- Kleinkastell Hönehaus
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Kleinkastell Hönehaus
(Kleinkastell Rehberg)Limes ORL -- (RLK) Strecke (RLK) Obergermanischer Limes,
Vorderer Limes, Strecke 7Datierung (Belegung) 3. Jahrhundert
bis spätestens 259/260 n. Chr.Typ Kleinkastell Größe ca. 46 m × 39,5 m = ca. 0,2 ha Bauweise Steinkastell Erhaltungszustand Umwehrung deutlich sichtbar konserviert Ort Buchen-Hettingen Geographische Lage 49° 32′ 34,3″ N, 9° 23′ 15,2″ O49.5428729.387542459 Höhe 459 m ü. NHN Vorhergehend Kleinkastell „An der Altheimer Straße“ (nördlich) Anschließend Kleinkastell Rinschheim (südlich) Das Kleinkastell Hönehaus, auch unter dem Namen Kleinkastell Rehberg bekannt, ist ein ehemaliges römisches Militärlager am sogenannten „Vorderen Limes“ des Obergermanisch-Rätischen Limes. Die zum UNESCO-Welterbe gehörende Anlage befindet sich auf dem „Rehberg“ im „Großen Wald“ bei Hettingen, Gemeinde Buchen im Neckar-Odenwald-Kreis. Die bei der Auffindung noch bestens erhaltenen Fundamente sind konserviert und frei zugänglich.
Inhaltsverzeichnis
Lage und Forschungsgeschichte
Topographisch günstig, in einem hügeligen, von tiefen Taleinschnitten durchzogenen Landstrich wurde das auf dem anstehenden Muschelkalk errichtet Kleinkastell südlich eines deutlichen Limesknicks postiert. Die Palisade war von hier aus 78 m entfernt. Den Soldaten bot sich vom flachen Geländesporn des „Rehbergs“ aus sowohl in südöstliche Richtung ein ausgezeichneter Blick ins Freie Germanien als auch zu den nördlich und südlich liegenden Wachtürmen. Die Höhe fiel auf dem zur römischen Provinz Germania superior gehörenden Gelände nach Westen deutlich in den „Rehgrund“ ab. Nur 350 m nordwestlich lag das nicht viel ältere, wohl nur kurzfristig oder überhaupt nicht belegte Kleinkastell „An der Altheimer Straße“.[1] Am genannten Limesknick beginnt ein rund 80 km langes schnurgerades Stück des „Vorderen Limes“ bis zum Wachturm bei dem Weiler Haghof, der zur Gemeinde Alfdorf gehört.
1892 wurde an diesem Platz erstmals durch die Reichs-Limes-Kommission (RLK) unter dem Streckenkommissar Wilhelm Conrady (1829 bis 1903) gegraben. 1967 hat man die Mauern im „Großen Wald“ erneut freigelegt und anschließend konserviert.[2] Seither gilt die kleine Anlage als am besten erhaltene auf ihrer Strecke.
Baugeschichte
Die Forschung nimmt an, dass das nahe Kleinkastell „An der Altheimer Straße“ eine Vorgängeranlage gewesen ist, die nach dem Bau des topographisch günstigeren rund 39,5 m × 46 m (= 0,2 ha) großen Kleinkastells Hönehaus aufgegeben worden ist. Eine weitere Überlegung geht dahin, das Lager als gut gelegenen Hauptvermessungspunkt für die dort beginnende lange gerade Limesstrecke anzusprechen. Mit Feuerzeichen konnte man vom nahegelegenen Limeswachturm aus den rund 75 km südlich gelegenen Wp 9/116 beim Kleinkastell Ebnisee erreichen.
