Katia und Maurice Krafft

Katia und Maurice Krafft
Katia und Maurice Krafft

Katia Krafft (* 17. April 1942 in Soultz-Haut-Rhin als Katia Conrad; † 3. Juni 1991 am Unzen) und Maurice Krafft (* 25. März 1946 in Mülhausen; † 3. Juni 1991 am Unzen) waren ein französisches Ehepaar. Beide waren Vulkanologen, Geologen sowie Naturfotografen und -filmer.

Inhaltsverzeichnis

Karriere

Jugend und Ausbildung

Maurice Krafft kam als Sohn des Ärzteehepaares Raymond Krafft und Elisabeth Krafft, geborene Dopff,[1] zur Welt. Bereits in jungen Jahren war er sehr an Vulkanen interessiert und sah den ersten von ihnen 1953 auf einer Urlaubsreise mit seinem Vater zum Stromboli. Im Alter von 14 Jahren wurde er Mitglied der Société géologique de France und hatte ein Jahr später bereits vier größere Eruptionen beobachtet. Später begann er an der Universität Straßburg ein Studium der Geologie.

Katia Conrad interessierte sich bereits in jungen Jahren für Vulkane, die sie aber zunächst nur aus Büchern und filmischen Dokumentationen kannte. Später reiste sie mit ihren Eltern nach Sizilien und erlebte dort erstmals vulkanische Aktivität in der Realität. Ihr Wunsch, Vulkanologin zu werden, festigte sich durch dieses Erlebnis und sie begann an der Universität Straßburg ein Studium der Geochemie.

Studium und Beginn der Vulkanforschung

Dort, an der Universität Straßburg, lernten sich Maurice Krafft und Katia Conrad kennen. Noch in den 1960er Jahren reisten die beiden zum Vulcano sowie ins französische Zentralmassiv und 1968 nach Island. Im August 1970 heiratete das Paar und Katia nahm Maurice' Nachnamen an

Das Ehepaar reiste mit einem kleinen finanziellen Budget zum Stromboli nach Italien und fotografierte dessen stetige kleine Eruptionen. Beim Verkauf der Bilder bemerkten sie bald, dass eine große Nachfrage nach so gearteter Vulkandokumentation bestand. Noch im gleichen Jahr 1970 unternahmen sie eine mehrmonatige Reise zu den Vulkanen Indonesiens, der Forschungsaufenthalte in Afrika, Japan, Mittel- und Südamerika, auf Réunion, Hawaii sowie in Alaska folgten. Die Kraffts waren zeit ihres Lebens ungebunden, hatten keine Kinder und besaßen keine akademischen Verpflichtungen wie beispielsweise Lehrtätigkeiten an Universitäten. Ihr Ziel war es, „nach dem Rhythmus der Erde“ zu leben und jederzeit überall hin aufbrechen zu können. Ihre ländliche Herkunft bestimmte auch ihr späteres Leben dahingehend, dass sie ihrer Heimat stets treu blieben und Großstädte möglichst mieden. Diese sahen sie lediglich als notwendige Zwischenstationen oder Orte beruflicher Kontakte. Innerhalb von 20 Jahren erlebten sie mehr als 150 vulkanische Eruptionen – ein bis heute unerreichter Rekord. Ihre bekanntesten Forschungsreisen führten die Kraffts 1973 nach Heimaey zum Ausbruch des Eldfell, wo sie nach der Evakuierung der Insel die einzigen Filmer vor Ort waren, 1986 zum Mount St. Augustine und zwei Jahre später zum Ol Doinyo Lengai.

Inzwischen erwarben die zwei Vulkanologen einen Wohnsitz in Wattwiller, einem ruhigen Dorf unweit von Soultz. Sie verweilten ab und zu, immer nur für eine kurze Zeit, in diesem Dorf und häuften in ihrem Haus eine Unmenge von Filmen, Bilder, Unterlagen, Sammlungen aller Art an.

Forschungstätigkeit

Katia und Maurice Krafft verfolgten sowohl wissenschaftliche als auch dokumentatorische Ziele und wollten mit populärwissenschaftlichen Präsentationen die Bevölkerung für ihre Arbeit und die Schönheit der Vulkane begeistern, was ihnen unter anderem durch zahlreiche Fernsehauftritte, ihre persönliche Ausstrahlung und offensichtliche Freude am Beruf auch gelang. Zur Finanzierung seiner Unternehmungen hielt das Paar unzählige Vorträge, veröffentlichte zahlreiche Bücher und produzierte fünf Filme mit eigenen Filmaufnahmen. Gleichzeitig engagierten sich beide jedoch auch für den Schutz der Menschen, die im Schatten von Vulkanen leben, und drehten im Auftrag der UNESCO und der IAVCEI aufklärende Filme, die über die von Vulkanen ausgehenden Gefahren und im Notfall zu ergreifende Sicherheitsmaßnahmen informierten. Ab den späten 1980er Jahren verfolgten sie vermehrt das Ziel, einen vernichtenden pyroklastischen Strom während seines Abbgangs zu filmen – eine Dokumentation, für die sich nur äußerst selten Gelegenheiten ergeben.

