Jüdischer Friedhof (Strelitz Alt)

Jüdischer Friedhof (Strelitz Alt)

Der Jüdische Friedhof Alt Strelitz ist ein jüdischer Friedhof in Strelitz Alt im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte in Mecklenburg-Vorpommern. Er ist ein geschütztes Baudenkmal.

Inhaltsverzeichnis

Beschreibung

Der Friedhof liegt am Kalkhorstweg. Mit etwa 4.500 m² Fläche war er einst einer der größten jüdischen Friedhöfe in Mecklenburg. Weniger als ein Achtel der Gesamtfläche mit zwei Grabsteinen und einem Gedenkstein blieb erhalten. Drei Seiten der nach einer eingefügten Jahreszahl 1887 errichteten Umfassungsmauer sind ebenso erhalten.

Geschichte

Nachdem sich ab 1704 jüdische Familien in der alten Residenz ansiedeln durften, ist nur wenig später der Friedhof angelegt worden. Zur Belebung des Handels in dem seit 1701 selbstständigen Landesteil Mecklenburg-Strelitz boten die Herzöge den zuziehenden Juden eine Reihe von Vergünstigungen. So bildete sich dort die größte jüdische Gemeinde Mecklenburgs, die um 1810 mit 485 Personen von 2.300 Einwohnern ihren Höhepunkt erreichte. Bereits 1763 konnte hier die älteste Synagoge Mecklenburgs geweiht werden, die 1938 der Reichspogromnacht zum Opfer fiel. In jenem Jahr fanden auch die letzten zwei Beisetzungen statt. Der Friedhof blieb vor Schändung und Verwüstung erstaunlicherweise weitgehend verschont. Lediglich einzelne Grabsteine wurden umgeworfen und 1948 wieder aufgerichtet.[1] Etwa die Hälfte der Fläche mit der Leichenhalle soll die Stadt um 1942 den Betreibern einer privaten Hühnerfarm zur Nutzung überlassen haben.[2] Ab 1958 wurden bei Aufräumarbeiten die auf dem anderen Teil noch etwa 100 erhaltenen Grabsteine abgeräumt und zertrümmert, das Gelände daraufhin zu großen Teilen verkauft. Bruchstücke sind an verschiedenen Teilen der Stadt als Wegbegrenzungen verwendet worden. Nur 14 Bruchstücke konnten 1993 geborgen und auf den Friedhof zurückgeführt werden. Komplett erhalten blieben lediglich die Grabsteine für den Ober- und Landesrabbiner Jacob Hamburger und den Sprachforscher Daniel Sanders. Ein Gedenkstein wurde 1988 errichtet mit der Inschrift: Dem Gedenken / der jüdischen Opfer / des Faschismus.

Einzelnachweise

  1. Irene Diekmann (Hrsg.): Wegweiser durch das jüdische Mecklenburg, Potsdam 1998, S. 51 ff.
  2. Brocke/Ruthenberg/Schulenburg: Stein und Name, Berlin 1994, S.227 ff.

Literatur

  • Michael Brocke / Eckehard Ruthenberg / Kai Uwe Schulenburg: Stein und Name. Die jüdischen Friedhöfe in Ostdeutschland (Neue Bundesländer/DDR und Berlin). Institut Kirche und Judentum Berlin 1994, ISBN 3-923095-19-8.
  • W. Karge / H. Rübensamen / A. Wagner: Bestandsaufnahme politischer Memoriale des Landes Mecklenburg-Vorpommern. Hrsg. Projekt Gedenkstättenarbeit in Mecklenburg-Vorpommern, Schwerin 1998, ISBN 3-933521-00-9.
  • Irene Diekmann (Hrsg.): Wegweiser durch das Jüdische Mecklenburg-Vorpommern, Potsdam 1998, ISBN 3-930850-77-X. (darin speziell Klaus Giese: Alt Strelitz, S. 51 ff.)

Weblinks

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