Pfarrkirche Alpnach

Pfarrkirche Alpnach

Die Pfarrkirche Alpnach ist eine Kirche in Alpnach in der Schweiz.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

1776 sind die ersten Pläne für einen zeitgemässen Neubau der Pfarrkirche entstanden. Doch der Bau wurde aufgrund der französischen Revolution und der darauf folgenden politischen und wirtschaftlichen Probleme um Jahrzehnte verschoben.

Pfarrkirche Alpnach

Die heutige Kirche wurde in acht Jahren von 1812–1820 unter Leitung vom Architekten und Baumeister Jost Kopp von Beromünster (1759–1830) gebaut. Die treibende Kraft für den Neubau war Pfarrer Peter Ignaz von Flüe (1762–1834). Der Bau geriet aber wegen Geldmangel bald ins Stocken. 1817 gelangte Landammann Nikolaus Imfeld mit einem Hilferuf an Abt Karl Stalder von Engelberg. Dieser erhielt für die Alpnacher bei der Zinskommission in Zürich das notwendige Geld und setzte im Gegenzug bedeutende Güter im Grafenort und in der Obermatt als Pfand ein. Dies ermöglichte den Weiterbau der Pfarrkirche. Die Gesamtkosten für den Neubau ohne Material und Fronarbeit betrugen 170'000 Gulden. Am 1. Januar 1820 wurde die Kirche bezogen und am 1. November 1821 wurde sie zu Ehren der Hl. Maria Magdalena eingeweiht.

1864 erhielt die Kirche eine vollständig neue Orgel mit 30 Registern. In Folge eines Blitzschlages brannte der rund 100 Meter hohe Turm 1887 bis zum Glockenstuhl herunter. 1889 wurde ein neuer Helm auf den Turm gesetzt, welcher heute noch 91.17m hoch ist. Die Pfarrkirche erfuhr 1872 eine Innenrenovation. Dabei wurden die Deckenrahmen mit Bildern von Josef Troxler ausgemalt. Diese Bilder nehmen Bezug auf das heilige Altarssakrament, da die Pfarrkirche Maria Magdalena die Mutterkirche der früher bedeutenden Altarssakramentsbruderschaft gewesen ist. Die Bemalung der Stukkaturfüllungen bewirkte eine Änderung des Farbklimas im Kirchenraum.

1924 wurde die Pfarrkirche aussen umfassend renoviert. 1932 wurde ein elektrisches Läutwerk eingebaut und 1937 bekam der Kirchenturm ein neues Uhrwerk. 1945 wurde der Pfarrkirche eine neue Orgel durch die Firma Kuhn aus Männedorf nach Plänen des einheimischen Architekten Arnold Durrer eingebaut. Sie besitzt 34 Register und 2696 Pfeifen.

1956 wurden die Stationenbilder aus der alten Kirche wieder eingefügt. Sie wurden 1746 in der alten Kirche eingeweiht.

Aufgrund von Erdbebenschäden wurden von 1964–1965 Renovationsarbeiten am Turm, an der Fassade und im Innern der Kirche ausgeführt. 1984-1985 wurde die Pfarrkirche einer Gesamtrenovation unterzogen. Alte Malereien von 1872 wurden dabei entfernt. 1985 wurde die restaurierte Kirche mit einer Segnung und einer Altarweihe durch Bischof Johannes Vonderach aus Chur eingesegnet. 1986-1987 erhielt die Kirche neue Deckenbilder durch den Maler Karl Manninger.

Kunst-Stil

Der Bau ist kunsthistorisch als klassizistischer Bau von Bedeutung. Entgegen der Architektur des Spätbarocks hat die Kirche klare Raumportionen, linear gesetzte Akzente und ein nüchternes Raumgefüge. Unterschiede zum Spätbarock sind in der Gestaltung der Seitenschiffe zu finden. Über den Seitenschiffen hat es ein Gebälk und ein Gesims zur die Betonung der Längsachse. Breit angelegte Lünetten, welche in die Kappen des Tonnengewölbes einschneiden, ersetzen die für den Barock typischen Thermenfenster.

Grössen-Masse

Die Pfarrkirche Alpnach ist 50.4m lang und 19.3m breit. Sie besitzt einen 91.17m hohen Turm. Die Kirche hat die Form eines lateinischen Kreuzes, welches von Hauptschiff mit dem Chor und den zwei Querschiffen gebildet wird. Sie besitzt eine dreiteilige Vorhalle.

Kirchturm der Pfarrkirche Alpnach

Ausstattung

An der Hauptfassade hat die Pfarrkirche drei Monumentalstatuen der Apostelfürsten Petrus und Paulus und des Erzengels Michael in der Mitte. Diese sind aus Sandstein und von Franz Abart (1769-1863) aus Kerns gefertigt. Im Kirchturm hängen sechs Glocken. Über der Vorhalle befindet sich eine Empore mit der Orgel und dem Sängerraum.

