Daniel Sanders

Daniel Sanders
Daniel Sanders
Daniel Sanders, Taschen-Lexikon des allgemeinen Wissens, ca. 1895, Vorwort zur ersten Auflage
Daniel Sanders, Taschen-Lexikon des allgemeinen Wissens, ca. 1895, Werbung für Buch mit Ständer

Daniel Sanders (* 12. November 1819 in Strelitz; † 11. März 1897 ebenda; vollständiger Name: Daniel Hendel Sanders) war ein deutscher Lexikograf und Sprachforscher sowie Dichter und Übersetzer.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Daniel Sanders war der zweite Sohn des jüdischen Kaufmanns Hendel Sanders und von dessen Ehefrau Amalie. Er besuchte zunächst die jüdische Freischule in Strelitz, dann das Gymnasium Carolinum in Neustrelitz. In Berlin studierte er Mathematik und Philologie. In Halle (Saale) wurde er 1842 promoviert. Im selben Jahr wurde er als Oberlehrer an der jüdischen Freischule in Strelitz angestellt.

Innerhalb der 1848er Reformbewegung zählte Daniel Sanders schnell zu den Demokratenführern im (Teil-) Herzogtum Mecklenburg-Strelitz. 1848 war er Redakteur des Wendischen Boten und der Blätter für freies Volksthum, des Sprachrohrs des Neustrelitzer Reformvereins. 1850 gehörte er zu den eingeladenen/einzuladenden Mecklenburgern zum Braunschweiger Demokratenkongress, an dem er aber schließlich nicht teilnahm. Nachdem 1852 seine Schule wegen ihrer demokratischen Ausrichtung geschlossen worden war, betätigte er sich als Privatgelehrter, Sprachforscher, Wörterbuchschreiber und Publizist.

Sanders’ Hauptwerk ist sein zum Standardwerk gewordenes Wörterbuch der deutschen Sprache mit Belegen von Luther bis auf die Gegenwart. Bekannt wurde er ferner durch seine heftige, in vielem berechtigte Kritik am romantisch-deutschtümelnden Wörterbuchprojekt der Brüder Grimm, das er „in seiner ganzen Anlage und großentheils auch in seiner Ausführung durchaus verfehlt“ nannte. Auf der 1. Orthographischen Konferenz 1876 und während der anschließenden öffentlichen Auseinandersetzung vertrat Sanders eine liberale, am Sprachgebrauch orientierte Auffassung der Rechtschreibung. In bedeutungsunterscheidenden Doppelformen (z. B. Waise gegen Weise) sah er das Ergebnis eines „berechtigten Verdeutlichungsstrebens“. Sanders’ Studien mündeten schließlich nach seinem Tod in die Deutschen Sprachbriefe nach der Methode Toussaint-Langenscheidt (1906–1908).

Daniel Sanders, der 1877 vom Strelitzer Großherzog zum Professor und 1889 von seiner Vaterstadt Strelitz zum Ehrenbürger ernannt worden war, lebt nicht zuletzt in dem nach ihm benannten größten deutsch-englischen Wörterbuch Muret-Sanders fort. Er zählt neben den Brüdern Grimm zu den bedeutendsten deutschen Lexikografen des 19. Jahrhunderts.

Daniel-Sanders-Preise

Seit 1999 vergibt die Stadt Neustrelitz in jedem Jahr den Daniel-Sanders-Sprachpreis für Schülerinnen und Schüler, die im Landkreis Mecklenburg-Strelitz leben oder zur Schule gehen. Der Sprachpreis wird in verschiedenen Kategorien vergeben und ist jeweils mit 500 Euro dotiert.

Aus Anlass des 100. Todestages von Daniel Sanders wird der Daniel-Sanders-Kulturpreis seit 1997 alle zwei Jahre durch den Landkreis Mecklenburg-Strelitz ausgelobt und ist mit 5.200 Euro dotiert.

