Ali ibn Yusuf ibn Taschfin

Ali ibn Yusuf ibn Taschfin

Ali ibn Yusuf ibn Taschfin († 26. Januar 1143[1]), ‏علي بن يوسف بن تاشفين ‎ Ali ibn Yusuf ibn Taschfin, DMG ʿAlī b.Yūsuf b.Tāšufīn, war Herrscher der Almoraviden von 1106 bis zu seinem Tod im Jahr 1143.

Ali war Sohn von Yusuf ibn Taschfin (1060 bis 1106) und einer spanischen Christin. Er wurde in Ceuta geboren und wuchs dort auf. Dabei lernte er schon in seiner Jugend die andalusische Stadtkultur kennen.

Titelblatt zum Buch des Fastens aus dem Al-Muwatta' auf Pergament. Hergestellt für die Privatbibliothek von Ali ibn Yusuf ibn Taschfin in Marrakesch im Jahr 1107

Nach seiner Machtübernahme 1106 förderte er vor allem Andalusier in der Verwaltung und unterstützte Gelehrte und Dichter. Allerdings konnte er sich nicht immer gegenüber den mächtigen Stammesführern der Almoraviden in Heer und Verwaltung durchsetzen. Als Gegengewicht wurde deshalb eine Söldnertruppe aus Christen unter dem Führer Reverter aufgebaut.

Zwar gelang unter seiner Herrschaft zunächst die Unterwerfung von Saragossa (1110) und die Vertreibung der Pisaner von den Balearen (1115), doch kam es bald zu Rückschlägen. So gingen Tudela (1114) und Saragossa (1118) an Navarra bzw. Aragon verloren. Auch erlitten die Almoraviden bei Lucena 1125 eine Niederlage gegen Aragon. Dessen Expansion konnte mit dem Sieg von Fraga im Juli 1134 zunächst gestoppt werden. In der Folgezeit wurde ein Teil der Mozaraber nach Marokko umgesiedelt, um den Christen bei ihren Feldzügen in Andalusien potentielle Sympathisanten zu entziehen.

Unter Ali ibn Yusuf begann die zunehmende Erstarrung der almoravidischen Bewegung. Deren Rechtsgelehrte beharrten auf die absolute Deutungshoheit in religiösen Fragen und begannen mit der Verfolgung anderer Ansichten. Der dadurch ausgelöste Niedergang des geistigen Zusammenhalts der Almoraviden, war insofern bedenklich, als das Reich mit seinen mächtigen Provinzfürsten nur locker organisiert war und die islamischen Rechtsgelehrten eine wichtige Stütze für den Herrscher darstellten. Gegen diese geistige Erstarrung wandte sich Ibn Tumart, der die Bewegung der Almohaden begründete.

Auch wenn Ali ibn Yusuf kein großer militärischer Führer war, konnte er den Bestand des Reichs behaupten und auch die seit 1120 aufkommende Almohaden-Bewegung unter Kontrolle halten. Erst nach seinem Tod begann unter Taschfin ibn Ali (1143 bis 1145), Ibrahim (1145) und Ishaq ibn Taschfin (1145 bis 1147) der schnelle Zusammenbruch des Reiches.

Neben dem Neubau eines Palastes und einer (zerstörten) Moschee in Marrakesch wurde unter Ali die Große Moschee von Tlemcen erheblich umgebaut. Auch die Qarawiyin-Moschee in Fès wurde erweitert. Dabei machten sich zunehmend andalusische Einflüsse in der Architektur bemerkbar. Diese sind im einzigen erhaltenen Grabbau in Marrakesch aus almoravidischer Zeit, der um 1120 fertiggestellten Qubba Barudiyin, zu erkennen.[2]

Anmerkungen

  1. 7. Radschab 537 H.
  2. The Almoravid Qubba (kiosk). Quantara Mediterranean Heritage

Literatur

  • Ulrich Haarmann: Geschichte der Arabischen Welt. Herausgegeben von Heinz Halm. 4. überarbeitete und erweiterte Auflage. C. H. Beck, München 2001, ISBN 3-406-47486-1, S. 297–298 (Beck's historische Bibliothek).
  • Wilhelm Hoenerbach: Islamische Geschichte Spaniens. Übersetzung der Aʿmāl al-aʿlām und ergänzender Texte. Artemis, Zürich u. a. 1970.
  • Stephan Ronart, Nandy Ronart: Lexikon der Arabischen Welt. Ein historisch-politisches Nachschlagewerk. Artemis Verlag, Zürich u. a. 1972, ISBN 3-7608-0138-2.
  • Évariste Lévi-Provençal: Reflexions sur l'empire almoravide au début du XIIe siècle. In: Évariste Lévi-Provençal: Islam d'Occident. Études d'histoire médiévale. Maisonneuve, Paris 1948, S. 239–256 (Islam d'hier et d'aujourd'hui 7, ZDB-ID 1190363-6).
  • The Encyclopaedia of Islam. New Edition. Brill, Leiden. Band 1. S. 389.

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