Die 1 bis 1,1 m breiten und 1892 noch fünf bis sechs Lagen hoch erhaltenen Wehrmauern der mit runden Ecken ausgestatteten Befestigung besaßen einspurige Zufahrten mit einspringenden, nicht sehr qualitätvoll ausgeführten Wangen an der West- und Ostseite. Ähnliche Befunde wurden auch beim Kleinkastell Haselburg aufgefunden. Im Bereich des östlichen Einlasses, am Ende der Wangen, fanden sich 40 cm × 40 cm große Pfostenlöcher. Sie trugen wahrscheinlich ein Dach oder waren zum Torverschluss angebracht. Das Osttor war 2,40 bis 2,50 m, das Westtor 2,60 bis 2,70 m breit. Gemauerte Schwellen fehlten. Die Mannschaftsunterkünfte im Inneren, von denen sich keine Spuren fanden, waren wohl aus Holz errichtet worden. Dies legen Stücke rot gebrannten Geflechtslehms nahe. Der Lehm wurde gebrannt, als die Baracken abbrannten. Man fand auch Decksteine der einstigen Zinnen, welche auf die aus örtlichen Kalksteinplatten errichtete Umwehrung aufgesetzt waren. Das Kastell besaß weder einen Wall noch einen umlaufenden Graben. Nur im Bereich dicht hinter der Umwehrung zeigte sich eine schwärzliche, 30 bis 40 cm dicke und 4 bis 5 m breite Schicht mit Werkzeugresten, Scherben, Gebrauchsgegenständen und Tierknochen. Ein Brunnen wurde nicht lokalisiert.
Nach dem vorliegenden Fundmaterial, wie unter anderem Keramik mit herzförmigen Profilen, hat die kleine, nicht sehr sorgfältig errichtete Fortifikation nur kurzfristig im 3. Jahrhundert[1] bis spätestens zum endgültigen Limesfall 259/260 bestand. Das Münzmaterial reichte von der Regierungszeit Kaiser Caracallas (211–217) bis Gordian III. (238–244). Insgesamt wurden 1892 vier Denare aus vier verschiedenen Kaiserherrschaften entdeckt.[3]
Funde und Verbleib
Während der Konservierung im Oktober 1967 wurde unweit der nördlichen Kastellinnenseite von Waldarbeitern ein kleines Votivhäuschen aus grauem Buntsandstein geborgen. Daneben kamen Sigillatenreste, Amphorenfragmente und Scherben anderer Gefäße zutage. Die Widmung auf dem Votivhäuschen lautet Bonis Casibus Quintinius l(ibertus) Lecto/r ex v(oto).[4] Ein Freigelassener namens Quintinius l. Lector hatte diesen Stein den Göttern der „glücklichen Zufälle“ geweiht.
Viele Funde aus dem Kleinkastell, darunter auch Waffen, sind heute im Bezirksmuseum Buchen ausgestellt.
Limesverlauf zwischen den Kleinkastellen Hönehaus und Rinschheim
Spuren der Limesbauwerke zwischen den Kleinkastellen Hönehaus und Rinschheim. ORL[A 1] Name/Ort Beschreibung/Zustand KK[A 2] Hönehaus siehe oben Wp 7/49[A 3] „Großer Wald“ Wp 7/49 wird lediglich vermutet; archäologisch nicht nachgewiesen.[5][A 4] Wp 8/1 „Großer Wald“ Der quadratische, 5 × 5 Meter große Steinturm mit seinen 70 Meter starken Mauern, wurde in den 1870er Jahre durch den Oberförster Hof teilweise ergraben und 1892 von Wilhelm Conrady (1829–1903), einem Streckenkommissar der Reichs-Limes-Kommission, vollständig untersucht. 1970 erfolgte eine Neuaufgedeckung und die anschließende Konservierung der teilweise zwischen 0,3 bis 0,5 Meter hoch erhaltenen Mauerreste. In diesem Zuge fand eine geringfügige Aufmauerung statt.[5] Der Limesgraben konnte in diesem Bereich archäologisch nicht erfaßt werden.[6] Im Bereich von Wp 8/1 konnte auch der Limesgraben nachgewiesen werden.[A 5] Wp 8/2 „Großer Wald/Rinschheimer Grenze“ Der rechteckige, 4 × 4,9 Meter große Steinturm wurde 1880 teilweise freigelegt und 1893 vollständig ergraben. 