Im Innern der Kirche stehen fünf klassizistische Stuck- oder Kunstmarmoraltäre und zwei Kredenzaltärchen. Die Altäre und die Kanzel wurden von Joseph Moosbrugger aus dem Bregenzerwald gebaut. Der Hochaltar wurde 1824 fertig gebaut und die Seitenaltäre entstanden 1834/1835.

Das Hochaltarbild mit dem Obstück wurde von Joseph Anton Mesmer (1747–1827) aus Saulgau im Schwabenland im Jahr 1823 gemalt. Das Hauptbild zeigt Maria Magdalena unter dem Kreuz. Das Obstück ist eine allegorische Darstellung der Kirche als Braut Christi. Die Seitenaltarbilder wurden von Melchior Paul von Deschwanden (1811–1881) aus Stans gemalt. Die Hauptbilder auf dem Muttergottesaltar, Valentinsaltar und den vier Obstücken sind Jugendwerke aus dem Jahre 1834. Die hinteren Seitenaltarbilder entstanden bei der Renovation 1872. Die Deckengemälde und das Bild des Hl. Michael an der Ostfassade sind Werke von Karl Manninger. Sie ersetzen die Troxlergemälde von 1872. Sie übernehmen teilweise deren Thematik mit dem Bezug zum Altarssakrament. Die Deckengemälde betonen Anfang und Ende des Erlösungswerkes Gottes am Menschen. Das grosse Hauptbild und das Chorbild wurden 1986 und das Abendmahl und die Brotvermehrung 1987 gemalt. Die 14 Stationenbilder stammen aus der alten Kirche und wurden 1746 von Josef Remigi Budmiger aus Kriens gemalt.

Die zwei Alabasterstatuen auf dem Hochaltar zeigen den Hl. Josef und den Hl. Johannes den Täufer. Sie wurden vom Bildhauer Balz Durrer (1762–1841) aus Kerns/Luzern geschaffen. Ebenfalls von ihm ist die Taufsteinfigur und die Marienstatue von 1836 Muttergottesaltar. Diese Marienstatue wurde 1855 neu gefasst. Die Engelstatuen beim Hochaltar sind von Louis Niederberger aus Kerns im Jahre 1892 gefertigt worden. Der Tabernakel stammt von Arnold Stockmann und ist 1943 eingebaut worden.

Die Reliquien des Katakombenheiligen Valentin wurden 1675 von einer Pilgergruppe von Rom nach Alpnach gebracht. Sie wurden 1835 im Frauenkloster in der Au bei Einsiedeln neu gefasst. Die Farbfenster in den beiden Seitenkapellen sind Stiftungen aus dem Jahre 1900 und waren bis 1985 in den Fenstern neben dem Hochaltar eingebaut. Sie wurden in die Seitenkapellen versetzt um das nüchterne klassizistische Farbklima wieder herzustellen. Die Orgel von 1945 ist von der Orgelbaufirma Kuhn aus Männendorf entwickelt worden. Sie hat 34 Register, 2696 Pfeifen und eine elektrische Traktur. Der Prospekt wurde nach den Plänen des Architekten Arnold Durrer gebaut.

Deckengemälde

Das Deckengemälde ist von Karl Manninger gemalt worden.

Ganz oben auf dem Deckenbild von links nach rechts sieht man den Hl. Wendelin, den Hl. Antonius der Einsiedler, die Hl. Barbara, die Hl. Katharina und die Hl. Margareta. Auf der unteren Wolke stehen mit einem Rosenkranz in der Hand die Muttergottes Maria und links und rechts von ihr der Hl. Josef und die Hl. Mutter Anna. Neben der Hl. Mutter Anna steht der Hl. Johannes, der Täufer und darunter sitzt der Hl Johannes, der Evangelist. Der Mann links mit dem Kind auf der Schulter ist der Hl. Christophorus und neben ihm von links nach rechts der Hl. Nikolaus von Myra, die Hl. Klara von Assisi, der Hl. Franziskus von Assisi und die Hl. Apostel Paulus und Petrus. Alleine unten sitzt die Hl. Maria Magdalena. Unten Rechts auf der Wolke sind der Hl. Valentin, der Hl. Augustinus, der Hl. Aloisius von Gonzaga, der Hl. Theodul, der Hl. Sebastian und ebenfalls mit einem Rosenkranz in der Hand der Hl. Bruder Klaus. Der Engel unten ist der Hl. Michael, der Erzengel.

Glocken und ihr Geläute

Die sechs Glocken stammen aus verschiedenen Zeiten und haben doch einen harmonischen Zusammenklang, der auf dem Grundton As der Grossen Glocke basiert.

