Qarawiyīn-Moschee in Fès

Qarawiyīn-Moschee in Fès
Eingangsportal mit Blick in den Innenhof

Die Qarawiyīn-Moschee arabisch ‏جامع القرويين ‎ Dschāmiʿ al-Qarawiyīn, DMG Ǧāmiʿ al-Qarawiyīn inmitten der Medina von Fès-el-Bali ist die historisch und politisch bedeutendste Moschee Marokkos.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Qarawiyīn-Moschee wurde im Jahre 857 (oder 859) von einer wohlhabenden Kaufmannstochter, deren Vater zu Beginn des 9. Jahrhunderts aus Qairawān nach Fès ausgewandert war, gestiftet. Wegen der stetig zunehmenden wirtschaftlichen, kulturellen und nicht zuletzt religiös-politischen Bedeutung von Fès wurde der eher kleine Ursprungsbau in den folgenden Jahrhunderten immer wieder erweitert und reicher ausgestattet.

Architektur

Innenhof (sahn)

Ehemals war die Moschee durch Tore von drei Seiten aus zugänglich und bot - bei einer Grundfläche von ca. 85 × 70 Metern – maximal etwa 20.000 Gläubigen Platz zum Gebet, doch wird diese Zahl heutzutage selbst beim Freitagsgebet bei weitem nicht erreicht.

Der heutige Haupteingang ermöglicht einen Blick in einen kleinen Teil des Innenhofs (ṣaḥn) mit seiner zentralen dreigeteilten Brunnenanlage für die vor dem Gebet vorgeschriebenen Waschungen. Unter den Saadiern wurde der Hof im 16. Jahrhundert um zwei seitliche, mit weiteren Brunnenschalen ausgestattete Pavillons bereichert, die mit ihren schlanken Säulengruppen entfernt an zwei ähnliche Bauten im Löwenhof der Alhambra erinnern.

Die Stützen des im Wesentlichen aus 10 Querschiffen bestehenden Gebetsraums der Kairaouine-Moschee sind – im Gegensatz zu den antiken Säulenspolien der großartigen Vorläufer in Qairawān und Córdoba – gemauerte und anschließend weiß verputzte Pfeiler, auf welchen dekorlose Hufeisenbögen ruhen. Nur die gewölbten Decken der auf die Mihrab-Nische zulaufenden Mittelschiffsjoche wurden in der 1. Hälfte des 12. Jahrhunderts mit einem reichen Stuckdekor versehen.

Das unter dem spanischen Umayyaden-Kalifen Abd ar-Rahman III. in der Mitte des 10. Jahrhunderts aus Hausteinen errichtete und – anders als in Kairouan – weitgehend ungegliederte Minarett ist eines der frühesten im gesamten Maghreb. Es besteht aus einem dekorlosen und ungegliederten Turmschaft, der lediglich im oberen Teil von offenen Doppelbögen durchbrochen wird. Darüber befindet sich eine geringfügig auskragende und von zinnenbekrönten Mauern eingefasste Plattform. Den architektonischen Abschluss des insgesamt nur etwa 30 Meter hohen Minaretts bildet eine Rippenkuppel.

Ausstattung

Der Minbar der Qarawiyīn-Moschee stammt aus almoravidischer Zeit (1135). Kurze Zeit später wurde das Mittelschiff mit fünf Bronzeleuchtern ausgestattet, die in ihrem Kern aus in Spanien erbeuteten Kirchenglocken bestehen.

Bedeutung

Die Qarawiyīn-Moschee ist – neben der etwa gleichzeitig in Fès entstandenen Moschee der Andalusier Dschāmiʿ al-Andalusiyīn / ‏جامع الأندلسيين ‎ / Ǧāmiʿ al-Andalusiyīn – der älteste erhaltene Moscheebau in Marokko. Die angeschlossene Universität al-Qarawiyīn mit ihrer reich ausgestatteten Bibliothek gehört bis auf den heutigen Tag zu den wichtigsten Hochschulen der gesamten islamischen Welt.

Literatur

  • Arnold Betten: Marokko. Antike, Berbertraditionen und Islam – Geschichte, Kunst und Kultur im Maghreb. DuMont, Ostfildern 2009, ISBN 978-3-7701-3935-4, S. 176f.
  • Ingeborg Lehmann, Rita Henss: Marokko. Baedeker, Ostfildern 2010, ISBN 978-3-8297-1251-4, S. 258f.

Weblinks

34.064877-4.973356

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