- Ratsche
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Der Ausdruck Ratsche bzw. Rätsche (von „rasseln“, verwandt mit engl. „rattle“), auch Schnarre bzw. Schnurre, Räppel, Rappel oder Knarre, bezeichnet ein hölzernes Lärm- und Effektinstrument. Nach der Einteilung der Musikinstrumente durch Hornbostel und Sachs handelt es sich um ein Schrapinstrument.
Inhaltsverzeichnis
Funktionsweise
Die Ratsche wird durch das schwungvolle Drehen eines schmalen Holzrähmchens mit einem Holzfederblatt um eine in der Hand gehaltene Achse, an der ein Zahnrad befestigt ist, in Bewegung gesetzt. Das Federblatt rattert um das feststehende Zahnrad und erzeugt dabei je nach Drehgeschwindigkeit ein lautes, knatterndes Geräusch. Ratschen haben üblicherweise eine bis drei parallele Holzblattfedern übereinander.
Der Rahmen einer Drehratsche besteht aus Birkenholz, die gezähnte Walze aus Buchenholz. Durch eine seitliche Kurbel wird die Walze betätigt. Die dünnen Blätter der Ratsche sind aus Fichtenholz und erzeugen beim Drehen von Zahn zu Zahn den Schall.
Geschichtlicher Hintergrund
Früher zogen Bettelmusikanten mit einer Schnarre durch die Straßen, wovon sich die Bezeichnung Schnorrer (jiddisch:שנאָרער) ableitete. In katholischen Gegenden ziehen Kinder damit zum „Ratschen“ durch die Gemeinde (um die Kirchenglocken zu ersetzen, die in der Zeit zwischen Karfreitag und der Osternacht nicht läuten).
Curt Sachs zufolge waren Ratschen früher bei der Müllabfuhr von Amsterdam im Einsatz. Auch die städtischen Nachtwächter hatten früher eine Schnarre bzw. Schnurre als Alarmsignal, wovon der Name „Schnurrbart“ abgeleitet sein soll. Im Mittelhochdeutschen bedeutet „snurre = das Schnurren, Summen“.
Laut einem Fastnachts-Rätschenbauer aus Sipplingen am Bodensee wurden diese Effektinstrumente früher im Weinbau verwendet, um gefräßige Vögel von den traubenbehangenen Weinstöcken zu vertreiben.
Die Verwendung war nicht alleine auf Europa beschränkt; ähnliche Instrumente waren auch in Bengalen zu finden.
Verschiedene Komponisten sehen in ihren Werken die Benutzung einer Knarre vor, z. B. Leopold Mozart in der ihm zugeschriebenen Kindersinfonie, Carl Orff in den Carmina Burana und Richard Strauss in seiner sinfonischen Dichtung Till Eulenspiegels lustige Streiche.
In verschiedenen mitteleuropäischen Regionen (Süddeutschland, Österreich, Böhmen) wurden Schnarren/Rätschen spätestens seit dem 18. Jahrhundert in der Fastnacht und bei christlichen Prozessionen in der Karwoche benutzt. Sie sind in der Schweiz auch als Räre, Rääre, Rätschi, Rärre, Radelen, Rädelen, Rällen, Ratsche oder Karfreitagsklapper bekannt. Im Westfälischen wird die Ratsche auch Räppel genannt.
Die Schnarre (oder Flügel-Ratsche) ist heute noch im deutschsprachigen Raum ein beliebtes Instrument im Straßen-Karneval, bei kulturellen und sportlichen Großveranstaltungen, auf Demonstrationen sowie als Spielzeuginstrument.
Die Ratsche (hebräisch: רעשן - ra'schen) spielt auch eine Rolle beim jüdischen Purim-Fest.
Sonstiges
Das Wort Ratsche bezeichnet im Volksmund aber auch eine Rutschkupplung, ein Schieberad, eine Knarre oder einen Drehmomentschlüssel, oder im bairischen Sprachraum eine überkommunikative Person vorwiegend weiblichen Geschlechts („Die ist eine Ratschn!“ oder auch „Die ist ein rechts Ratschkathl!“), wobei das Ratschn am ehesten dem Tratsch entspricht, der zielloses Schwatzen und Erzählen bezeichnet („Gestern war i bei der Nachbarin und hob a wengal mit ihr gratscht.“)
Literatur
- Brigitte Bachmann-Geiser: Die Volksmusikinstrumente der Schweiz. Atlantis, Zürich u. a. 1981, ISBN 3-7611-0606-8, (Handbuch der europäischen Volksmusikinstrumente Serie 1, 4).
- Curt Sachs: Die Musikinstrumente Indiens und Indonesiens. Zugleich eine Einführung in die Instrumentenkunde. 2. Auflage. Vereinigung wissenschaftlicher Verleger Walter de Gruyter, Berlin u. a. 1923, (Handbücher der Staatlichen Museen zu Berlin), (Auch Nachdruck: Olms, Hildesheim 1983, ISBN 3-487-07352-8), S. 49.
Weblinks
Commons: Ratchets – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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