1970 erfolgte eine erneute Aufdeckung und Einmessung. Dabei bestätigten sich die Angaben aus dem ORL vollständig. Das in Doppelschalentechnik errichtete Originalmauerwerk war noch durchschnittlich 0,70 bis 0,90 Meter hoch erhaltenen. Die Außenseiten der Mauern bestanden aus unterschiedlich großen Handquadern. Das Innere war mit eingeschlichteten mörtelvergossenen Bruchsteinen gefüllt. Im Turminneren stellten die Ausgräber der Reichs-Limes-Kommission an den Mauersteinen anhaftende, geringe Reste von möglicherweise zwei Brandschichten fest. Leider wurde das Turminnere während der erneuten Ausgrabung durch das Staatliche Forstamt Walldürn ohne vorherige archäologische Untersuchungen so nachhaltig bis zum gewachsenen Boden ausgeräumt, dass eine Überprüfung der durch die RLK gemachten Brandbeobachtungen 1970 nicht mehr möglich war. Es ließen sich damals jedoch noch einzelne Fragmente von Henkelkrügen und Töpfen auflesen.[7] Die Anlage war im Abstand von 0,6 beziehungsweise 1,1 Metern von einem Doppelgräbchen umgeben.[5][A 6] Wp 8/3 „Steinberg“ Von dem Steinturm ist heute nur noch ein rund 9 Meter umfassender und rund 1 bis 1,5 Meter hoher Schutthügel aus Kalksteinen zu sehen.[5][A 7] Wp 8/4 „Steinberg“ Wp 8/4 wird lediglich vermutet; archäologisch nicht nachgewiesen. Gesichert sind lediglich Keramikscherben, die den Standort ungefähr angeben könnten. In der Vergangenheit wurde die am Ort fehlende Fundamentierung auf den felsigen Untergrund zurückgeführt. Die vollständige Zerstörung soll auf die frühere Landwirtschaft verursacht haben.[5][A 8] Wp 8/5 „Hohlsteige“ Wp 8/5 wird lediglich vermutet; archäologisch nicht nachgewiesen.[5] Möglicherweise befindet er sich in einem hier vorgefundenen Schutthaufen.[A 9] Wp 8/6 „Kühbaum“ Der auf dem Kühbaum gelegene Turm wurde am Westrand der Kuppe im Bereich einer mächtigen Steinrutsche entdeckt[8] und durch Suchschnitte gesichert, die Karl Schumacher (1860–1934) im Auftrag der Reichs-Limes-Kommission (RLK) vornahm. Von der bereits damals stark zerstörten Turmstelle waren noch „Mauersteine Mörtelbrocken und römische Scherben“ auszumachen. Heute ist an dieser Stelle nichts mehr zu sehen.[5][A 10]
Wp 8/7 „Aurain“ Wp 8/7 wird westliche des Zossenberges zwischen Landstraße und Feldweg vermutet,[8] ist archäologisch jedoch nicht nachgewiesen.[5][A 11] KK Rinschheim [A 12] Denkmalschutz
Das Kleinkastell Hönehaus und die erwähnten Bodendenkmale sind als Abschnitt des Obergermanisch-Rätischen Limes seit 2005 Teil des UNESCO-Welterbes. Außerdem sind die Anlagen Kulturdenkmale nach dem Denkmalschutzgesetz des Landes Baden-Württemberg (DSchG). Nachforschungen und gezieltes Sammeln von Funden sind genehmigungspflichtig, Zufallsfunde an die Denkmalbehörden zu melden.
Siehe auch
Literatur
- Dietwulf Baatz: Der römische Limes. Archäologische Ausflüge zwischen Rhein und Donau. 4. Auflage. Gebr. Mann, Berlin 2000, ISBN 3-7861-2347-0, S. 234f.
- Willi Beck und Dieter Planck: Der Limes in Südwestdeutschland. 2. Auflage. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 1980, ISBN 3-8062-0242-7
- Christian Fleer: Typisierung und Funktion der Kleinbauten am Limes. In: E. Schallmayer (Hrsg.): Limes Imperii Romani. Beiträge zum Fachkolloquium „Weltkulturerbe Limes“ November 2001 in Lich-Arnsburg. Bad Homburg v.d.H. 2004, ISBN 3-931267-05-9 S. 75–92 (Saalburg-Schriften 6).
