Kastell Wagbach

Kastell Wagbach

Das Kastell Wagbach, auch Wagbachkastell, war ein römisches Straßenkastell in der Gemeinde Waghäusel-Wiesental bei Bruchsal. Es befand sich im Hinterland des Obergermanischen Limes an der Fernstraße von Heidelberg nach Straßburg in der Wagbachniederung und schützte im 1. und 2. Jahrhundert den Straßenübergang über den Wagbach. Aufgrund seiner Lage und Größe gehört es in die Gruppe der rückwärtigen Kleinkastelle.

Inhaltsverzeichnis

Forschungsgeschichte

Die oberirdisch noch teilweise sichtbare, rechteckige Wallanlage war lange Zeit irrtümlich als neuzeitliche Schanze interpretiert worden. Im Jahre 1953 wurde die Anlage im Rahmen von Straßenbauarbeiten untersucht und als römisches Militärlager erkannt.

Konstruktion

Das Wagbachkastell misst 46,25 Meter bzw. 52,60 Meter Außenlänge an der Nord- und Südseite, sowie 12,80 Meter bzw. 25,95 Meter entlang West- und Ostseite. Es umgibt demnach eine Fläche von 0,1 Hektar. Umschlossen war die Anlage durch ein Graben-Wall-System von 9.50 Meter Breite. Auch wurden bei den Ausgrabungen von 1953 Spuren einer Innenbebauung in Fachwerktechnik angetroffen, die durch Brand niedergelegt worden waren.

Aufgrund seiner rückwärtigen Lage und der Schutzfunktion mit einer Bachüberquerung weist das Wagbachkastell Parallelen zu dem Kleinkastell Allmendfeld auf.

Datierung

Funde von südgallischer Terra Sigillata und Ziegelstempel der Legio I Adiutrix, die in Mogontiacum (Mainz) stationiert war, datieren die Gründung des Wagbachkastells in die die Zeit Domitians. Hinweise auf die Belegungsdauer des Kleinkastells gibt der Fund einer Münze mit dem Konterfei des Kaisers Trajan. Demnach kann das Kastell noch zu Beginn des 2. Jahrhunderts bestanden haben und wurde vermutlich im Zuge der trajanischen Truppenverlegung aufgelassen. Es folgte eine zivile Umnutzung, die über Funde bis ins 3. Jahrhundert belegt ist.

Lagerdorf

Etwa 180 Meter westlich des Wagbachkastells lag beidseitig der römischen Fernstraße ein ziviles Lagerdorf (vicus), das zwischen 1984 und 2000 wiederholt archäologisch untersucht werden konnte. Unter anderem wurden hierbei ein Töpferofen[1] und mehrere Brunnen entdeckt. Dendrochronologische Untersuchungen des Brunnenholzes ergaben die Daten 78 und 169 ± 10 n. Chr. Im erforschten Töpferöfen waren Ziegel verbaut, die Stempelmarken der Legio I Adiutrix, der Legio XIV Gemina Martia Victrix und der Legio VIII Augusta trugen.

Denkmalschutz

Das Straßenkastell Wiesental und die erwähnten Bodendenkmale sind geschützt als Kulturdenkmale nach dem Denkmalschutzgesetz des Landes Baden-Württemberg (DSchG). Nachforschungen und gezieltes Sammeln von Funden sind genehmigungspflichtig, Zufallsfunde an die Denkmalbehörden zu melden.

Einzelnachweise

  1. Egon Schallmayer: Ein Töpferofen mit Ziegelstempel beim römischen Wagbachkastell, Gemeinde Waghäusel-Wiesental, Landkreis Karlsruhe. In: Archäologische Ausgrabungen in Baden-Württemberg 1984. S. 94ff.

Literatur

  • Anita Gaubatz-Sattler: Waghäusel-Wiesental (KA). In: Dieter Planck (Hrsg.): Die Römer in Baden-Württemberg. Römerstätten und Museen von Aalen bis Zwiefalten. Theiss Verlag, Stuttgart 2005, ISBN 3-8062-1555-3, S. 348f.
  • F. Hormuth: Das Wagbachkastell bei Wiesental, Kr. Karlsruhe. In: Germania 33, 1955, S. 46–50.
  • Egon Schallmayer: Das Wagbachkastell, ein römisches Erdkastell in der Gemarkung Waghäusel-Wiesental, Landkreis Karlsruhe. In: Denkmalpflege in Baden-Württemberg 9, 1980, S. 51–54.
  • Egon Schallmayer: Römerzeit. In: B. Guttmann: Stadt Waghäusel. Die Geschichte von Kirlach, Wiesental und Waghäusel. Karlsruhe 1994, S. 37–49.
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