- Kleinkastell Sindringen
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Kleinkastell Sindringen Limes ORL NN (RLK) Strecke (RLK) Obergermanischer Limes
Vorderer Limes, Strecke 9Datierung (Belegung) 2./1. Hälfte des 3. Jh.
bis spätestens 259/260 n. Chr.Typ Kleinkastell Größe vielleicht 625 Quadratmeter Bauweise Steinkastell Erhaltungszustand nicht mehr sichtbar Ort Sindringen Geographische Lage 49° 16′ 47″ N, 9° 28′ 42,9″ O49.2797111111119.4785888888889190 Höhe 190 m ü. NHN Vorhergehend Kastell Jagsthausen (nördlich) Anschließend Kastell Westernbach (südlich) Das Kleinkastell Sindringen ist eine ehemalige römische Fortifikation des Obergermanischen Limes, der im Jahre 2005 den Status des UNESCO-Weltkulturerbes erlangte. Das Kleinkastell wurde 640 Meter hinter der römischen Reichsgrenze errichtet und befindet sich heute unter dem Boden des einstmals selbständigen Städtchens Sindringen, heute ein Ortsteil der Stadt Forchtenberg im Hohenlohekreis, Baden-Württemberg.[1]
Inhaltsverzeichnis
Lage und Forschungsgeschichte
Das Sindringer Gebiet wurde schon in vorgeschichtlicher Zeit besiedelt. Davon zeugt unter anderem eine um 1902 entdeckte Körperbestattung mit Beigaben der Hallstattzeit in der Gewann Oberes Greut. Auf dem Schwarzenberg bei Neuzweiflingen (Trautenhof) konnten außerdem verflachte Grabhügel der selben Zeitstufe beobachtet und teilweise ergraben werden.[2] Noch wesenlich älter war eine 1938 am Buchhof ausgeackerte durchbohrte steinzeitliche Axt aus Hornblende-Schiefer.[3]
Die römische Befestigung wurde im tiefliegenden Tal des Kochers an einem Gleithang auf der nördlichen Seite des Flusses errichtet. Zu beiden Seiten steigen die Hänge steil auf. In der Nähe des Kleinkastells beginnt ein kurzes schmales Tal die Höhen in nordöstlicher Richtung hinaufzuziehen und kreuzt dabei die hier schnurgerade von Nordnordwest nach Südsüdost verlaufende römische Grenze mit ihren Bauten. Die Hauptaufgabe der nach Sindringen abkommandierten Einheit lag nach Ansicht des Archäologen und Limesexperten Dieter Planck[4] in der Überwachung des Kochertals und der dort durchlaufenden Grenze.
Noch bevor 1904 erstmals antike Mauerreste östlich der um 1100 errichteten Heilig-Kreuz-Kirche von Sindringen entdeckt wurden, vermuteten Experten der Reichs-Limes-Kommission eine römische Garnison im Ortsbereich. Im Jahr 1928 führte der Archäologe Friedrich Hertlein (1865–1929) eine Grabung durch. Heute befinden sich Teile der Anlage unter der um 1100 errichteten Heilig-Kreuz-Kirche von Sindringen. Das Kastell Jagsthausen liegt 3,8 Kilometer nördlich.[1]
Baugeschichte
Bei den 1928 an der Ost- und Südseite der Kirche durchgeführten Grabungen wurde deutlich, daß die rechteckige Anlage eine 1,48 Meter breiten Wehrmauer mit abgerundeten Ecken besessen hat. An der Ostseite konnte ein Tor festgestellt werden, dessen südliche Wange 0,8 Meter breit und 1,95 Meter lang gewesen ist. Die Länge der nordöstlichen Wehrmauer, die in Sindringen auch die Prinzipalseite der Fortifikation war, könnte 25,6 Meter betragen haben.[1] Das vielleicht 625 Quadratmeter große Kleinkastell Sindringen gehört wahrscheinlich zum Typ Rötelsee. Dieses Kastell ist wesentlich besser erforscht und wird – da ist sich die Forschung nicht sicher – auf das spätes 2. Jahrhundert oder in das Jahr 233 n. Chr. datiert.[5] Funde kamen 1928 nicht ans Licht.[1]
