entstand im Bereich des Zwingers der Altstadtbefestigung die Judengasse (heute: Nordstraße). Die Gemeinde war der gräflichen Verwaltung unterstellt, nicht einer der beiden Stadtverwaltungen von Alt- oder Neustadt Hanau.
Die Gemeinde erhielt zunächst 1605 einen Raum in dem an die Judengasse angrenzenden „Hexen-“ oder „Diebsturm“ der Befestigung der Altstadt Hanau, bis 1608 auf der gegenüber liegenden Seite der (heutigen) Nordstraße die neue Synagoge eröffnet werden konnte. Die Gemeinde errichtete auch den heute noch erhaltenen jüdischen Friedhof in Hanau. Nach der Öffnung des Hanauer Ghettos am Anfang des 19. Jahrhunderts blieb die Synagoge am angestammten Platz, ein Gemeindehaus wurde später aber in der Nürnberger Straße 3 erworben. Hier befand sich seit 1890 auch die jüdische Gemeindeschule.
Nachdem die Nationalsozialisten am 9. November 1938 im Zuge des Novemberprogroms auch die Hanauer Synagoge zerstört hatten, hielt die Restgemeinde ihre Gottesdienste im Gemeindehaus, bevor 1942 auch die letzten Juden aus Hanau deportiert wurden.[1] Das Gebäude wurde in den Bombenangriffen des Zweiten Weltkriegs zerstört.
Neugründung nach dem Holocaust
Im Jahr 2005 wurde in Hanau – mit Hilfe der Jüdischen Gemeinde Frankfurt – zum dritten Mal eine jüdische Gemeinde gegründet. Ihr gehörten bei Gründung 63 Personen an, die zu einem erheblichen Teil aus der Ukraine stammen. 2010 hatte die Gemeinde 170 Mitglieder. Eine Synagoge wurde im Gebäude der ehemaligen Zahnradfabrik Schwahn eingerichtet. Als Friedhof wird der Jüdische Friedhof in Hanau-Steinheim in der Odenwaldstraße genutzt.
Literatur
- Neues Magazin für Hanauische Geschichte. Hanau 2010:
- Eckhard Meise: Kurzer Überblick über die Geschichte der Hanauer Juden und ihrer Synagogen, S. 45–102.
- ders.: Quellen und Literatur zur Geschichte der Hanauer Juden, S. 103-107.
Einzelnachweise
- ↑ Angelika Cipa u.a.: Hanauer Stadtführer. Dreißig Stätten demokratischer Geschichte und antifaschistischen Widerstandes. Frankfurt 1983, S. 38.
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