Tod

Im Frühsommer 1991 befanden sich die Kraffts gerade an der Montagne Pelée auf der französischen Karibikinsel Martinique, als sie von ihrem Kollegen Harry Glicken die Nachricht erhielten, dass der Unzen auf Kyushu in Japan verstärkte Aktivität mit zahlreichen pyroklastischen Strömen zeige. Daraufhin reisten sie umgehend via Paris nach Japan zu ebendiesem Vulkan. Am 3. Juni brach Katia zusammen mit ihrem Mann sowie Glicken und 40 weiteren Forschern und Journalisten von ihrem Lager in ein höher gelegenes Tal auf. Zu diesem Zeitpunkt kollabierte ein Lavadom und der entstandene pyroklastische Strom überrollte das Tal binnen weniger Sekunden. Alle 43 Personen starben.

Nachlass

Der wissenschaftliche Nachlass des Paares besteht aus einer weltweit nahezu einzigartigen und mit großer Akribie zusammengetragenen Sammlung von Dokumenten, Unterlagen, Gemälden, Stichen und Zeichnungen zu den unterschiedlichen Vulkanen. Er ist heute im Muséum national d'histoire naturelle in Paris hinterlegt. Das umfangreiche Filmmaterial sowie die weit über 450.000 archivierten Fotografien werden von der Association Images & Volcans verwaltet. Die Wanderausstellung „Elements“ des Vulcania in Saint-Ours-les-Roches mit 68 ausgewählten Fotografien der Kraffts wurde vom 6. März bis zum 27. Mai 2008 im Geologischen Dienst NRW in Krefeld erstmals in Deutschland gezeigt.

Filmografie

  • Volcans d‘Europe
  • Volcans d‘Asie
  • Volcans d‘Afrique
  • Les plus beaux volcans du monde
  • L‘Homme face aux Volcans

Publikationen (Auswahl)

  • Maurice Krafft: Guide des volcans d’Europe. Delachaux et Niestlé, Neuchâtel 1974.
  • Katia und Maurice Krafft: À l’assaut des volcans, Islande, Indonésie. Presses de la Cité, Paris 1975, ISBN 2-261-00190-8.
  • Katia und Maurice Krafft: Les Volcans. Draeger-Vilo, Paris 1975.
  • Katia und Maurice Krafft: La Fournaise, volcan actif de l’île de la Réunion. Éditions Roland Benard, Saint-Denis 1977.
  • Katia und Maurice Krafft: Volcans, le réveil de la Terre. Hachette-Réalités, Paris 1979, ISBN 2-01-005430-X.
  • Katia und Maurice Krafft: Dans l’antre du Diable – volcans d’Afrique, Canaries et Réunion. Presses de la Cité, Paris 1981, ISBN 2-258-00904-9.
  • Maurice Krafft: Le Monde merveilleux des volcans. Paris, Hachette-Jeunesse 1981.
  • Maurice Krafft: Questions à un vulcanologue – Maurice Krafft répond. Hachette-Jeunesse, Paris 1981.
  • Katia und Maurice Krafft: Volcans et tremblements de terre. Les Deux Coqs d’Or, Paris 1982, ISBN 2-7192-0204-5.
  • Katia und Maurice Krafft: Volcans et dérives des continents. Hachette-Réalités, Paris 1984.
  • Maurice Krafft: Les Volcans et leurs secrets. Nathan, Paris 1984.
  • Katia und Maurice Krafft: Les plus beaux volcans, d’Alaska en Antarctique et Hawaï. Solar, Paris 1985.
  • Katia und Maurice Krafft: Volcans et éruptions. Hachette-Jeunesse, Paris 1985.
  • Katia und Maurice Krafft: Les Volcans du monde. Mondo, Vevey 1986 (Deutsche Ausgabe: Die Vulkane der Welt. Mondo, übersetzt von Robert Schnieper, ohne ISBN).
  • Katia und Maurice Krafft: Objectif volcans. Nathan Image, Paris 1986, ISBN 2-7382-0555-0.
  • Maurice Krafft, Roland Benard: Au cœur de la Fournaise. Éditions Nourault-Bénard, Orléans 1986.
  • Pierre Kohler, Katia Krafft (Fotos): Vulkane – Kraft aus der Erde. In der Reihe Wissen entdecken, Gonrom, Bindlach 1987, ISBN 3-8112-0947-7 (Originaltitel: Volcans, übersetzt von Traudl Lessing, deutsche Erstausgabe bei Breitschopf, Wien / Stuttgart 1987, ISBN 3-7004-0431-X).
  • Katia und Maurice Krafft: Führer zu den Virunga Vulkanen. Enke, Stuttgart 1990.
  • Katia und Maurice Krafft, François-Dominique de Larouzière: Guide des volcans d'Europe et des Canaries. Delachaux et Niestlé, Neuchâtel 1991, ISBN 978-2-603-01155-3.
  • Maurice Krafft: Führer zu den Vulkanen Europas, 3 Bände, Enke Verlag 1984 (Band 1: Allgemeines, Island, Band 2: Deutschland, Frankreich, Band 3: Italien, Griechenland)
  • Maurice Krafft: Les Feux de la Terre, Histoire de volcans. Découvertes Gallimard, Paris 2003, ISBN 978-2-07-042900-4.

Weblinks

Katia Krafft

Literatur von und über Katia Krafft im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek

Maurice Krafft

Literatur von und über Maurice Krafft im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek

Einzelnachweise

  1. Frances C. Locher, Ann Evory: Contemporary Authors. Band 65 – 68, Seite 344

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