Die grösste Glocke, eine As-Glocke, ist die Maria-Magdalena-Glocke. Sie wurde in der Giesserei Rüetschi in Aarau 1889 gegossen. Eingegossen sind Bilder von Jesus Christus am Kreuz und Maria Magdalena unter dem Kreuz, von der heiligsten Dreifaltigkeit, vom Hl. Bruder Klaus und vom Hl. Valentin. Ihre lateinische Aufschriften lauten auf deutsch übersetzt: „Gelobt sei die heilige und ungeteilte Dreifaltigkeit! Friede den Lebenden, Ruhe den Verstorbenen, Ehre den Heiligen. Hl. Maria, hl. Valentin, sel. Niklaus von Flüe, bittet für uns!“

Die zweite Glocke in C wurde von M. Moritz Schwartz in Luzern 1590 gegossen. Sie zeigt Bilder der 12 Apostel, Christus am Kreuz, dem Hl. Wolfgang, dem Hl. Theodul, dem Hl. Bruder Klaus, der Hl. Agatha und der Muttergottes. Ihre Aufschrift lautet: „Gott erbarme sich unser und segne uns, er lasse sein Antlitz leuchten über uns und erbarme sich unser. Us dem Für flos ich – M. Moritz Schwartz zu Luzern gos mich 1590.“

Die dritte Glocke in Es ist die St. Anna-Glocke. Sie wurde wie die zweite Glocke in c von M. Moritz Schwartz in Luzern im Jahr 1591 gegossen. Sie zeigt Bilder von Christus am Kreuz, dem Hl. Petrus, dem Hl. Theodul und der Hl. Anna selbdritt. Ihre Aufschrift lautet: „Hl. Anna, bitt für uns! Allerheiligste Dreifaltigkeit, erbarme dich gnädigst der Deinen.“

Die vierte Glocke in F ist die Todeszeichen-Glocke. Sie ist die Veteranin im Kirchenturm. Sie wurde 1458 gegossen und mit Bildern von Maria, dem Erzengel Michael und dem Hl. Antonius versehen. Ihre Aufschrift lautet: „O König der Herrlichkeit, Christus, komm zu uns mit deinem Frieden.“

Die fünfte Glocke in As ist die Barbara- und Katharina-Glocke. Sie ist besonders bekannt als Wetter-Segenglocke. Sie wurde 1890 wie die grösste Glocke in der Giesserei Rüetschi in Aarau gegossen. Die Bilder stellen die Hl. Barbara, die Hl. Katharina von Alexandria und den Hl. Josef dar. Ihre Aufschrift lautet: „Dem sterblichen, hinfälligen Menschen komme zu Hilfe, Barbara.“

Die kleinste Glocke in C ist die Marienglocke. Sie wurde 1890 ebenfalls in der Giesserei Rüetschi gegossen. Sie trägt Bilder der Muttergottes, des Hl. Georg mit dem Drachen und des Hl. Josef. Ihre Aufschrift lautet: „Gegrüsst seist du Maria, voll der Gnade, der Herr ist mit Dir. Das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt.“

Das Geläute der Glocken ist in erster Linie da um den Beginn des Gottesdienstes anzuzeigen. Während des Gottesdienstes machen sie die zu Hause gebliebenen Dorfbewohner auf den Fortgang der gottesdienstlichen Feier durch kurze Zeichen aufmerksam. Auch wird mit dem Geläute zum privaten Gebet aufgefordert. Hier kann man das Geläute der Glocken hören: [1]

Das Endläuten, auch „Chlänkä“ genannt, zeigt an, dass jemand aus der Pfarrei gestorben ist. Es hat die Bedeutung von „Es darf nicht schön tönen“, denn es handelt sich um etwas Trauriges. Das Endläuten wird mit der vierten Glocke geläutet, der Totenglocke.

Zum Wettersegen in der Zeit vom Markus-Tag, dem 25. April, bis zur Kreuzerhöhung am 14. September jeweils um 18:00 Uhr wird mit der zweitgrössten Glocke geläutet.

An Silvester und Neujahr wird das alte Jahr mit allen Glocken ausgeläutet und das neue Jahr eingeläutet.

Die Pfarrkirche besitzt wie andere Kirchen in der Innerschweiz ein hölzernes Klopfinstrument, eine Rätsche. Mit ihren Geräuschen wird das Glockengeläute an den Kartagen ersetzt.

Literatur

  • Otto Camenzind: „Alpnach, zur Geschichte und Gegenwart unserer Gemeinde“. Herausgegeben von der Einwohner und Bürgergemeinde Alpnach. Gedruckt von FAMO Druck AG, Alpnach
  • Pfarrer Hans Gasser: „150-Jahr-Feier Pfarrkirche Alpnach“. Gedruckt von FAMO Druck AG. Alpnach.

Weblinks

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