Die Versorgung der Truppe an diesem Standort geschah vom Kocher aus.[6]
Nachrömische Entwicklung
Im Zuges des Limesfalls, der 259/260 n. Chr. in der Aufgabe der Agri decumates (Dekumatland) mündete, wurden die noch bestehenden römischen Grenzanlagen von den Truppen geräumt, wenn sie nicht schon zuvor gewaltsam zerstört worden waren. In Sindringen siedelten im Anschluß Alamannen am Ort. 1948 und 1991 kam an der Gartenstraße 10[A 1] und auf der Nachbarparzelle in Sindringen je ein fränkisches Körpergrab zu Tage, das der Merowingerzeit zugeordnet wird.[7]
Denkmalschutz
Das Kleinkastell Sindringen und die erwähnten Bodendenkmale sind als Abschnitt des Obergermanisch-Rätischen Limes seit 2005 Teil des UNESCO-Welterbes. Außerdem sind die Anlagen Kulturdenkmale nach dem Denkmalschutzgesetz des Landes Baden-Württemberg (DSchG). Nachforschungen und gezieltes Sammeln von Funden sind genehmigungspflichtig, Zufallsfunde an die Denkmalbehörden zu melden.
Siehe auch
Literatur
- Dietwulf Baatz: Der Römische Limes. Archäologische Ausflüge zwischen Rhein und Donau. 4. Auflage. Gebr. Mann, Berlin 2000, ISBN 3-786-12347-0, S. 245.
- Christian Fleer: Typisierung und Funktion der Kleinbauten am Limes. In: E. Schallmayer (Hrsg.): Limes Imperii Romani. Beiträge zum Fachkolloquium „Weltkulturerbe Limes“ November 2001 in Lich-Arnsburg. Bad Homburg v.d.H. 2004, ISBN 3-931267-05-9 S. 75–92 (Saalburg-Schriften 6).
- Dieter Planck, Willi Beck: Der Limes in Südwestdeutschland. 2. völlig neubearbeitete Auflage. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 1987, ISBN 3-8062-0496-9.
Einzelnachweise
- ↑ a b c d Claus-Michael Hüssen: Die römische Besiedlung im Umland von Heilbronn. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 2000. S. 54.
- ↑ Siegfried Kurz: Bestattungsbrauch in der westlichen Hallstattkultur. Waxmann Verlag, Münster, New York, München, Berlin 1997. ISBN 3893253866. S. 190 (Tübinger Schriften zur ur- und frühgeschichtlichen Archäologie, Band 2)
- ↑ Fundberichte aus Schwaben, Band 11. E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart 1951. S. 45.
- ↑ Dieter Planck, Willi Beck: Der Limes in Südwestdeutschland. 2. völlig neubearbeitete Auflage. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 1987, ISBN 3-8062-0496-9, S. 64.
- ↑ Andreas Thiel: Zur Funktion der Kleinkastelle am Obergermanischen Limes. In: Jahrbuch 2003/2004 des Heimat- und Altertumsvereins Heidenheim an der Brenz e.V. Heidenheim 2004. ISSN 0931-5608. S. 72f.
- ↑ Martin Eckold: Schiffahrt auf kleinen Flüssen Mitteleuropas in Römerzeit und Mittelalter. Verlag Gerhard Stalling, Oldenburg 1980, ISBN 3-7979-1535-7, S. 18f.
- ↑ In: Fundberichte aus Baden-Württemberg. 28, Teilband 2. Landesdenkmalamt Baden-Württemberg. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 2005. ISBN 978-3-8062-2008-7. S. 286
Anmerkungen
- ↑ Bei 49° 16′ 51,6″ N, 9° 28′ 43,02″ O49.2819.4786166666667.
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