- Britta Rabold, Egon Schallmayer, Andreas Thiel: Der Limes. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 2000, ISBN 3-8062-1461-1
- Rainer Wiegels: Ein römisches Inschriftenhäuschen aus dem Kleinkastell Hönehaus (Odenwald), Germania 51, 1973, 543ff.
Weblinks
- Kleinkastell Hönehaus auf der offiziellen Webpräsenz des Limesinformationszentrums Baden-Württemberg (abgerufen am 7. Oktober 2011)
- Kleinkastell Hönehaus auf der privaten Limesprojektseite von Claus te Vehne (abgerufen am 7. Oktober 2011)
- Kleinkastell Hönehaus auf der privaten Limesprojektseite von Bernhard Efinger (abgerufen am 7. Oktober 2011)
Einzelnachweise
- ↑ a b Dieter Planck: Neue Forschungen zum obergermanischen und raetischen Limes. In: Hildegard Temporini (Hrsg.): Aufstieg und Niedergang der römischen Welt. Teil II, Band 5, 1, Verlag Walter de Gruyter, Berlin–New York 1976, ISBN 3110066904, S. 419.
- ↑ Jürgen Obmann (Hgrs.): Limesentwicklungsplan Baden-Württemberg. Schutz, Erschließung und Erforschung des Welterbes. Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart, Esslingen 2007. S. 69.
- ↑ Caracalla, Severus Alexander, Maximinus Thrax und Gordian III. (Limesblatt 2/1892, Spalte 36).
- ↑ AE 1978, 532.
- ↑ a b c d e f g h Jürgen Obmann (Hgrs.): Limesentwicklungsplan Baden-Württemberg. Schutz, Erschließung und Erforschung des Welterbes. Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart, Esslingen 2007. S. 70.
- ↑ Willi Beck, Dieter Planck: Der Limes in Südwestdeutschland. 2. Auflage. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 1980, ISBN 3-8062-0242-7. S. 49.
- ↑ A. Daubner, Peter Florian Mauser (Fridolin Reutti) in: Fundberichte aus Baden-Württemberg, Band 5. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 1980. S. 139.
- ↑ a b Philipp Filtzinger, Dieter Planck, Bernhard Cämmerer (Hrsg.): Die Römer in Baden-Württemberg. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart, Aalen 1976. ISBN 3806201331. S. 374.
Anmerkungen
- ↑ ORL = Nummerierung der Limesbauwerke gemäß der Publikation der Reich-Limes-Kommission zum Obergermanisch-Rätischen-Limes
- ↑ KK = nicht nummeriertes Klein-Kastell
- ↑ Wp = Wachposten, Wachturm. Die Ziffer vor dem Schrägstrich bezeichnet den Limesabschnitt, die Ziffer hinter dem Schrägstrich in fortlaufender Nummerierung den jeweiligen Wachturm.
- ↑ Vermutet bei 49° 32′ 34,12″ N, 9° 23′ 20,24″ O49.5428111111119.3889555555556.
- ↑ Bei 49° 32′ 27,79″ N, 9° 23′ 22,15″ O49.5410527777789.3894861111111.
- ↑ Bei 49° 32′ 6,28″ N, 9° 23′ 30,16″ O49.5350777777789.3917111111111.
- ↑ Bei 49° 31′ 50,2″ N, 9° 23′ 35,44″ O49.5306111111119.3931777777778.
- ↑ Vermutet bei 49° 31′ 39,93″ N, 9° 23′ 40,59″ O49.5277583333339.3946083333333.
- ↑ Vermutet bei 49° 31′ 28,06″ N, 9° 23′ 45,04″ O49.5244611111119.3958444444444.
- ↑ Bei 49° 31′ 16,33″ N, 9° 23′ 49,17″ O49.5212027777789.3969916666667.
- ↑ Vermutet bei 49° 30′ 58,56″ N, 9° 23′ 55,83″ O49.5162666666679.3988416666667.
- ↑ Bei 49° 30′ 54,36″ N, 9° 23′ 42,07″ O49.51519.3950194444444.
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