Jüdische Gemeinde Trabelsdorf

Jüdische Gemeinde Trabelsdorf

Eine jüdische Gemeinde in Trabelsdorf, ein Ortsteil der Gemeinde Lisberg im Landkreis Bamberg im nördlichen Bayern, hat spätestens seit Anfang des 17. Jahrhunderts bestanden.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Nachweisbar sind Juden in Trabelsdorf seit 1736, jedoch wurde erst 1810 eine Synagoge genannt. 1904 schloss sich die jüdische Gemeinde Lisberg der von Trabelsdorf an. Insgesamt hatte danach die Gemeinde elf religionsmündige männliche Mitglieder. Als die jüdische Gemeinde Walsdorf auch nur noch sechs Gemeindemitglieder besaß, schloss sich diese Gemeinde 1907 auch der von Trabelsdorf an. Die Juden in Trabelsdorf wohnten verstreut im Ort. Sie bestatteten ihre Toten in Lisberg.

Die jüdische Gemeinde gehörte seit 1825 zum Distriktsrabbinat Bischberg, dessen Sitz 1826 nach Burgebrach verlegt wurde.

Synagoge

Eine Synagoge wurde um 1800 erbaut und im Gebäude befanden sich auch Schulräume und eine Lehrer- bzw. Vorsängerwohnung. Bis 1884 war auch ein rituelles Bad vorhanden.

Beim Novemberpogrom 1938 zerstörten SA-Leute aus Bamberg, unterstützt von Dorfbewohnern, die Inneneinrichtung der Synagoge und die Ritualgegenstände. Um die Nachbarhäuser nicht zu gefährden wurde die Synagoge nicht angezündet. Das Synagogengebäude wurde 1940 für 800 Reichsmark von der Gemeinde erworben und fiel nach dem Krieg an den Freistaat Bayern. Das Gebäude der Synagoge wurde später an Privatleute verkauft und ist als Wohnhaus bis heute erhalten.

Schule

Von 1826 bis 1869 gingen die Kinder der jüdischen Gemeinden Trabelsdorf, Lisberg, Walsdorf und Kolmsdorf in die neu gegründete Religionsschule in Kolmsdorf. 1869 wurde die Schule nach Trabelsdorf und Walsdorf verlegt.

Nationalsozialistische Verfolgung

1933 lebten noch 18 jüdische Personen in Trabelsdorf. Auf Grund der zunehmenden Repressalien und der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts verließen vier jüdische Gemeindeglieder den Ort. Die Familie Mahler emigrierte in die USA. Am 17. Februar 1936 wurde in das Haus des Kaufmanns Silbermann eingebrochen und der Besitzer wurde schwer misshandelt. Der Täter wurde gefasst und zu einem Jahr Gefängnis verurteilt. Am 25. April 1942 wurden die letzten neun jüdischen Einwohner nach Izbica deportiert.

Das Gedenkbuch des Bundesarchivs verzeichnet 24 in Trabelsdorf geborene jüdische Bürger, die dem Völkermord des nationalsozialistischen Regimes zum Opfer fielen.[1]

Gemeindeentwicklung

Jahr Gemeindemitglieder
1809/10 59 Personen 16,3% der Einwohnerschaft
1811/12 63 Personen 19,3% der Einwohnerschaft
1824 74 Personen 20,1% der Einwohnerschaft
1840 80 Personen 19,6% der Einwohnerschaft
1852 67 Personen 14,8% der Einwohnerschaft
1867 64 Personen 13,4% der Einwohnerschaft
1890 66 Personen 16,5% der Einwohnerschaft
1900 59 Personen 14,6% der Einwohnerschaft
1933 18 Personen

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Gedenkbuch - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933 - 1945. Abgerufen am 7. November 2009.

Literatur

  • Jüdische Landgemeinden in Oberfranken 1800-1942. Ein historisch-topographisches Handbuch, Bamberg 1988, Seite 301-308, ISBN 3-87052-392-1.
  • Die jüdischen Gemeinden in Bayern 1918-1945. Geschichte und Zerstörung, München 1979, ISBN 3-486-48631-4.

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужна курсовая?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Jüdische Gemeinde Lisberg — Ansicht des jüdischen Friedhofs Lisberg Eine jüdische Gemeinde in Lisberg, einer Gemeinde im Landkreis Bamberg im nördlichen Bayern, hat spätestens seit Anfang des 18. Jahrhunderts bestanden. Inhaltsverzeichnis …   Deutsch Wikipedia

  • Jüdische Gemeinde Walsdorf — Gesamtansicht der ehemaligen Synagoge in Walsdorf Eine jüdische Gemeinde in Walsdorf, einer Gemeinde im oberfränkischen Landkreis Bamberg, hat spätestens seit Anfang des 17. Jahrhunderts bestanden. Inhaltsverzeichnis …   Deutsch Wikipedia

  • Jüdische Gemeinde Zeckendorf — Gedenkstein für ermordeten jüdischen Bürger aus Zeckendorf, Demmelsdorf und Scheßlitz Eine jüdische Gemeinde in Zeckendorf, einem Stadtteil der Stadt Scheßlitz im Landkreis Bamberg im nördlichen Bayern, hat spätestens seit dem Ende des 16.… …   Deutsch Wikipedia

  • Jüdische Gemeinde Burgebrach — Eine jüdische Gemeinde in Burgebrach wurde erstmals 1451 in einer Urkunde des Klosters Michelsberg genannt. Aus dem Jahr 1548 ist bekannt, dass in Burgebrach ein Jude aus unbekannten Gründen erschlagen wurde. Unter Führung eines fremden Malers… …   Deutsch Wikipedia

  • Trabelsdorf — Gemeinde Lisberg Koordinaten …   Deutsch Wikipedia

  • Distriktsrabbinat Bamberg — Das Distriktsrabbinat Bamberg entstand 1826 in Bamberg im nördlichen Bayern. Das bayerische Judenedikt von 1813 schrieb die Bildung von Distriktsrabbinaten in Bayern vor und diese wurden bis 1825/26 geschaffen. 1907 übernahm das Distriktsrabbinat …   Deutsch Wikipedia

  • Distriktsrabbinat Burgebrach — Das Distriktsrabbinat Burgebrach entstand zum 14. Dezember 1826 in Burgebrach, einer Gemeinde im Landkreis Bamberg im nördlichen Bayern. Zuvor war seit 1825 das Distriktsrabbinat in Bischberg, denn dort gab es, wie das bayerische Judenedikt von… …   Deutsch Wikipedia

  • Lisberg — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • Walsdorf (Oberfranken) — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • Jüdischer Friedhof (Walsdorf) — Linker Pfeiler der Eingangspforte zum jüdischen Friedhof Walsdorf …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”