Werke (Auswahl)

Daniel Sanders, Taschen-Lexikon des allgemeinen Wissens, ca. 1895, Vorwort zur zweiten Auflage als Konversations-Lexikon
  • Neugriechische Volks- und Freiheitslieder, 1842
  • Das Volksleben der Neugriechen, 1844
  • Das deutsche Wörterbuch von Jakob Grimm und Wilhelm Grimm kritisch beleuchtet, Hamburg 1852 f.
  • Wörterbuch der deutschen Sprache, Leipzig 1859–1865 (3 Bände)
  • Das Hohe Lied Salomonis, Leipzig 1866 sowie Hamburg 1888 (Übersetzung aus dem Hebräischen)
  • Handwörterbuch der deutschen Sprache, 1869
  • Wörterbuch deutscher Synonymen, 1871
  • Vorschläge zur Feststellung einer einheitlichen Rechtschreibung, 1873
  • Deutscher Sprachschatz geordnet nach Begriffen zur leichten Auffindung und Auswahl des passenden Ausdrucks. Ein stilistisches Hülfsbuch für jeden Deutsch Schreibenden. Nachdruck der Ausgabe Hamburg 1873–1877. Zwei Bände. Bd. 1: Systematischer Teil. Bd. 2: Alphabetischer Teil. Mit einer ausführlichen Einleitung und Bibliographie von Peter Kühn. Tübingen Max Niemeyer 1985. (Lexicographica. Series Maior 6/7)
  • Orthographisches Wörterbuch, 1874
  • Sprachlehre für Volks- und Bürgerschulen, 1876
Daniel Sanders, Taschen-Lexikon des allgemeinen Wissens, ca. 1895, Beispiel: Seite 22
  • Aus den besten Lebensstunden. Eigenes und Angeeignetes, 1878
  • Geschichte der deutschen Sprache und Litteratur bis zu Goethes Tod, 1879
  • Abriß der deutschen Verskunst, 1881
  • Griechische Grammatik, 1881
  • Geschichte der neugriechischen Literatur, 1884
  • Großes deutsch-englisches Wörterbuch, 1889
  • Aus der Werkstatt eines Wörterbuchschreibers, 1889
  • Fremdwörterbuch, 1891
  • Fremdwörterbuch, 1897
  • Deutsche Literaturgeschichte bis zu Goethes Tod, 1899
  • Wörterbuch der Hauptschwierigkeiten in der deutschen Sprache (38. Auflage 1915)

Literatur (Auswahl)

  • Festschrift zu Daniel Sanders siebzigsten Geburtstage. (12. November 1889). Lupelow, Strelitz 1889.
  • Edward SchröderSanders, Daniel Hendel. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 53, Duncker & Humblot, Leipzig 1907, S. 705–708.
  • Peter Kühn: Daniel Sanders' Beiträge zur lexikographischen Synonymik des Deutschen. In: Muttersprache 89, 1979, S. 187–200.
  • Peter Kühn: Der „Deutsche Sprachschatz“ von Daniel Sanders. In: Daniel Sanders: Deutscher Sprachschatz geordnet nach Begriffen zur leichten Auffindung und Auswahl des passenden Ausdrucks. Ein stilistisches Hülfsbuch für jeden Deutsch Schreibenden. Band 1: Systematischer Teil. Mit einer ausführlichen Einleitung und Bibliographie von Peter Kühn. Nachdruck der Ausgabe Hamburg 1873–1877. Niemeyer, Tübingen 1985, ISBN 3-484-30906-7, (Lexicographica – Series maior 6), S. I–LXXVII.
  • Ulrike Haß-Zumkehr: Daniel Sanders. Aufgeklärte Germanistik im 19. Jahrhundert. de Gruyter, Berlin u. a. 1995, ISBN 3-11-014331-3, (Studia linguistica Germanica 35).
  • Jürgen Storost: Heinrich Krohn und Daniel Sanders. Eine mecklenburgische Allianz zur Idee einer deutschen Académie Française oder die unerfüllte Paarung von Geld und Geist. In: Jürgen Storost: In memoriam Vladimiro Macchi. Aspekte der Wissenschaftsgeschichte. Ausgewählte Sujets. Romanistischer Verlag, Bonn 2008, ISBN 978-3-86143-181-7, (Abhandlungen zur Sprache und Literatur 172), S. 267–302.
  • Alfred Etzold: Daniel Sanders. 1819–1897. Mecklenburger, Jude, Wörterbuchschreiber. Hentrich & Hentrich Verlag, Berlin 2009, ISBN 978-3-938485-99-6. (Jüdische Miniaturen 82)

Weblinks

 Wikisource: Daniel Sanders – Quellen und Volltexte
 Commons: Daniel Sanders – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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